Techniker

WLAN taugt nichts - Ablösung durch 5G?

Wird der Mobil­funk­stan­dard 5G die klas­sischen Kabel­netze ablösen? Eher ergänzen. Tech­nikvor­stände sehen noch Ausbau­bedarf.
Von der ANGA Com in Köln berichtet

Auf dem Panel schilderten CTOs von Kabel und Mobilfunkanbietern ihre Einschätzung der Lage. Auf dem Panel schilderten CTOs von Kabel und Mobilfunkanbietern ihre Einschätzung der Lage.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Die Messe ANGA Com besteht im Prinzip aus zwei Teilen: Einmal die Fach­ausstel­lung in den Hallen 7 und 8 des weit­räumigen Kölner Messe­geländes und span­nende Vorträge im Konfe­renz-Zentrum.

teltarif.de schaute beim CTO Summit vorbei. Dort hatten die Veran­stalter auf dem Podium eine bunte Mischung an Technik-Chefs (Chief Tech­nology Officer = CTO) versam­melt.

Liberty Global: 98 Prozent über Kabel

Auf dem Panel schilderten CTOs von Kabel und Mobilfunkanbietern ihre Einschätzung der Lage. Auf dem Panel schilderten CTOs von Kabel und Mobilfunkanbietern ihre Einschätzung der Lage.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Etwa Colin Buechner vom welt­weiten Kabel­netz-TV-Betreiber Liberty Global (im Moment noch die Mutter von Unity­media in Deutsch­land), der sich freute, gerade 4 Millionen neue Wohnungen ange­schlossen zu haben. Neue Kunden kämen über­wiegend via Glas­faser („Fibre“) und man sei dabei, die ursprüng­lich nur für Fern­sehpro­gramm­vertei­lung entwi­ckelten Netze so aufzu­rüsten, dass mehr Kunden hinein­passen, schnelles Internet und Tele­fonie möglich werden und alles „skalierbar“ ist. Mit diesem Begriff wird erklärt, dass man beim Aufbau eines Netzes oder einer Anlage gewisse Grund­voraus­setzungen braucht, welche die glei­chen sind, wenn die Kunden- oder Nutzer­zahlen stärker wachsen sollen.

Wo noch nicht geschehen, werde DOCSIS 3.1 ausge­rollt, jenes "Wunder­proto­koll", das auf den Hoch­frequenz-Koax­kabel-Netzen (HFC) Inter­netge­schwin­digkeiten von „bis zu 1 GBit/S im Down­load (später noch mehr), Tele­fonie und Fern­sehpro­gramme erlaubt.

Für Liberty Global gehen nach wie vor 98 Prozent des Traf­fics über das Kabel, nur 2 Prozent seien schon mobil. Von daher habe 5G für ihn nicht so die Bedeu­tung wie für andere Anbieter.

Däne­mark: FTTH und 5G

Auch wenn sein Name es nicht vermuten lässt: Michael Fränkle ist Technik Chef bei der einst­mals staat­lichen TeleDanmark, TDC. "Wir rollen FTTH und 5G aus, versorgen die 'Haus­gesell­schaften', die ihrer­seits die Netze in den Häusern verteilen". In Däne­mark hat man schon 5G im Blick, die neuen Frequenzen werden ihm viel bringen.

Schweiz: Gutes Netz zahlt sich aus

Elmar Grasser, der CTO des Schweizer Mobil­funk- und Fest­netz-Anbie­ters Sunrise betont, wie wichtig der Netz­aufbau für die Wett­bewerbs­fähig­keit. Ein guter Neuaufbau ist wichtig, denn viel­fach setze die Indus­trie noch auf Hard­ware und sei in der immer wich­tiger werdenden Soft­ware noch nicht so stark.

Sunrise hat in der Schweiz bereits 5G gestartet und erreiche bereits 180 Städte mit 5G. 5G könne ein Ersatz für das Fest­netz werden. Der Daten­verkehr verdop­pele sich Jahr um Jahr.

