1&1 Drillisch vs. Telekom: National Roaming als Zankapfel
Schleppende Verhandlungen über National Roaming
Foto/Montage: teltarif.de, Logo: Drillisch
1&1 Drillisch hat im vergangenen Jahr für 1,1 Milliarden Euro Mobilfunkfrequenzen ersteigert. Das Unternehmen will so vom reinen Service-Provider zum eigenständigen Netzbetreiber aufsteigen. Allerdings ist es in den kommenden Jahren unrealistisch, dass 1&1 Drillisch ein eigenes, flächendeckendes Mobilfunknetz aufbaut.
Das bedeutet im Umkehrschluss: 1&1 Drillisch braucht ein National-Roaming-Abkommen mit einem seiner Mitbewerber, um Kunden überall in Deutschland Mobilfunkdienste anbieten zu können. Solche Lösungen sind nicht neu. Beispielsweise hatte Viag Interkom nach seinem Netzstart 1998 zunächst ein Transferroaming über die schweizerische Telefongesellschaft Swisscom genutzt, sodass die Kunden auch auf die anderen Netze zugreifen konnten.
Später konnte Viag Interkom ein offizielles National-Roaming-Abkommen mit der Deutschen Telekom abschließen, das genutzt wurde, bis die heutige o2 ein eigenes deutschlandweites Mobilfunknetz aufgebaut hatte. Eine vergleichbare Lösung strebt auch 1&1 Drillisch an, um zum Netzbetreiber aufzusteigen, den Kunden aber ebenfalls eine flächendeckende Funkversorgung anbieten zu können.
Offizielle Beschwerde bei der Bundesnetzagentur
Schleppende Verhandlungen über National Roaming
Foto/Montage: teltarif.de, Logo: Drillisch
Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hat sich 1&1 Drillisch nun beim politischen Beirat der Bundesnetzagentur über seine Wettbewerber beschwert. Offenbar kommt der Konzern beim Thema National Roaming nicht weiter. Dabei sahen die Regeln bei der Frequenzauktion im vergangenen Jahr dafür ein "Verhandlungsangebot" vor.
1&1 Drillisch befürchtet dem Bericht zufolge, dass etablierte Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom die Gespräche verzögern, um ihren Vorsprung gegenüber dem Neueinsteiger auszubauen. Wies weiter heißt, könnten Telekom, Vodafone und Telefónica aus Sicht von 1&1 Drillisch auch darauf setzen, dass der neue Mitbewerber frustriert aufgibt und seine Frequenzen weiterverkauft.
Telekom: "National Roaming ist kein Standardprodukt"
Wie Der Spiegel weiter berichtet, erklärte der Deutschlandchef der Telekom, Dirk Wössner, in einem Schreiben an den politischen Beirat der Bundesnetzagentur, National Roaming sei "kein Standardprodukt" und müsse "vollständig neu konzipiert werden". Zudem habe 1&1 Drillisch bis Ende Januar "keinerlei Signal" gegeben, dass die Zeit dränge. Der Wunsch nach einem schnellstmöglichen Angebot löse bei ihm daher "Verwunderung" aus. Die Telekom prüfe, ob es möglich sei, "der Bitte von 1&1" nachzukommen.
Drillisch widerspricht. Man habe "stets deutlich gemacht, einen zügigen Vertragsschluss anzustreben". Die Bundesnetzagentur werde ihre Schiedsrichterrolle ausüben müssen, wenn sich keine zeitnahe Lösung abzeichnet. Wie bereits berichtet hat 1&1 Drillisch sogar schon erste Basisstationen aufgebaut.