5G-Netz im Handyladen kaufen?
Deutschland ist das einzige Land, in dem Industriebetriebe ihr eigenes 5G-Netz („Campus-Netz“) aufbauen dürfen. Darum werden wir international beneidet, wie teltarif.de am Rande des Mobile BroadBand Forums in Zürich erfuhr.
Campus-Netz aus dem Handyladen?
Noch sind die genauen Details nicht abschließend geklärt, aber Industriebetriebe, die ihr eigenes Campus-Netz mit 5G ausbauen möchten, können bald ihre Komponenten quasi im Handy-Laden um die Ecke kaufen, etwas überspitzt formuliert.
Das Unternehmen KOMSA (für Kommunikation Sachsen) in Hartmannsdorf bei Chemnitz dürfte vielen Lesern weniger bekannt sein, ist aber einer der größten deutschen Mobilfunk-Distributoren und Service-Unternehmen. KOMSA beliefert den Mobilfunk-Fachhandel mit Endgeräten, SIM-Karten und unterstützt ihn bei seine alltäglichen Arbeit. Muss ein Gerät zur Reparatur, kann es durchaus sein, dass es bei der Komsa-Reparatur-Tochter w-support oder Repamo landet.
Partnerschaft mit Huawei
Steffen Ebner (KOMSA) und Chris Lu (HUAWEI) haben ein Abkommen unterzeichnet, 5G CampusLösungen könnte es künftig aus dem "Handyladen" geben.
Foto: KOMSA
Jetzt gibts bei KOMSA auch Hilfe und Hardware zum Aufbau von Campus-Netzen. Dazu haben KOMSA und Huawei jetzt
eine Partnerschaft gestartet. Bei einer gemeinsamen Vertragsunterzeichnung für eine deutsche Cloud IP-Plattform
mit anschließendem Rundgang durch das OpenLab haben sich Chris Lu, Managing Director, Huawei Enterprise Business
Group Germany, und Steffen Ebner, Vertriebsvorstand B2B der KOMSA-Gruppe, auf eine verstärkte Zusammenarbeit
für den Aufbau von zentral verwaltbaren Campusnetzwerken verständigt.
KOMSA kann ab sofort die Huawei CloudCampus-Lösung vermarkten, welche den Aufbau von Cloud-basierten Netzwerk-Management-Diensten erlaubt. Die Huawei CloudCampus-Lösung bietet sogenannten Systemhäusern (Softwareberatungsunternehmen und hochspezialisierte Fachhändler) den notwendigen Support bei ihren Konzepten zum Managed Service Provider und führt bei den Nutzern „zu einer gesteigerten User Experience.“
Einmal hin, alles drin
Dank der Integration von KI-, Big-Data-, und SDN- (Software definiertes Netz) Technologien eignet sich diese Lösung besonders für Netzwerke mit mehreren Filialbetrieben. Automatisierungsmöglichkeiten und eine Steuerung über den gesamten Lebenszyklus – von der Planung, Einführung und Optimierung bis hin zur Wartung – sollen die Betriebskosten um bis zu 80 Prozent senken. Die Plattform ist zudem „IOT Ready“. So können zum Beispiel elektronische Preisschilder im Einzelhandel angebunden und zentral verwaltet werden. Die Implementierung der CloudCampus-Lösung wird von KOMSA in Zusammenarbeit mit einem externen Rechenzentrumsbetreiber erfolgen.
Die Infrastruktur der CloudCampus Plattform von Huawei basiert auf dem eigenen Cloud-Betriebssystem FusionSphere. Alle Server werden auf dem Betriebssystem „EulerOS“ laufen.
Wie könnte das aussehen?
Ein Unternehmen kauft über ein Systemhaus, das wiederum bei KOMSA bestellt, die notwendige Sender- und Serverhardware von Huawei, die auf dem Werksgelände aufgestellt und über eine gesicherte Internetverbindung mit der Cloud von Huawei verbunden wird. In dieser Cloud läuft die komplette Netzsteuerung des Werksnetzes. Sie definiert, welche Anwender es gibt, was sie können, was sie dürfen, verwaltet die SIM-Karten und verbindet verschiedene Unternehmensstandorte und schlägt Alarm beim Servicetechniker, wenn irgendwo ein Element ausgefallen sein sollte. Campus-Netze sind nicht nur auf große Weltkonzerne wie BASF, Daimler(Benz) etc. beschränkt, auch kleine mittelständische Unternehmen könnten möglicherweise Lizenzen erhalten. Der Markt dürfte also beachtlich sein.
Campus-Netze nicht für die Öffentlichkeit
Campus-Netze dürfen nur Dienste für die Firma/Firmen im Campus anbieten, aber nicht für die Öffentlichkeit. Firmeninternes Telefonieren auf dem Werksgelände wird vielleicht möglich sein. Falls aber eine Privatperson vor den Werkstoren steht oder sich ein Mitarbeiter mit dem eigenen privaten Handy auf dem Werksgelände befindet, werden sie kein 5G des Campus-Netzes empfangen bzw. dort nicht Einbuchen dürfen. Das Netzwerk vom Händler gibt aber eine ungefähre Ahnung wie „einfach“ Netze in einer späteren Zukunft geplant und aufgebaut werden könnten.
Den Strategen bei den etablierten Netzbetreibern wie Telekom, Vodafone, Telefónica oder 1&1 dürfte der eiskalte Schweiß über die Stirn laufen.