E-Plus/o2-Fusion: Frequenzen könnten abgezogen und für Neueinsteiger "geparkt" werden
Wenn die Übernahme von E-Plus durch Telefónica von den Wettbewerbsbehörden durchgewunken wird, so besteht noch ein anderes Problem, das die Branche derzeit aufwühlt: Die an die beiden Anbieter vergebenen Frequenzen. Derzeit ist offen, was mit den GSM-, UMTS- und LTE-Frequenzen passiert, die sich o2 und E-Plus in den vergangenen Jahren gesichert haben. Mit dieser Frage beschäftigt sich schon seit dem Herbst die Bundesnetzagentur. Sie hat die ersten Antworten der E-Plus/o2-Mitbewerber veröffentlicht und hat weitere Nachfragen, wie die Marktteilnehmer über die weitere Entwicklung denken. Eine mögliche Entwicklung: Das neue E-Plus/o2 müsste Frequenzen abgeben, die dann aber nicht verteilt, sondern bei der Bundesnetzagentur geparkt werden. Der Sinn: Einem möglichen Neueinsteiger soll ein attraktives Frequenzspektrum mit auf den Weg gegeben werden.
E-Plus/o2 hätte ein Übergewicht an Frequenzen im UMTS/LTE-Band
Zur Zukunft der Frequenzen von o2 und E-Plus nach einer Fusion gibt es unterschiedliche Ansichten
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Bedenken haben vor allem Telekom und Vodafone, wenn es um die Ausstattung des neuen
fusionierten Anbieters E-Plus/o2
mit Frequenzen oberhalb von 1 GHz geht. Auf diesen Frequenzen wird vor allem UMTS und LTE realisiert.
Von den Marktteilnehmern wird dieses Frequenzband als relevant angesehen, weil der Datenhunger der Nutzer
immer weiter zunehmen wird und ein Netzbetreiber mit einem deutlich größeren Bestand an Frequenzen
mehr Teilnehmer mit höheren Datenraten erreichen könnte.
Es sei zu berücksichtigen, "dass die fusionierte Einheit 61 % der Frequenzbänder oberhalb von 1 GHz halten wird", schreibt die Deutsche Telekom in ihrer Stellungnahme. "Diese Frequenzen werden für die Kapazität der Mobilfunknetze und damit das breitbandige Datengeschäft eine entscheidene Rolle spielen." Auch Vodafone spricht von einer Wettbewerbsverzerrung. Im konkreten Fall sei die "aus einer Kumulation der Frequenznutzungsrechte entstehende Wettbewerbsverzerrung offensichtlich." Das beträfe insbesondere die Bänder um 1,8, 2,1 und 2,6 GHz, in denen ein "erhebliches Übergewicht" entstehen würde und somit eine "erhebliche Schlechterstellung" der anderen Marktteilnehmer eintreten werde.
Vodafone befürchtet ineffiziente Nutzung von Frequenzen und eigene Engpässe
Vodafone befürchtet auch, dass Frequenzen - würden sie komplett beim fusionierten Unternehmen verbleiben - ineffizient genutzt würden. Das neue Unternehmen würde nach Vodafone-Angaben über deutlich mehr Spektrum pro Kunde verfügen, als man selbst oder die Telekom. "Dies würde unmittelbar zu einer ineffizienten Frequenznutzung führen, da beim fusionierten Unternehmen Überkapazitäten bestehen würden, während die Kunden der Wettbewerber aufgrund der begrenzten Frequenzressourcen Kapazitätsengpässen ausgesetzt wären."
Potenzial für einen Neueinsteiger auf dem deutschen Markt sieht Vodafone nicht. "Wir sehen keine Notwendigkeit für die regulatorische Etablierung eines Neueinsteigers." Vielmehr würden über MVNOs, die bestehende Infrastruktur mitnutzen, weitere Anbieter auf den Markt treten statt dass es noch einen Anbieter gibt, der komplett neue Sende-Infrastruktur in Deutschland aufbaut. Sollte die Bundesnetzagentur dennoch die Reservierung eines Frequenzspektrums in Erwägung ziehen, so müsste diese Reservierung gleichermaßen einen sogenannten Coverage-Layer als auch zusätzliche Kapazitäten beinhalten, so Vodafone. Mit Coverage-Layer beschreibt Vodafone ein Frequenzband zur Flächendeckung wie bei GSM unterhalb von 1 GHz sowie Frequenzen für UMTS und/oder LTE überhalb dieser Marke. Konkret sprechen die Düsseldorfer von 2 x 5 MHz für einen Coverage-Layer und 2 x 10 MHz für weitere Kapazitäten. So könne der Anbieter bei einem unterstellten 2,1-GHz-Band wahlweise LTE oder UMTS aufbauen.