Grasser: "Wenn du ein gutes Netz lieferst, nutzen die Kunden Dich immer mehr. Aber wir brau­chen eine kriti­sche Masse von Firmen, die mitma­chen." Der Elektro-Auto­mobil-Bauer Tesla ist Kunde bei Sunrise, jedes Auto verbraucht einige GB pro Monat. Autos anderer Marken brau­chen (derzeit noch) quasi nichts. Für Sunrise habe sich das Invest­ment in gute Infra­struktur ausge­zahlt.

Sunrise ist aber auch im Fest­netz aktiv. Durch ein Abkommen mit verschie­denen Glas­faser­netz­betrei­bern wie z.B. „Swiss Fibre“ könne Sunrise 35 Prozent der Haus­halte errei­chen. Die Idee sei, 1 GBit/s für jeden Haus­halt anbieten zu können. Aktuell sei es gar nicht so einfach, neue Kunden zu bekommen.

Die Branche müsse sich den Aufbau von 5G-Netzen leisten, es bestehe die Angst, dass Europa zurück­fällt. Um die Kosten im Griff zu behalten, sei Konso­lidie­rung notwendig. Der Neuaufbau von neuen Netzen wie z.B. 5G sei in Europa sehr teuer. China und Asien seien güns­tiger, weil dort größere Mengen anschließbar und die Auflagen geringer seien.

Wenn Grasser in seiner Heimat Tirol (Italien) ist, habe er nur 300 kBit/s im Upload zur Verfü­gung, das sei furchtbar, dass da nichts voran­ginge. Bei den Schwie­gerel­tern in Erding bei München waren es 1 MBit/s im Upstream. Da müsse sich viel mehr tun.

Glas­faser quasi flächen­deckend

Für Thomas Helbo von Tele2 ist die Inte­gration Fest­netz und Mobil möglich, denn in Schweden ist die Glas­faser schon dicht ausge­baut.

Voda­fone CTO Mack: WLAN taugt nichts

Erst­mals in der Öffent­lich­keit sichtbar war der „neue“ CTO von Voda­fone Deutsch­land, Gerhard Mack, Nach­folger von Eric Kuisch. Mack kriti­sierte das Bashing der Netz­betreiber, weil das Netz langsam und an manchen Stellen gar nicht vorhanden sei, räumte später aber auch ein, dass das manchmal wohl berech­tigt sein könnte. Er beschäf­tigt sich mit dem Netz­ausbau via Kabel und Mobil­funk.

Würden die Leute 5 Euro im Monat mehr bezahlen, wenn jede Milch­kanne ausge­baut wäre? Mack ist durchaus selbst­kritisch: "Wir zwingen die Leute ins WLAN/WiFi, weil's viel billiger ist. Dabei ist WiFi eigent­lich Schrott" (englisch "crap"), eine Erfah­rung die viele Mobil­tele­fonierer bestä­tigen können. Mack glaubt, dass eines Tages 5G-Tech­nologie WLAN/WiFi ersetzen könnte.

Kabel-TV-Netze: Lange nichts daran getan

Axel Sihn vom Kabel-TV-Netz­ausrüster WiSi findet, dass im Endef­fekt alles auf Glas­faser hinaus­laufe. Noch buchten nicht alle Kunden Glas­faser, weil es ihnen zu teuer sei. Es seien auch nicht alle Kunden an maxi­maler Geschwin­digkeit inter­essiert, eher an zuver­lässig gleich­mäßigen Ange­boten.

Als verschie­dene Inves­toren die deut­schen Kabel-TV-Netze kauften, staunten sie über die gleich­mäßige Qualität der Netze in verschie­denen Städten, aber seit dem Neuaufbau durch die Deut­sche Bundes­post Telekom sei an den Kabel-Netzen wenig gemacht worden.

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