5G-Netze: Sicherheitsdienste kämpfen um eine Hintertür
5G ist als sicherer Standard angelegt. Für die Geheimdienste zu sicher.
Bild: picture alliance/Boris Roessler/dpa
Der kommende 5G-Standard sollte nach dem Willen seiner Entwickler deutlich sicherer werden als die bisherigen Standards. So war beispielsweise eine End-to-End-Verschlüsselung im Gespräch. Zudem sollen sich Basisstationen gegenüber den Mobilfunkgeräten identifizieren müssen. Das würde das Abhören der Verbindungen über IMSI-Catcher unmöglich machen.
Den Schlapphüten ist 5G zu gut geschützt
5G ist als sicherer Standard angelegt. Für die Geheimdienste zu sicher.
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Was vor allem zum Schutz der Privatsphäre gedacht ist, sperrt aber auch professionelle Schnüffler aus. Die Sicherheitsmaßnahmen gehen vielen europäischen Regierungen und Strafverfolgern deshalb zu weit. Sie gehen auf die Barrikaden und machen ihren Einfluss geltend, um im Standardisierungsgremium 3GPP eine Lockerung dieser Sicherungsmaßnahmen zu ihren Gunsten zu erreichen.
Unterstützung bekommen sie nun wohl auch aus den USA. In der ersten Woche im September soll es ein Sondertreffen der für die Sicherheit und den Datenschutz zuständigen Arbeitsgruppe SA3LI geben. Und das soll diesmal unter starker Beteiligung von amerikanischen Sicherheitsbehörden wie dem FBI stattfinden. Dazu hat der Telekom-Anbieter Verizon in sein Hauptquartier in Baskin Ridge im Bundesstaat New Jersey eingeladen.
Die Arbeitsgruppe steht unter Zeitdruck. Noch in diesem Jahr sollen die Sicherheitsbestimmungen in eine feste Form gegossen werden, Änderungen sind dann kaum noch möglich.
Netzbetreiber wollen Datensammlung minimieren
Die Begehrlichkeiten der Sicherheitsbehörden laufen den Interessen der Netzbetreiber diametral entgegen. Sie wollen nämlich möglichst nur die anfallenden Daten speichern, die für das Funktionieren der Netze unbedingt notwendig sind. Das neue 5G Netz produziert nämlich Unmengen davon, eine Übertragung und Speicherung droht auch das Netz zu verstopfen.
Für die Geheimdienste ist aber gerade dieser Aspekt interessant. Sie würden am liebsten alle diese Parameter speichern. Daraus würden sich dann beispielsweise exakte Bewegungsprofile in GPS-Qualität erstellen lassen. Für die Kosten der Speicherung und Auswertung haben sie auch schon jemanden im Visier: die Netzbetreiber.
Notfalls Gesetze ändern
Angesichts des Termindrucks denkt die eine oder andere an der Diskussion beteiligte Partei auch schon Mal über einen Notfallplan nach. So könnte sich das Bundesinnenministerium im Falles des funktionsuntüchtigen IMSI-Catchers auch eine rechtliche Lösung vorstellen. Denkbar wäre es, IMSI- oder IMEI-Daten zukünftig einfach mit richterlichem Beschluss bei den Netzanbietern abzufragen.
Allerdings: Möglicherweise ist Aufregung der Schlapphüte größtenteils umsonst. Laut Alf Zugenmaier, Professor für mobile Netze und Sicherheit an der Hochschule München, stehen die Sicherheits-Spezifikation längst fest und sollen Ende des Jahres nur noch formal beschlossen werden. Zugenmaier weist in einem Beitrag der Online-Plattform heise.de, darauf hin, dass Schnittstellen zum Lauschen auch Teil des neuen Standards wären, und dass die End-to-End-Verschlüsselung längst vom Tisch sei. Der Münchner Experte dürfte die Informationen aus erster Hand haben. Er ist Vizevorsitzender einer Arbeitsgruppe des 3GPP, die sich mit Sicherheit und Datenschutz beschäftigt.
Im Licht dieser Diskussion ist es durchaus befremdlich, dass die USA Huawei vorwerfen, eine Backdoor für die chinesische Regierung in die 5G-Technologie einbauen zu wollen. Umgekehrt scheuen sie sich nicht, dasselbe über die offiziellen Gremien voranzutreiben. Huawei wirft den USA vor, weltweite Spionage zu betreiben und auch die eigenen Bürger durch Zugriffe auf ihre im Ausland gespeicherten Daten auszuspionieren