Längere Ausdauer

Android O krempelt Akkuverwaltung um

Mit dem Start des offiziellen Beta-Programms für Android O ist erstmals eine als stabil zu bezeichnende Vorschau-Version verfügbar. Neu sind unter anderem Stromsparmechanismen und die sind ein größerer Umbruch.
Von Stefan Kirchner

Android O Energieverbrauch Mit Android O wird sich einiges ändern in Sachen Energieverbrauch von Apps
Logo: Google, Foto/Grafik: teltarif.de
Mit Android O will Google einmal mehr das leidige Thema des Energieverbrauchs in Angriff nehmen, um die Ausdauer eines Android-Smartphones zu verbessern. Dazu werden unter anderem die Möglichkeiten für Apps im Hintergrund und Leerlauf stark eingeschränkt, beziehungsweise über neue API-Schnittstellen stärker überwacht und reglementiert.

Neben den Möglichkeiten für Entwickler wird es auch aus Nutzersicht eine größere Verbesserung geben, die dabei hilft, tatsächliche Akkufresser besser identifizieren zu können. Denn bisher verrät das System nicht, warum der Verbrauch so hoch ist. Man erkennt nicht, ob eine App nur bei der aktiven Benutzung tatsächlich viel Strom verbraucht, oder im Hintergrund Amok läuft.

Gezieltes Finden von Stromverschwendern

Öffnet man die Übersicht rund um den verbauten Akku, bekommt man weiterhin die Liste von aktiven Apps zu sehen. Neu ist allerdings, wie diese Liste und Sortierung erstellt wird: Basierend auf dem tatsächlichen Energie­verbrauch während der Benutzung und wie oft man sie benutzt hat. Wählt man eine App aus, wird die Anzeige weiter verfeinert, nach aktiver Nutzung und Tätigkeiten im Hintergrund. Android O Akku-Einstellungen Die Akku-Übersicht wird mit Android O überarbeitet
Screenshots: AndroidPolice.com
So werden gerade Spiele hauptsächlich im aktiven Zustand die meiste Energie verbrauchen, während Mail-Clients oder Musikplayer vor allem im Hintergrund viel Strom verbrauchen. Aus diesen Werten wiederum wird der eigentliche prozentuale Anteil am Energie­verbrauch berechnet, welcher dann auch in der Liste auftaucht.

Neu ist mit Android O allerdings, dass sich über die Energie-Übersicht eine Amok laufende App stoppen, verstecken und sogar bei Bedarf deinstallieren lässt. Weiterhin lässt sich explizit die Hintergrund­tätigkeit einer App einschränken und auf einen optimierten Modus trimmen.

Mit Android Go, oder wie auch immer die spezielle Android-Version für Einsteiger-Smartphones heißen wird, ist die Hintergrund­beschränkung für Apps bereits ab Werk eingeschaltet.

Wie funktioniert das neue Akku-Management?

Android O Energieverbrauch Mit Android O wird sich einiges ändern in Sachen Energieverbrauch von Apps
Logo: Google, Foto/Grafik: teltarif.de
Natürlich kann es nicht schaden, sich das neue Verhalten auch mal etwas näher anzuschauen. Denn für Entwickler ändert sich schon einiges, was erheblichen Einfluss auf den Energieverbrauch haben kann.

Unter anderem beschränkt Google mittels API-Schnittstelle die sogenannte Hintergrund­ausführung, wodurch Apps weniger oft im Hintergrund aktiv sein dürfen. Außerdem wird der Zugriff auf andere Dienste beschränkt. Des Weiteren können Entwickler über die sogenannte Manifest-Datei keine zusätzlichen Systemdienste für sich reservieren, die nichts direkt mit der App an sich zu tun haben. In ihrer Summe sollen diese Maßnahmen den Energieverbrauch drastisch reduzieren.

Nachteil ist allerdings, dass Entwickler ihre Apps speziell für das API-Level 26 von Android O entwickeln müssen. Da dies vornehmlich nur bei neueren Apps passieren wird, können Nutzer per Schalter das Verhalten für ältere Apps erzwingen. Wie gut dies allerdings funktioniert ist schwer vorherzusagen.

Unabhängig von den Apps funktioniert die Standort­aktualisierung wie Geofencing, der WLAN-Manager oder GPS im Hintergrund. Die Ortung an sich wird mit Android O seltener durchgeführt, was zusätzlich den Energie­verbrauch senkt. Zumal dadurch auch sogenannte Wakelocks, das kurzzeitige Aufwecken des Android-Gerätes aus dem Tiefschlaf, spürbar reduziert werden. Insbesondere Wakelocks von mangelhaft programmierten Apps sind immer wieder Ursache für einen erhöhten Energie­verbrauch. Witzigerweise sind die Google-Play-Dienste häufig darunter zu finden.

Allgemeine Tipps zum Akkusparen

Natürlich kann man schon jetzt einige Dinge umsetzen, um den Energiedurst des eigenen Android-Smartphones zu zügeln.

1.: Die vielleicht wichtigste Sache: Die Helligkeit des Displays möglichst niedrig halten. Denn je stärker das Display beleuchtet werden muss, umso mehr Strom wird dafür verbraucht. Viele Geräte unterstützen zudem den sogenannten "Adaptiven Modus", bei welchem die Helligkeit automatisch an das aktuelle Umgebungslicht angepasst wird. Wenn ständig durch die Software nachjustiert wird, geht auch einiges an Strom verloren.

2.: Drahtlos-Verbindungen wie WLAN, Bluetooth und NFC immer deaktivieren wenn man sie nicht braucht. Gerade das ständige Scannen nach WLAN-Netzen oder Bluetooth-Geräten in der Umgebung kann enorm auf den Akku gehen.

3.: GPS ausschalten oder in den Energiesparmodus setzen. Am wenigsten Energie wird bei der Ortung des Gerätes verbraucht, wenn es sich anhand umliegender WLAN-Netze und Mobilfunkmasten per Triangulation orientiert. Zwar ist diese Methode nicht so genau wie wenn direkt GPS verwendet wird, aber dafür auch Akkuschonender. Da nicht gerade wenige Apps im Hintergrund immer wieder den Standort abfragen, kann ein deaktiviertes GPS viel Strom sparen.

4.: Auf Live-Wallpaper und zu viele Widgets verzichten. Denn diese Apps laufen ständig im Hintergrund, auch wenn das Display ausgeschaltet ist. Dadurch ist der Prozessor nicht komplett im Leerlauf und verbraucht unnötig Ressourcen, was wiederum auf die Ausdauer des Akkus drückt.

5.: Hintergrunddaten einschränken. Viele Apps synchronisieren automatisch im Hintergrund ihre Daten mit Servern, was nicht nur das mobile Datenvolumen verbraucht. Wird die Hintergrund­synchronisation eingeschränkt, muss das Gerät seltener aus dem Tiefschlaf geholt werden und arbeitet nicht so lange im Hintergrund.

6.: Vibrationen ausschalten. Zumindest von der Tastatur und bei Berührungen des Displays als Feedback lässt sich die Vibration ausschalten, um Energie zu sparen. Denn jedes Mal muss die Schwungmasse des Vibrations­motors in Gang gebracht werden, was einiges an Strom frisst.

Wenn all das nichts hilft, ist eventuell eine externe Energiequelle für unterwegs genau richtig.

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