Stadtnetze fürchten um 5G-Frequenzen
In großen Industriebetrieben (das Foto wurde in einem Werk der BASF aufgenommen) wird 5G dringend benötigt.
Foto: BASF, Montage: teltarif.de
Heute um 15 Uhr fällt der Hammer, bis dahin müssen alle Anmeldungen für die 5G-Lizenzen eingegangen sein. Neben den bekannten Mobilfunkanbietern, wie Telekom, Vodafone oder Telefónica, möchte 1&1-Drillisch (United Internet) in den Club der Netzbetreiber aufsteigen und dann sind da noch die Aspiranten für regionale Lizenzen, wie Industrieunternehmen und Stadtnetzbetreiber.
Wer kriegt Frequenzen?
In großen Industriebetrieben (das Foto wurde in einem Werk der BASF aufgenommen) wird 5G dringend benötigt.
Foto: BASF, Montage: teltarif.de
Und da gibt es ein Problem: Gerade regional wollen nicht nur kleine und große Industriebetriebe, sondern auch lokale Stadtnetzbetreiber Frequenzen haben und könnten sich dabei gegenseitig in die Quere kommen. Also muss die Frequenzaufsicht der Bundesnetzagentur das vorher genau prüfen, doch dafür scheinen Kapazitäten zu fehlen. Alle Prüfungen hätten im Prinzip bis heute Nachmittag abgeschlossen sein müssen. Das ist wohl nicht zu schaffen.
Industrie vor Stadtnetzbetreibern
Die Wirtschaftswoche hat nun herausgefunden, dass die Anfragen der kommunalen Stadtnetzbetreiber, die oft über hervorragende Glasfasernetze vor Ort verfügen, im Zweifelsfall erst mal auf Eis gelegt werden könnten und die Industrie Vorfahrt haben soll. Auch dort, wo die Netzagentur schon auf Frequenz-Kollisionen gestoßen sein sollte, hätte die Industrie bei der Frequenzvergabe Vorrang.
Der schnelle Aufbau von 5G-Netzen für die Fabrik 4.0 habe Vorrang, hieß es aus Regierungskreisen. Die Städte und die Mitglieder des Bundesverbandes Glasfaseranschluss (Buglas) sind alarmiert. Sie fürchten nun, dass ihnen bei dieser Gelegenheit dadurch der Zugang zum 5G-Markt versperrt werden könnte. Dabei wäre "nur mit regionalen 5G-Netzen eine Flächendeckung möglich“, heißt in einem jetzt verschickten Protestbrief an mehrere Bundesminister.
Industrie mit vielen bekannten Namen
"Da können wir nicht warten, bis die Netzbetreiber mit der Versorgung fertig sind", erklärte ein Sprecher des Elektrotechnik-Konzerns Siemens die Lage, gegenüber der Wirtschaftswoche. "Wir sind mitten in der Industrie 4.0". Die Volkswagen-Gruppe (Volkswagen, Audi, Porsche) testet bereit eine "5G-Laborinstallation" für die Produktion in Zusammenarbeit mit dem Netzwerkausrüster Ericsson.
Beim Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen sind rund 600.000 Sensoren und Aktoren aktiv und es könnten zehnmal so viele werden. Dafür wird 5G gebraucht und die BASF wird einen Antrag für lokale Frequenzen stellen, teilte eine Sprecherin mit. Mit solchen Datenmengen wäre 4G (LTE) oder eine andere herkömmliche Technologie komplett überfordert. Zumal einige Mitarbeiter bereits mit Augmented Reality Brillen ausgestattet sind, um Kollegen bei der Instandhaltung von Maschinen zu helfen.
Wo zwei sich streiten...
Andersherum: Die großen Netzbetreiber dürften um jeden konkurrierenden Anbieter froh sein, der keine eigenen 5G-Frequenzen bekommen kann. Sonst bliebe ihnen am Ende nur noch die undankbare Aufgabe übrig, fernab aller Industrieansiedlungen und Ballungsgebiete auf teuer ersteigerten eigenen Frequenzen für optimale Netzabdeckung sorgen zu müssen.