Getestet

1&1 verliert Spitzenplatz bei Festnetz-Qualitätstest

1&1 hat nicht mehr das beste Netz. Im connect-Netztest konnte in diesem Jahr im Festnetz die Telekom überzeugen. Auch die Regional-Anbieter konnten überzeugen, die großen Kabel-Anbieter enttäuschten hingegen.
Von Thorsten Neuhetzki

Wie gut sind die DSL-Leitungen im Land? Wie gut sind die DSL-Leitungen im Land?
Foto: dpa
Die Kollegen der Zeitschrift connect nehmen nicht nur regelmäßig die deutschen Mobilfunknetze unter die Lupe, sondern auch die Festnetz-Leitungen. Vor einem Jahr hatte hier 1&1 gewonnen, was zu einem Werbe-Contest zwischen der Telekom und 1&1 führte. 1&1 warb damit, das beste Netz zu haben - dabei ist der Provider ein reiner Reseller und hat kein eigenes Netz. Jetzt hat die connect erneut getestet: 1&1 hat nicht länger das beste Netz.

Telekom und 1&1 trennen nur zwei Punkte

Wie gut sind die DSL-Leitungen im Land? Wie gut sind die DSL-Leitungen im Land?
Foto: dpa
Wie connect mitteilt, hat sich die Deutsche Telekom den ersten Platz unter den bundesweiten Anbietern zurück geholt. Der Vorsprung der Bonner gegenüber den Resellern ist allerdings hauchdünn. Während die Telekom 426 Punkte erzielte, hatte 1&1 424 Punkte. Das macht laut connect allerdings einen Unterschied in der Schulnote aus: Die Telekom darf mit einem "sehr gut" werben, 1&1 mit einem "gut". Beide Netze zeigten laut den Testern hohe Leistungen in den Disziplinen Telefonie, Datenübertragung, Web-Services und Web-TV, doch in der Gesamtwertung hat die Telekom leicht die Nase vorn.

Eine angepasste und insgesamt verschärfte Testmethodik trägt dabei auch veränderten Nutzungsgewohnheiten Rechnung – so berücksichtigt der Festnetztest ab diesem Jahr etwa die populären Videodienste von Amazon, Facebook, Netflix, Videoload, Vimeo und Youtube. Erfreulich sei laut connect, dass sich viele Anbieter trotz der anspruchsvolleren Testkriterien gegenüber dem Vorjahr verbessern konnten.

Kabelanbieter erreichen nur ein "Befriedigend"

Platz drei erzielte Telefónica mit 406 Punkten. Die Münchner konnten sich demnach vor allem in der Disziplin Sprache verbessern und sein gutes Niveau bei den Datenmessungen halten. Unitymedia landet mit 363 Punkten und der Note "Befriedigend" im Mittelfeld, konnte sich aber im Vergleich zum Vorjahr insgesamt ebenfalls steigern. Allerdings bescheinigte die connect hier Verbesserungspotenzial sowohl in der Sprach- als auch in der Datendisziplin. Die Ergebnisse beider Netzbetreiber zeigen dennoch großes Engagement und spürbare Erfolge beim Netzausbau.

Einen Unterschied zwischen Vodafone und Kabel Deutschland machte die connect diesem Jahr nicht mehr. Das hat allerdings auch zur Folge, dass Kabel und DSL in eine Wertung einflossen. Diese brachte es auf 339 Punkten und sie Note "Befriedigend" - Luft nach oben, wie es in der Pressemitteilung hieß. Die Netztester von connect und dem Partner zafaco sahen die Ursache dafür nicht zuletzt in der noch laufenden Zusammenführung der beiden Teilnetze.

M-Net bester Regionalanbieter im Test

Zusätzlich wurden regionale Breitband-Netzbetreiber getestet. Den Punktsieg fährt hier der in München, vielen Regionen Bayerns, im Großraum Ulm und in Teilen Hessens aktive Citynetz-Carrier M-Net ein (427 Punkte, Note "Sehr gut"). Aber auch der im Gebiet Weser-Ems tätige Anbieter EWE Tel (418 Punkte, Note "Gut") und die im Raum Köln/Bonn aktive NetCologne (397 Punkte, Note "Gut") überzeugen mit guten Ergebnissen. Alle drei Regionalanbieter konnten sich trotz verschärfter Bewertungsschlüssel im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessern. Auffällig war überdies, dass die drei Citynetze in der im Testumfang erweiterten Disziplin Web-TV klar die Führung übernehmen – wenn es um Videostreaming geht, liegen die Regionalnetze vorn.

Tests an 43 Standorten

Den Festnetztest führt connect mit Unterstützung der zafaco GmbH mit Sitz in Ismaning aus. Sie betreibt Testanschlüsse an insgesamt 43 Standorten – wobei nicht an jedem Standort jeder Provider oder jede Anschlusstechnik verfügbar ist. Dort nahmen automatisierte Testsysteme zwischen dem 16. Mai und dem 12. Juni insgesamt rund 2,1 Millionen Messungen vor und analysierten Sprachqualität, Daten- und Fehlerraten, Antwortzeiten, Videoqualität und vieles mehr. Dabei kamen jeweils die von den Anbietern zu den getesteten Anschlüssen offiziell angebotenen Endgeräte mit aktueller Firmware zum Einsatz. Automatisiert wurden rund um die Uhr Messungen von Telefonie und Datenübertragungen durchgeführt.

Um Einflüsse außerhalb ihrer eigenen Netze auszuschließen, konnten die Netzbetreiber den Referenzserver für einige Datenmessungen in ihrem eigenen Netz aufstellen. Damit unaufschiebbare Wartungsarbeiten nicht zu Nachteilen führen, berücksichtigte zafaco zudem eine nächtliche "Wartungspause" und erfasste in der Zeit von 2 bis 5 Uhr morgens keine Messwerte.

Im Dezember hatte die connect ihren Mobilfunk-Netztest veröffentlicht.

Mehr zum Thema Netztest