5G Broadcast

Kein Empfang: 5G-Smartphones kriegen 5G Broadcast nicht

Obwohl es inzwi­schen erste 5G-Smart­phones gibt, ist darüber noch kein Empfang von 5G Broad­cast möglich. Grund ist die noch fehlende Stan­dardi­sierung. Auch eine Aktua­lisie­rung der Firm­ware ist notwendig.
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BBC mit Radio-Testbetrieb über 5G BBC mit Radio-Testbetrieb über 5G
Foto: BBC
Seit Ende 2018 laufen erste Betriebs­versuche im Rahmen des baye­rischen Forschungs­projektes 5G Today. Die Projekte erfor­schen in Vorver­suchen und Test­ausstrah­lungen verschie­dene Aspekte von LTE- und 5G-Broad­cast. Im baye­rischen Versuchs­gebiet werden bereits seit Dezember 2018 vom Sender­standort Wendel­stein des Baye­rischen Rund­funks (BR) Test­signale mit den BR-Fern­sehpro­grammen für den künf­tigen 5G-Stan­dard in weite Teile Ober­bayerns ausge­strahlt.

Mit der Inbe­trieb­nahme eines zweiten Sender­stand­orts in Isma­ning Ende Januar betreibt der Baye­rische Rund­funk inzwi­schen gemeinsam mit den Projekt­part­nern von 5G Today das welt­weit erste "High Tower High Power"- Gleich­wellen­netz (HTHP) mit LTE-/5G-Broad­cast. HTHP-Netze gelten als zukunfts­weisende Tech­nologie, um Rund­funkin­halte flächen­deckend ohne die Nutzung der klein­zelligen Mobil­funk­netze effi­zient, kosten­günstig und strah­lungsarm an 5G-Nutzer zu verbreiten.

Inzwi­schen sind auch erste 5G-Smart­phones auf dem Markt. Mehrere Leser aus dem Sende­gebiet in Ober­bayern, die bereits Geräte wie das Samsung Galaxy S10 5G oder das LG V50 ThinQ 5G besitzen, wollten wissen, wie man die 5G-Broad­cast-Signale nun darüber empfängt. Die schnelle und für die Leser leider ernüch­ternde Antwort: Es geht noch gar nicht.

Fehlende Stan­dardi­sierung und Firm­ware

BBC mit Radio-Testbetrieb über 5G BBC mit Radio-Testbetrieb über 5G
Foto: BBC
Die Ursa­chen hierfür sind viel­fältig. Der Stan­dard (FeMBMS) ist mit dem 3GPP-Release 14 spezi­fiziert worden. Es ist aller­dings normale Praxis inner­halb von 3GPP, dass Funk­tionen in späteren Releases verän­dert oder weiter­entwi­ckelt werden. Zum Empfang nötig ist ferner ein Endgerät mit frei­geschal­teter Broad­cast-Funk­tion. Diese muss per Firm­ware aufge­spielt werden. So lange die Stan­dardi­sierung nicht erfolgt ist, macht ein solcher Schritt keinen Sinn.

Auch die Fragen des Zugangs sind noch völlig offen. Die Betreiber von Broad­cast-Netzen hoffen auf einen Free-to-Air-Empfang ohne SIM-Karte. Dagegen wehren sich die Tele­kommu­nika­tions­konzerne, die viel Geld in den Aufbau von Mobil­funk­netzen stecken und diese Inves­titionen refi­nanzieren wollen. Sie wollen an der Über­tragung von Content mitver­dienen, selbst wenn sie die 5G Broad­cast-Netze gar nicht betreiben. Letzt­lich gibt es auch noch keine Apps, die Fern­sehen und Radio über 5G Broad­cast zugäng­lich machen.

Im Moment können die 5G-Broad­cast-Signale aus Ober­bayern nur im Labor empfangen werden. Wer die Präsen­tation zum Start des Test­betriebs besucht hat, wird gesehen haben, dass es sich um Empfänger in einem handels­übli­chen Server handelt. Sprich: Noch nicht einmal im BR oder im Institut für Rund­funk­technik (IRT) als Projekt­partner kann man Fern­sehen über 5G Broad­cast bereits an einem Smart­phone sehen.

Nach Forschungs­projekt: Beta-Test ist wahr­schein­lich

Auch nachdem eine erfolg­reiche Stan­dardi­sierung bei 3GPP erfolgt ist, könnte es noch ein langer Weg sein, bis 5G Broad­cast in aktu­ellen 5G-Smart­phones verfügbar ist. Zunächst dürfte es einen Beta-Test mit ausge­wählten Teil­nehmern geben. Von dem Ergebnis dürfte abhängig sein, ob es für die Content-Indus­trie über­haupt Geschäfts­modelle für 5G Broad­cast gibt. Ein wich­tiges Krite­rium dürften hierbei Angebot und Empfangs­leis­tung der Broad­cast-Netze spielen.

Einen solchen Beta-Test hatte die briti­sche BBC gestartet, aller­dings mit Hörfunk. Auf der Insel Stronsay erhielten ausge­wählte Test­teil­nehmer modi­fizierte Smart­phones. 13 Hörfunk­programme konnten bis September über den FeMBMS-Broad­cast-Dienst empfangen werden. Neben dem Radio-Angebot bekamen die Test­kunden über 5G einen mobilen Breit­band-Inter­netzu­gang. Die Ergeb­nisse werden nun final ausge­wertet.

Es dürfte also noch einige Zeit - viel­leicht sogar noch zwei bis drei Jahre - dauern, bis man mit 5G-Handys tatsäch­lich auch Rund­funk­anwen­dungen über 5G Broad­cast sehen oder hören kann. Ein Zeit­punkt, wann es soweit ist, steht also noch in den Sternen. Die Förde­rung des 5G-Today-Projekts endet am 31. Oktober. Bisher ist noch offen, wie es danach weiter­geht.

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