Langsamer

Gedrosselt: Was mit 64 kBit/s beim Smartphone noch geht

Basis-Smartphone-Nutzung weiterhin möglich, Uploads fast unmöglich
Von Thorsten Neuhetzki

Wird das Smartphone viel genutzt, droht die Drossel. Wird das Smartphone viel genutzt, droht die Drossel.
Foto: dpa
200, 300 oder 500 MB - das sind die Standardwerte eines Smartphone-Tarif-Datenvolumens. Viele Tarife der deutschen Netzbetreiber und Discounter übersteigen diese Volumen nicht. Teilweise kann der Kunde gegen Aufpreis mehr Inklusivvolumen kaufen. Doch das Erreichen dieser Grenze heißt in aller Regel nicht, dass der Kunde extra zahlen muss oder offline geht - er surft nur langsamer. In den meisten Fällen wird seine Datenrate auf 64 kBit/s im Downstream beschränkt - gedrosselt, wie es im Jargon heißt. Bei einigen Anbietern wie beispielsweise o2 sind es inzwischen sogar 32 kBit/s. Doch was lässt sich mit 64 kBit/s noch machen? Einige Erfahrungen aus der Praxis.

64 kBit/s statt mehrere Megabit pro Sekunde

Wird das Smartphone viel genutzt, droht die Drossel. Wird das Smartphone viel genutzt, droht die Drossel.
Foto: dpa
"Sie haben Ihr Datenvolumen für diesen Monat verbraucht, Sie surfen bis Ende des Monats langsamer". So oder so ähnlich benachrichtigen die Mobilfunkanbieter ihre Kunden, wenn sie das gebuchte Datenvolumen erreicht haben. Statt den - je nach Tarif, Standort und Netz - üblicherweise 2 bis 10 MBit/s tröpfeln die Daten dann gefühlt nur noch. Doch wirklich Angst haben muss man vor der Drossel nicht - die wichtigsten Funktionen lassen sich weiterhin nutzen - es dauert nur deutlich länger. Das zumindest sind die Erfahrungen unserer Redaktion aus einem Testmonat, in dem der private Mobilfunk-Vertrag schon nach wenigen Tagen an sein gebuchtes Volumen stieß und wenig WLAN-Nutzung möglich war.

So war es weiterhin möglich, Navigation über Google Maps oder die Fahrrad-App zu realisieren. Auch war das Lesen von E-Mails und Twitter-Nachrichten weiterhin möglich. Naturgemäß dauerte es nach der Drosselung etwas länger, mögliche Anhänge über das genutzte Telekom-Netz zu übertragen. Besonders galt das für Facebook-Nachrichten, die mit Bildern ausgestattet waren. Hier musste auch schon mal der ein oder andere Reload angestoßen werden, da die Android-App die Datenüberträgung abbracht. Auch das Surfen auf mobilen Internetseiten stellte kein Problem da. Etwas länger mussten wir auf Web-Versionen warten - unterm Strich funktionierte es aber auch hier, die Daten innerhalb einer akzeptablen Zeit auf das Display zu bekommen.

Uploads und Multimedia faktisch unmöglich

Nicht möglich war der Upload von Bildern. Besonders Facebook machte hier mit der genutzten Android-App-Probleme. Der Upload brach stets ab. Der Grund: Die meisten Anbieter gewähren ihren Kunden nach der Drosselung nur noch 16 kBit/s im Upstream. Im Vergleich: Als im Festnetz-Internet noch ausschließlich per Modem oder ISDN gesurft wurde, waren Datenraten zwischen 32 und 64 kBit/s üblich.

Nicht mehr nutzbar sind auch Multimedia-Inhalte. Das Laden eines YouTube-Videos dauert schlicht zu lange als dass es sinnvoll wäre, auf das Video zu warten. Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Nutzung von Mediatheken. Wer indes einzelne Bilder über WhatsApp verschicken will: Das funktionierte nach unseren Erfahrungen - auch wenn es länger dauerte. WhatsApp verkleinert die Bilder vor dem Versand. Dadurch sind diese schneller über die langsame Leitung geschickt als bei Facebook - zumindest wenn hier originale Kamera-Fotos versendet werden.

Alternative: Speed-Upgrade, WLAN-Netze oder Tethering

Wer früh in einem Monat in eine Datendrossel gerät, der kann zwar den Monat "überleben", wirklich viel Freude an seinem Smartphone dürfte er in dieser Zeit jedoch nicht mehr haben. Doch es gibt Alternativen - zumindest für einige Kunden. So bieten beispielsweise die Deutsche Telekom, Vodafone, o2, Tchibo und einige E-Plus-Discounter ihren Kunden sogenannte SpeedOn- oder SpeedUp-Optionen an. Mit ihnen wird den Kunden ermöglicht, einmalig zusätzlichen Datentraffic zu buchen, um so die Drossel aufzuheben. Die Kosten liegen meistens zwischen 3 und 15 Euro - je nach Anbieter und Tarif. Wer diese Optionen anbietet, haben wir auf einer Übersichtsseite für Sie zusammengestellt.

Oftmals können auch WLAN-Netze eine Alternative sein. Viele Gastronomen und Hotels bieten das drahtlose Internet an - oftmals sogar kostenlos. Zudem gibt es immer mehr Städte, in denen es an einzelnen Orten WLAN zum Nulltarif gibt. Auch kann es sich - zumindest für fortgeschrittene Nutzer - lohnen, mit einem zweiten Gerät einen WLAN-Hotspot zu öffnen und über die SIM-Karte des Zweitgerätes zu surfen und weiter unter der Hauptkarte telefonisch erreichbar zu bleiben. Möglich ist das beispielsweise für jene Nutzer, die ein Tablet nutzen - vorausgesetzt natürlich, hier kommt keine Multi-SIM zum Einsatz.

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