Themenspecial Telefon und Internet im Festnetz Anschluss

Analog und ISDN versus NGN: Vor- und Nachteile für den Kunden

NGN zeigt Kinderkrankheiten, gilt aber als Technik der Zukunft
Von Ralf Trautmann

Dass NGN die Zukunft gehören wird, hat vor allem einen Grund: Die Technik soll den Anbietern durch eine bedeutend schlankere Hardware-Struktur und leichtere Administrations-Möglichkeit auf Dauer ein ziemlich großes Sparpotenzial bieten. Perspektivisch soll NGN aber auch dem Endkunden einen Mehrwert durch die einfache Möglichkeit zur Implementierung von innovativen Diensten bieten. Da es sich um ein IP-basiertes Netz handelt, lassen sich dort alle möglichen Features integrieren, ohne dass an der Netzstruktur etwas geändert werden muss. "Natürlich bedarf es einer gewissen Umgewöhnung zur Nutzung dieser Freiheiten. Schon heute kann man recht einfach aus einem Chat heraus auf Telefonie oder Videotelefonie umswitchen. Auch kann man aus Webseiten heraus Personen, Unternehmen usw. anrufen, auf festen und mobilen Endgeräten, ohne dass eine Vielzahl von Rufnummern gemanaged werden muss", so das Fraunhofer ESK.

Für den Endkunden bedeutet diese grundlegend neue NGN-Struktur allerdings auch, dass er die klassischen Telefonie-Endgeräte am NGN-Anschluss nur nutzen zu kann, wenn er zusätzlich spezielle Hardware des Anbieters "zwischenschaltet". Zudem sind bei der Telefonie nicht alle klassischen ISDN-Merkmale verfügbar, da diese lediglich nachgebildet werden. Darüber hinaus ist die für Geschäftskunden relevante Anbindung von EC-Karten-Terminals nicht möglich. Auch die Notstromversorgung steht hier nicht zur Verfügung, zudem ist nicht nur bei einem Strrom-, sondern auch bei einem DSL-Ausfall die Telefonie im Zweifel nicht mehr nutzbar.

Kein klassischer Festnetz-Anschluss, aber auch kein NGN: DSL-Anbieter mit VoIP

Doch manch ein DSL-Anbieter ohne klassische Telefonanschlüsse bietet ebenfalls Telefonie über das Internet, ohne aber hierbei auf die Qualitäts-Vorteile von NGN zu setzen. Auch wenn dies selten so benannt wird, erhält der Kunde dann hier tatsächlich einen VoIP-Anschluss. Zunächst man ist hier problematisch, "dass das heutige Internet keinerlei Quality of Service (QoS) bereitstellt oder garantiert. Hier spricht man von einer Best-Effort-Übertragung der Daten – das bedeutet, dass Daten in der Regel gleichberechtigt je nach Aufkommen und Netzkapazität übertragen werden", so das ESK.

Die Qualität der Telefonie soll dann aber zunächst über die mitgelieferte Hardware erhöht werden: So bieten manche Router die Möglichkeit, zumindest direkt beim Nutzer eine gewisse Bandbreite für die Telefonie zu reservieren, so dass zum Beispiel ein großer Download das Gespräch nicht schon direkt beim Anrufer in die Knie zwingt. Was "hinter der Hardware" in Richtung Internet passiert, ist dann abhängig vom Anbieter sowie vom eingesetzten Gerät. Mancher Router hat die Möglichkeit, bei Unterstützung durch den Provider "über eine zweite, logische ATM-Verbindung (sogenannter zweiter PVC) die Sprachdaten getrennt vom sonstigen Internetverkehr zu übertragen und somit auch später im Netz des Providers bevorzugt (priorisiert) weiterzuleiten", wie das Fraunhofer-Institut mitteilt. "Damit ist der Anbieter in der Lage, die Daten auch in seinem Netz zu priorisieren und seinen Kunden somit auch bei Nutzung von VoIP die aus dem herkömmlichen Telefonnetz gewohnte Qualität zu garantieren."

In der Regel halten sich die Anbieter mit Informationen, ob und wie die Telefonie via VoIP realisiert wird, aber bedeckt. Ist ein derartiger Mechanismus nicht oder nicht hinreichend implementiert, kann auch die Telefonie beeinträchtigt sein, wenn es einen Engpass auf der Datenleitung gibt. Die Anschaffung eines VoIP-Anschlusses sollte also gut überlegt werden, wer aber auf seinen Anschluss ohne Qualitätsprobleme zwingend angewiesen ist, spart hier definitiv am falschen Ende.

Auf der letzten Seite erfahren Sie, für welchen Provider Sie sich je nach Anschlusswunsch entscheiden können.

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