Echte Flatrate

Kommentar zu o2 Free: Gutes Konzept halbherzig umgesetzt

Wir zeigen in einem Kommentar zu o2 Free auf, warum sich der Netzbetreiber mit dem neuen Tarif auch selbst schadet. Eine zeitweilige LTE-Abschaltung ist im Jahr 2016 nicht mehr zeitgemäß.
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Wie berichtet führt o2 zum 5. Oktober neue Smartphone-Tarife ein, die mit "unendlichem Surfen", also mit einer echten Flatrate für die mobile Internet-Nutzung, beworben werden. Das ist fast ein Novum auf dem deutschen Mobilfunkmarkt, sieht man einmal davon ab, dass die Deutsche Telekom schon seit Anfang September eine echte Daten-Flat auf einem Smartphone-Tarif anbietet, der mit einem Monatspreis von 199,95 Euro allerdings nur für eine sehr kleine Zielgruppe interessant sein dürfte.

Bei o2 geht es für vergleichsweise günstige 24,99 Euro im Monat los. Dabei bekommen die Kunden im Tarif o2 Free S im Rahmen einer Aktion neben einer Allnet-Flat für Telefonate und SMS zunächst 1 GB ungedrosseltes Datenvolumen pro Monat. Dabei handelt es sich aber um eine Aktion. Zu einem späteren Zeitpunkt ist die Reduzierung des Highspeed-Volumens für Neukunden auf nur noch 200 MB im Monat denkbar.

Endlich keine Daten-Automatik mehr

o2 Free startet am 5. Oktober o2 Free startet am 5. Oktober
Foto: o2, Screenshot: teltarif.de
Neu gegenüber den bisherigen o2-Tarifen ist: Die Daten-Automatik hat ausgedient und auch die Daten-Drossel ist deutlich moderater als in nahezu allen anderen deutschen Mobilfunk-Tarifen geworden. Den Kunden werden nicht mehr automatisch zusätzliche kostenpflichtige Datenpakete aufgebucht, die sie vielleicht gar nicht haben möchten. Die Nutzer werden auch nicht auf 64, 32 oder gar 16 kBit/s gedrosselt, so dass der Internet-Zugang de facto nicht mehr nutzbar ist.

Die neue Drossel bedeutet 1 MBit/s im Up- und Downstream. Das ist eine Übertragungsgeschwindigkeit, die zum Handy-Surfen durchaus ausreicht, mit der man sogar Webradio und Musik-Streaming nutzen kann. Einzig HD-Video-Streams laufen nicht, da höhere Bandbreiten erforderlich wären - eine Einschränkung, mit der die meisten Nutzer sicher leben können.

LTE mal ein- und mal ausgeschaltet

Allerdings will o2 den Kunden auch den Zugang zum LTE-Netz verwehren, wenn sie ihr Highspeed-Volumen verbraucht haben und demnach auf 1 MBit/s gedrosselt sind. Das ist ein Punkt, der eigentlich nicht nachvollziehbar und ein Schritt zurück in die Vergangenheit ist. Nach und nach haben alle deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber selbst in Prepaid-Tarifen mittlerweile LTE freigeschaltet. Gerade im Telefónica-Netz sind mittlerweile sogar viele Discounter-Kunden im 4G-Netz unterwegs. Und die Vertragskunden der Premium-Marke o2 sollen nun plötzlich unter bestimmten Umständen wieder auf UMTS und GSM beschränkt werden?

Durch das National Roaming zwischen E-Plus und o2 ist das 3G-Netz der Telefónica in seiner Gesamtheit sehr gut ausgebaut. Dennoch gibt es Regionen, in denen nur LTE und GSM, nicht aber UMTS verfügbar ist. Selbst in Städten kommt es insbesondere in Gebäuden vor, dass nur LTE, nicht aber UMTS genutzt werden kann, selbst wenn beide Netzstandards vom gleichen Standort kommen. Grund: LTE auf 800 MHz besitzt deutlich bessere physikalische Ausbreitungsbedingungen als UMTS, das auf 2100 MHz funkt.

Auf Seite 2 gehen wir darauf ein, welche Probleme die zeitweilige LTE-Abschaltung bei o2 Free nicht nur für die Kunden, sondern auch für o2 mit sich bringen kann.

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