IPv6

IPv6 - das Internet-Protokoll der nächsten Generation

IPv6 soll das Problem der Adress­knapp­heit im Internet lösen. Wir zeigen Ihnen, wie die Lösung in Form von IPv6 funk­tio­niert.
Von Susanne Kirchhoff / Julian Ruecker

IPv6 - das Internet-Protokoll der nächsten Generation IPv6 - das Internet-Protokoll der nächsten Generation
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Viele Jahre lang war von Adress­knapp­heit im Internet die Rede. Schnell wird im selben Atemzug der Begriff IPv6 als Lösung des Problems präsen­tiert, da sich damit die Anzahl der Adressen erhöht. Der Begriff IPv6 setzt sich aus zwei Bestand­teilen zusammen. IP steht für "Internet-Proto­koll", v6 für "Version 6". IPv6 erhöht aber nicht nur die Anzahl der Adressen, sondern bringt auch ein paar andere Verbes­se­rungen mit sich. Worum es sich dabei handelt und welche Ursa­chen die Adress­knapp­heit hat, erläu­tert der folgende Text über IPv6.

IPv6 regelt Daten­über­tra­gung im Internet

Um die Vorteile von IPv6 zu verstehen, muss man zunächst wissen, wofür das Internet-Proto­koll zuständig ist. IPv6 defi­niert unter anderem, wie viele Adressen es im Internet geben kann. Jedes Gerät im Internet braucht eine eindeu­tige IP-Adresse, damit der Daten­aus­tausch mit anderen Geräten gelingt. Die Daten werden in Form von Paketen über­tragen, die nicht nur die eigent­li­chen Inhalte wie beispiels­weise den Text auf einer Inter­net­seite, sondern auch Verwaltungs­informationen enthalten. Die Verwaltungs­informationen stehen am Anfang jedes Pakets, die man im Fach­jargon "Header" nennt. Im Header steht unter anderem, woher ein Paket stammt und wohin es geschickt werden soll. Nur so kann beispiels­weise ein Web-Server wissen, wer gerade eine Anfrage für eine Webseite gestellt hat und an welche IP-Adresse er die gewünschten Inhalte zurück­schi­cken muss. IPv6 - das Internet-Protokoll der nächsten Generation IPv6 - das Internet-Protokoll der nächsten Generation
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IPv6: Mehr Stellen für die IP-Adressen besei­tigen Adress­knapp­heit

IP-Adressen im Internet sind daher genauso wichtig wie die Post­leit­zahl eines Ortes: Beide erlauben es, ein Paket zuver­lässig einem Adres­saten zuzu­stellen. Was passiert, wenn die Post­leit­zahlen knapp werden, hat in Deutsch­land die Wieder­ver­ei­ni­gung gezeigt. Bei mehr als 12.000 Gemeinden und noch mehr Post­leit­zahl­be­rei­chen in Deutsch­land hätten vier Stellen einfach nicht mehr ausge­reicht. Als Lösung hat man sich dazu entschieden, die Anzahl der Post­leit­zahlen zu erwei­tern, indem man sie um eine Stelle verlän­gerte. Im Internet bahnte sich wegen des alten Proto­kolls IPv4 eben­falls eine Adress­knapp­heit an. Auch hier hat man sich als Lösung dazu entschlossen, die Adressen bezüg­lich der Stellen mit IPv6 zu erwei­tern und so ihre Anzahl zu erhöhen.

Adress­knapp­heit war in den Acht­zi­gern nicht vorher­sehbar

Die Frage, ob die Adress­knapp­heit nicht vorher­sehbar war, kann man ganz klar mit "nein" beant­worten. Das seiner­zeit einge­setzte Internet-Proto­koll in der Version 4 wurde 1981 defi­niert und erlaubt maximal etwa 4,3 Milli­arden IP-Adressen. Damals konnte sich noch niemand vorstellen, dass das Internet irgend­wann einmal mehr Adressen benö­tigen würde. Die wenigen Computer mit Inter­net­zu­gang dieser Zeit waren teure Groß­rechner und standen vor allem in Univer­si­täten, Unter­nehmen oder mili­tä­ri­schen Einrich­tungen, an inter­net­fä­hige Laptops und Heim­com­puter oder Handys und Smart­phones war noch gar nicht zu denken. Die letzten freien IPv4-Adressen wurden im Jahr 2011 von der IANA (Internet Assi­gned Numbers Autho­rity) an die regio­nalen Verga­be­stellen verteilt.

Über­gangs­tech­no­lo­gien verhin­dern schnelle Einfüh­rung von IPv6

Die Befürch­tung, das Internet breche ohne IPv6 in abseh­barer Zeit zusammen, war aller­dings unbe­gründet. So werden IPv4 und IPv6 während der langen Über­gangs­phase, bis alle Rechner der Welt IPv6 beherr­schen, parallel betrieben (Dual Stack). Da es viele Netz­werk-Kompo­nenten gibt, die kein IPv6 unter­stützen, müssen diese ausge­tauscht werden. Bis dahin kommen neben dem Dual-Stack-Betrieb verschie­dene Tech­no­lo­gien zum Einsatz, die das Problem der Adress­knapp­heit künst­lich umgehen.

So teilten beispiels­weise deut­sche Mobil­funk­netze mehreren tausend Nutzern dieselbe IP zu, da der Provider die indi­vi­du­elle Zuord­nung intern anders regelt. Dasselbe gilt für Server im Internet, die zwar nur eine IP besitzen, über die aber verschie­dene Inter­net­seiten erreichbar sind. Unter anderem deshalb verzö­gerte sich die Markt­ein­füh­rung von IPv6 bis in den Heim­be­reich.

Daten­schutz­be­denken durch feste IP

Um IPv6 gibt es daten­schutz­recht­liche Bedenken, denn durch die große Anzahl von IPv6-Adressen könnte jedem Gerät dauer­haft eine feste IP-Adresse zuge­wiesen werden und es so eindeutig iden­ti­fi­zierbar machen. Genauer beleuchtet haben wir für Sie dieses Thema in einem weiteren Ratgeber zu IPv6.

IPv6-Ratgeber im Über­blick