handyhandy.de: Was taugen Zeitschriften-Tarife mit sechs Geräten?

handyhandy.de: Was taugen Zeitschriften-Tarife mit sechs Geräten?
Bild: handyhandy.de In Zeitschriften wird manchmal mit spektakulären Handy-Tarifangeboten geworben. Die Händler offerieren zu einem oder zwei Mobilfunkverträgen in der Regel ein umfangreiches Paket an Geräten, das sie dem Kunden "gratis" zum Tarif geben, wenn er den entsprechenden Mobilfunkvertrag abschließt.

Doch manch ein Kunde wird erst nach der Lieferung des Pakets sehen, was er da eigentlich gekauft hat - und zu welchem Preis. Denn die monatlichen Kosten, die für den Tarif im Anschluss daran zwei Jahre lang bezahlt werden müssen, stehen oft in keiner Relation zu dem, was der Tarif bietet.

Was taugt der Allnet-Flat-Tarif?

handyhandy.de: Was taugen Zeitschriften-Tarife mit sechs Geräten?
Bild: handyhandy.de Als Beispiel schauen wir uns heute eine Offerte des Händlers handyhandy.de [Link entfernt] an, bei dem mit einer sagenhaften Gesamt-Ersparnis von 839,90 Euro geworben wird. Der Kunde soll bei Vertragsabschluss zwei LG-Smartphones, einen 32-Zoll-Fernseher, ein 7-Zoll-Tablet, einen Sony-DVD-Player und eine Smartwatch erhalten. Doch ist das Paket sein Geld wert?

Hinter dem Angebot steckt die tema GmbH & Co. KG Handyservice mit Sitz in Offenburg, die mit Talkline, yourfone, Tele2 und Vodafone zusammenarbeitet. Die Offerten sind meist in Kundenzeitschriften oder TV-Magazinen abgedruckt und bewerben insbesondere die beigelegte Hardware mit großen Bildern, Tarifangaben sind überwiegend im Kleingedruckten zu finden.

Der Besteller erhält bei der Offerte zwei Exemplare des LG Joy für insgesamt zwei Euro Zuzahlung. Hierbei handelt es sich um ein Einsteiger-Smartphone, das schon seit über einem Jahr auf dem Markt ist und mit dem veralteten Android 4.4 (Kitkat) ausgeliefert wird. Mit dem 1,2-GHz-Dual-Core-Prozessor, 4 GB Flash-Speicher, 512 MB RAM und der 5-Megapixel-Kamera ist natürlich kein Blumentopf zu gewinnen. Ein LTE-Modul hat das Smartphone nicht, für das handyhandy.de einen regulären Preis von 98 Euro nennt. Im Handel wird es momentan allerdings schon für 60 Euro verkauft.

Genau hinschauen muss der Kunde, um zu sehen, dass er zu den beiden Smartphones auch zwei Allnet-Flat-Tarife erhält, die jeweils 19,99 Euro kosten, der Kunde hat also in den kommenden zwei Jahren Fixkosten von mindestens 39,98 Euro pro Monat. Beide Tarife beinhalten eine Allnet-Flat in alle deutschen Netze, auch die Abfrage der Mailbox ist eingeschlossen. SMS können für jeweils 19 Cent verschickt werden, alternativ kann eine SMS-Flatrate für jeweils 9,99 Euro monatlich gebucht werden. Der Startpaketpreis beträgt einmalig je Vertrag 29,90 Euro, Versandkosten werden nicht berechnet.

Interessant ist immerhin, dass der Kunde das Netz selbst wählen kann, zur Verfügung stehen Vodafone-, E-Plus- und o2-Netz. Je nach Netz ist dann auch das monatlich inkludierte Datenvolumen bemessen: Wählt der Kunde das Vodafone- oder o2-Netz, erhält er 200 MB monatliches Inklusivvolumen, im E-Plus-Netz sind es 500 MB. Diese Unterscheidung ist im Zeitalter der Zusammenlegung von o2- und E-Plus-Netz recht unsinnig, da o2- und E-Plus-Kunden per National Roaming das jeweils andere UMTS-Netz mitnutzen können. Die Nutzung des LTE-Netzes ist laut der Tarifbeschreibung nicht vorgesehen. Insgesamt ist der Tarif zu diesem Preis kaum marktgerecht, da nützt auch die Werbung nichts, dass er regulär sogar 29,99 Euro pro SIM-Karte kosten würde.

Restliche Hardware wenig spektakulär

Wie eingangs gesagt: Derartige Offerten wollen nicht unbedingt mit der Qualität der beigelegten Hardware punkten, sondern eher mit der Masse. Der Händler legt diverse Geräte bei, die außer dem DVD-Player alle vom Hersteller Smartbook stammen, der für preiswerte, aber nicht gerade aktuelle Hardware bekannt ist.

Der 32-Zoll-LED-TV hat eine Auflösung von lediglich 1366 mal 768 Pixel, also nicht einmal Full-HD. Immerhin hat er zwei HDMI- und zwei USB-Anschlüsse sowie einen USB-Mediaplayer in der TV-Software. Das Google-Android-Tablet mit 7 Zoll Diagonale ist ein reines WLAN-Tablet, dass ebenso wie die Smartphones mit einer veralteten Android-Version ausgeliefert wird: Android 4.4.2. Ob das Display mit einer Auflösung von 800 mal 400 Pixel wirklich so "brillant" ist wie in der Werbung beschrieben, muss offen bleiben. Die 8 GB interner Speicher sind per microSD auf bis zu 32 GB erweiterbar, zum Prozessor macht der Händler erst gar keine Angaben.

Der DVD-Player DVP-SR 370B von Sony gibt DVD, Audio-CD, Video-CD, S-Video-CD, DVD-R, DVD-RW, DVD+R, DVD+RW, Double-Layer-Medien, MP3, AAC, JPEG und WMA wieder - ansonsten hat er keinerlei Zusatzfunktionen und Blu-rays spielt er auch nicht ab. Bei der Smartbook Smartwatch verzichtet der Händler auf die Angabe eines Betriebssystems, verspricht aber, dass die Uhr mit Android und Apple iOS kompatibel sei. Unter dem 40-Millimeter-Display verbergen sich Funktionen wie eine Bluetooth Freisprechfunktion, und die Smartwatch vibriert, sobald das Smartphone weiter als 10 Meter entfernt ist. SMS, Telefonie, Kontakte, Kalender, Musik, Fitnesstracker, Taschenrechner, Schlaf-Monitoring, Audioaufnahme, Kamera und Videoaufnahme sind nur in Verbindung mit einem Smartphone nutzbar.

Fazit: Genau hinschauen!

Bei derartigen Offerten sollte der Nutzer sich also dessen bewusst sein, dass die Hardware sich komplett auf Einsteiger-Niveau bewegt und nicht für ambitionierte Anwender gedacht ist. Außerdem werden die beigelegten Geräte im Prinzip durch einen viel zu teuren Mobilfunktarif mitfinanziert, der für sich allein betrachtet viel zu wenig Leistung fürs Geld bietet.