Rückblick

Seit 20 Jahren: Mit Call by Call und Preselection billiger telefonieren

Mit der vollständigen Liberalisierung des Tele­kommuni­kations­marktes starteten vor 20 Jahren Call by Call und Preselection. Wir blicken auf die damals revolutionären Dienste zurück.
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Wer ab Januar 1998 wusste, dass ihm die Telekom-Tarife dauerhaft zu teuer sind und wer die ständige Suche nach dem günstigsten Call-by-Call-Anbieter satt hatte, konnte auch dauerhaft über einen anderen Anbieter telefonieren, ohne die Telekom als Teilnehmernetzbetreiber zu verlassen.

Preselection ist also die dauerhafte Voreinstellung eines alternativen Verbindungsnetzbetreibers, mit dem in der Regel ein Vertrag abgeschlossen wird. Alle abgehenden Telefonate werden dann statt über die Telekom über diesen alternativen Anbieter geführt. Call by Call ist technisch weiterhin möglich.

Eingehende Anrufe kommen natürlich weiterhin über den Teilnehmernetzbetreiber, also über die Telekom. Und bei Preselection gilt dasselbe wie bei Call by Call: Anrufe zu Sonderrufnummern werden nicht über den Preselection-Provider abgerechnet, sondern weiterhin über die Telekom. Den Unterschied zwischen Preselection und Vollanschluss-Wechsel veranschaulichen wir in einer Übersichtstabelle.

Aktive Anbieter und Gründe für den Bedeutungsverlust

Heutzutage gibt es mehrere Alternativen zu Call by Call und Preselection Heutzutage gibt es mehrere Alternativen zu Call by Call und Preselection
Bild: AVM / teltarif.de
Auch wenn es fast unglaublich klingen mag: Auch heutzutage gibt es noch Preselection-Provider wie beispielsweise 01058 Telecom, Sekundig oder freenetphone, die ihre Dienste für Geschäfts- und Privatkunden anbieten.

Für den Bedeutungsverlust von Preselection gibt es aber mehrere Gründe: Heutzutage ist es viel einfacher als 1998, den Vollanschluss-Anbieter zu wechseln. Der Staat macht mittlerweile weitreichende Vorgaben, wie ein Vollanschluss-Wechsel abzulaufen hat und wie lange der bisherige Anbieter den Anschluss bei Wechsel-Problemen weiterlaufen lassen muss, damit keine Versorgungsunterbrechung eintritt.

Außerdem ist die Alternative zum DSL-Anschluss der Telekom heutzutage nicht einfach nur ein DSL-Anschluss eines anderen Anbieters, sondern gleich eine ganz andere Anschlusstechnik. Der massive Netzausbau und die deutlich höheren Downstreamraten der Kabel-Netzbetreiber haben dazu geführt, dass viele Verbraucher sich von DSL ganz abgewandt haben. Andere Verbraucher surfen komplett übers Mobilfunknetz - und wer in der Breitband-Wüste wohnt, vielleicht sogar über einen Satelliten-Anbieter.

Die Preselection-Anbieter haben aber auch an ihrem eigenen Grab mitgeschaufelt: Angesichts der aufkeimenden Telefonie-Flatrates waren die Preselection-Tarife irgendwann nicht mehr zeitgemäß. Im November 2012 startete easybell beispielsweise mit der bundesweit ersten Allnet-Flat im Festnetz.

Auch bei Preselection gab es Schwarze Schafe mit üblen Praktiken

Und ja: Auch bei den Preselection-Anbietern gab es - wie bei Call by Call - Schwarze Schafe. Verbraucher beschwerten sich beispielsweise darüber, dass sie von einem Preselection-Anbieter angerufen und für "billigeres Telefonieren" geworben wurden, dies am Telefon aber ablehnten. Erst mit der Rechnung bemerkten sie dann, dass der Anbieter ohne Zustimmung des Kunden einfach doch eine Preselection-Einrichtung bei der Telekom durchgeführt hatte. Gegebenenfalls hatte der Kunde damit unwissentlich zu einigen Zielen vielleicht sogar teurer telefoniert als über die Telekom und musste sich nun mit dem Widerruf des Preselection-Vertrags herumschlagen und seinem zu viel bezahlten Geld hinterherlaufen.

Im Gegensatz zu Call by Call, das tatsächlich noch zum Teil eine Daseinsberechtigung hat, gehört Preselection mittlerweile also verdientermaßen auf den Friedhof der Telekommunikations-Geschichte.

Mit VoIP, Callthrough, Callback und Ethno-Discountern oder über Messenger gibt es heutzutage vielfältige Möglichkeiten, auch ohne Call by Call oder Preselection günstiger beziehungsweise kostenlos zu telefonieren, beispielsweise ins Ausland. Alle diese Möglichkeiten haben wir in unserem Übersichts-Artikel zu Call-by-Call-Alternativen zusammengestellt.

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