1&1-Drillisch plant 5G-Netzstart für 2021
United-Internet-Chef Ralph Dommermuth will das 5G-Netz zusammen mit den Mitbewerbern aufbauen
picture alliance/Boris Roessler/dpa
Börsenzahlen können trocken und langweilig sein. Wenn ein Unternehmen wie die 1&1-Drillisch AG und die United Internet AG ihre Ergebnisse für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2019 vorstellen, wird es spannend. Bekanntlich hat das Unternehmen Lizenzen für 5G erworben. Wann wird es losgehen?
Aktuell hat die 1&1-Drillisch etwa 9,58 Millionen Mobilfunkverträge, die unter den Markennamen 1&1 (inkl. gmx.de und web.de) oder vielen Marken der Drillisch-Familie angeboten werden. Im Festnetz haben etwa 4,34 Millionen Kunden unterschrieben.
Verstärkte Nachfrage nach LTE
United-Internet-Chef Ralph Dommermuth will das 5G-Netz zusammen mit den Mitbewerbern aufbauen
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1&1-Drillisch kann eine "verstärkte Bestandskunden-Nachfrage nach LTE-Tarifen" feststellen. Aktuell hat die 1&1-Gruppe 6 Millionen LTE-fähige Mobilfunk-Verträge in den Netzen von Telefónica (o2) geschaltet. Im Netz von Vodafone (D2) ist kein LTE (4G) verfügbar, das wird sich auch nicht ändern.
Die Datennutzung ist bei allen Verträgen (auch die mit "nur" 2G/3G) gegenüber dem Vorjahr um 18,6 Prozent gestiegen, bei den LTE-fähigen Angeboten sogar um über 24,1 Prozent.
LTE von Vodafone?
Rein theoretisch könnte 1&1 LTE auch im Netz von Vodafone anbieten, aber das vorliegende Angebot von Vodafone sei gegenüber den Preisen im o2-Netz wesentlich teurer. Dommermuth will aber Vodafone nicht aufgeben. "Der Kunde kann frei entscheiden, ob er bei Vodafone bleiben oder wechseln möchte." Für ihn habe Telefónica an Netzqualität gewonnen und sei in größeren Städten "absolut wettbewerbsfähig". Und er stellte klar: LTE im Netz von Vodafone werde es für seine Kunden nicht geben.
Künftig Angebote im Netz der Telekom?
Die Frage von teltarif.de, ob 1&1 eines Tages auch eine SIM-Karte im Mobilfunknetz der Telekom anbieten könnte, verneinte der CEO Ralph Dommermuth ausdrücklich. Sein Unternehmen wolle sich künftig vom MVNO ("Service-Provider") zum MNO (Netzbetreiber) wandeln.
Zwei-Markenstrategie im Mobilfunk
Die 9,58 Millionen Mobilfunkverträge sind - wie schon erwähnt - in den Netzen von Vodafone oder Telefónica (o2) geschaltet. Bei Telefónica hat das Unternehmen aufgrund der Auflagen zur E-Plus-o2-Fusion eine Netzkapazität von 30 Prozent.
Sein Unternehmen fährt eine "Zweimarkenstrategie". Da ist zum einen die 1&1, die "mit hoher Qualität und gutem Service punktet und preislich in der Nähe von Original o2 liegt." Dann gibt es die Drillischmarken, die extrem "lean" (schlank) organisiert sind, alle Prozesse sind so optimiert, dass sehr geringe Kosten entstehen und so die teilweise richtig niedrigen Preise realisiert werden können.
Vorbereitungen für eigenes Netz
1&1 Drillisch führt derzeit Verhandlungen mit anderen Netzbetreibern und Lieferanten. Das Unternehmen möchte ein kombiniertes 4G/5G-Netz aufbauen, da viele 5G-Funktionen nur über ein eigenes 4G-Netz realisierbar sind. Rein theoretisch könnte 1&1 sofort auf "eigenen" Frequenzen (2x 10 MHz, die sie von Telefónica "gemietet" haben) bis zum 31.12.2025 loslegen. Praktisch soll bald der erste Probebetrieb - noch ohne Endkunden - starten.
Aktuell laufen intensive Verhandlungen über "nationales Roaming" und Standort-Sharing auf Gebäuden oder Antennenmasten. Ferner wird über die Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Netzausrüstern gesprochen. Das neue 4G/5G-Netz wird auf der Glasfaser von Versatel basieren, die 47.693 km lang und in 250 Städten verfügbar ist.
Nächste Auktion 2024
Für das Jahr 2024 kündigte Dommermuth die Teilnahme an der nächsten Frequenz-Auktion für "Flächenfrequenzen" bei 800 MHz an. Seine Auflagen sehen für Ende 2022 bereits 1.000 aktive Basisstationen und bis Ende 2030 die Verfügbarkeit von 50 Prozent der Haushalte in 390 Städten vor. Wie genau der Ausbau erfolgen werde, stehe aber noch nicht fest.
Netzstart 2021?
Als offiziellen Netzstart wird Jahr 2021 angestrebt. Es gebe eine Menge zu verhandeln, daher sei der Termin noch nicht 100-prozentig sicher.
Dommermuth sagte weiter steigende Serviceumsätze für sein Unternehmen und einen zunehmenden Trend zu LTE voraus.