5G: Vier Netzbetreiber müssen sich über Frequenzen einigen
Vor der Freigabe der echten 5G-Frequenzen durch die Bundesnetzagentur müssen sich die Beteiligten einigen.
Bild/Montage: teltarif.de
Große Verwirrung herrscht um den realen Marktstart von 5G in Deutschland. Denn: Die Netzbetreiber brauchen noch grünes Licht durch die Bundesnetzagentur. Wie das? Die Frequenzen wurden doch erst versteigert und dann per Urkunde "übergeben"? Die Antwort lautet: Ja und nein.
Nur Zuschlagsurkunden verteilt
Vor der Freigabe der echten 5G-Frequenzen durch die Bundesnetzagentur müssen sich die Beteiligten einigen.
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In Mainz wurden an die vier Netzbetreiber, also 1&1-Drillisch, Telefónica, Telekom und Vodafone nur sogenannte "Zuschlagsurkunden" verteilt. Darin stehen zwar die Anzahl der ersteigerten Frequenzblöcke, aber nicht (unbedingt), wo diese Frequenzblöcke physikalisch genau sich befinden.
Wie Golem herausfand, liegt der schwarze Peter nicht bei der Bundesnetzagentur, sondern bei den vier Netzbetreibern.
Auf Spurensuche
teltarif.de hat sich in der Szene umgehört: Bis zum 12. Juli sollen sich alle vier Netzbetreiber einigen und der Bundesnetzagentur mitteilen, wo ihre Frequenzen konkret liegen sollen.
Vodafone hat einen "konkreten" ("festgelegten") Frequenzblock, den Block "1", ersteigert. Auch die Telekom hat einen konkreten Block "29" ersteigert. Logischerweise sollen die anderen ersteigerten Blöcke dazu "passen", um komplizierte Frequenzsprünge bei der Datenübertragung zu vermeiden. Mit "breiterem" Spektrum können außerdem höhere Übertragungsraten realisiert werden, was ja der entscheidende Vorteil der ziemlich hohen Frequenzen bei 3,6 GHz ist. Zur Erinnerung: Bislang wird auf 700 bzw. 800 bis 900, 1800 oder 2100 MHz gefunkt, teilweise auch auf 1500 MHz. Neu kommen 3,4 bis 3,7 GHz dazu, mit den lokalen Campusnetzen ist dann noch der Bereich 3,7 bis 3,8 GHz in Benutzung.
Wenn also Vodafone "unten" und Telekom "oben" liegen, dann würden Telefónica und 1&1-Drillisch wohl die "mittleren" Frequenzen bekommen. Aus der Branche ist zu hören, dass sich Telekom und Vodafone "weitgehend einig" seien, vermutlich würden auch Telefónica (o2) und 1&1-Drillisch den Vorschlägen zustimmen. Dann könnten die vier Netzbetreiber einen gemeinsamen Vorschlag am 12. Juli bei der Bundesnetzagentur in Bonn bzw. Mainz präsentieren und die Bundesnetzagentur könnte relativ kurzfristig ihre Freigabe erteilen. Danach könnten die Kunden ihre 5G-Tarife, soweit schon im Angebot, buchen und 5G freischalten lassen, wo es 5G schon gibt. Telekom hat dazu schon einige Orte genannt, Vodafone dürfte wohl noch abwarten, bis es funktechnisch wirklich losgehen kann.
Jetzt dürfen (und müssen) sie miteinander reden
Im Vorfeld finden dazu Verhandlungen zwischen allen vier Netzbetreibern statt, die "vorher" (während der Auktion) noch "bei Todesstrafe" verboten waren. Falls sich alle Beteiligten einig sind, wird die Bundesnetzagentur neue Urkunden mit den konkreten Frequenzen verschicken. Falls es zum unauflösbaren Streit käme, müsste die Netzagentur als Schiedsrichter entscheiden.
Bei dem Erstellen der Frequenzpläne muss noch geschaut werden, ob dort bereits Frequenzen für einen technischen Probebetrieb vergeben wurden, diese Frequenzen müssten dann kurzfristig geräumt werden, sofern sie nicht schon (zufällig) im ohnehin ersteigerten Bereich liegen sollten.
Nationales Roaming: Wie könnte es aussehen?
Ein denkbarer Streitpunkt könnte das Recht auf "nationales Roaming" sein. Ob sich die Fragen des "nationalen Roamings", die insbesondere für den "Newcomer" 1&1-Drillisch von Bedeutung sind, bis zum 12. Juli geklärt sein dürften, ist eher unwahrscheinlich. Dazu muss beispielsweise erst einmal der technische "Mechanismus" geklärt werden, von Fragen zur Bepreisung und Abrechnung ganz zu schweigen.
Wie könnte "nationales Roaming" funktionieren? Etwa so, wie wir das aus dem Ausland gewohnt sind? Der Kunde muss im "Funkloch" selbst aktiv seine (manuelle) Netzwahl anwerfen und dann sich bei der Konkurrenz einbuchen? Oder werden "Handover" eingebaut, wie damals zwischen VIAG Interkom und der Telekom ("D1-Roaming")? Was sieht der Kunde im Display?
Oder strahlen die Sender einfach gleichzeitig verschiedene Kennung aus, was bedeutet, dass der Kunde einfach "mehr Netz" hat, aber gar nicht weiß, woher das kommt und wer ihn da wirklich versorgt?
Wird das "nationale Roaming" automatisch für alle Kunden freigeschaltet oder muss der interessierte Kunde dann extra eine "Nationale Roaming Option" dazu buchen, um zu verstehen, dass mehr Netz abseits der Brennpunkte auch mehr Geld als sonst kostet?
Gerade Anbieter, wie die Telekom, die nachweisbar "viel" bauen, möchten natürlich ihren Mehraufwand "gewürdigt" sehen, während Anbieter mit geringeren Finanzmitteln maximal viel Netz zu minimalen Kosten haben möchten, da deren Kunden oft nicht mehr ausgeben wollen oder können.
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