Sicherheit

Anti­viren­programme: Mehr Schaden als Nutzen?

Ein ehemaliger Firefox-Entwickler spricht sich gegen Anti­viren­software aus und empfiehlt sogar, diese wieder zu löschen. Wir erklären, was es damit auf sich hat.
Von David Rist

Orangensaftflaschen mit der Aufschrift "Virenschutz". Virenschutz ist eigentlich das A und O eines jeden Windows-Anwenders - vielleicht ist Geld aber anderswo besser angelegt
Bild: dpa
Als der lang­jährige und inzwischen ehemalige Firefox-Entwickler Robert O’Callahan vergangene Woche bloggte, dass man sein Anti­viren­programm deaktivieren soll, dürften viele ziemlich irritiert gewesen sein. Mittler­weile hat er seine Aussage zumindest etwas angepasst: Seine Empfehlung würden sich nicht auf Windows-7- oder gar Windows-XP-Nutzer beziehen. Diese würden durchaus von den Anti­viren­programmen der Dritt­anbieter profitieren.

"Kauft keine Antivirenprogramme"

Orangensaftflaschen mit der Aufschrift "Virenschutz". Virenschutz ist eigentlich das A und O eines jeden Windows-Anwenders - vielleicht ist Geld aber anderswo besser angelegt
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O’Callahan gibt die ausdrückliche Empfehlung keine Anti­viren­software zu kaufen und bereits installierte Programme wieder zu deinstallieren - ausgenommen der Windows Defender. Der Nutzen von nicht-Microsoft Anti­viren­programmen sei vernach­lässigbar. Deutlich wahr­scheinlicher sei es, dass die Programme selbst ein Sicherheits­risiko darstellen wurden. Er verweist dabei auf die von Google's Project Zero gefundenen Bugs in Anti­viren­programmen und gibt zu verstehen, dass sich die Entwickler aus der Anti­viren­software-Branche größten­teils nicht an die üblichen Sicher­heits­praktiken halten würden. Die Anbieter solcher Soft­ware seien "entsetzlich", so O’Callahan weiter.

Er ist überzeugt davon, dass er sich so eine Aussage nur erlauben kann, weil er inzwischen nicht mehr für Mozilla tätig ist. Andere Software-Entwickler könnten nicht so offen über diese Problematik reden. Denn seiner Meinung nach, besteht eine Abhängig­keit von Software-Entwicklern und Anbietern von Anti­viren­programmen. Die Kunden würden die Anbieter fälschlicher­weise mit Sicher­heit assoziieren und Software-Entwickler würden alles tun, um nicht von den Anbietern der Anti­viren­programme schlecht geredet zu werden.

Zudem wären Anti­viren­programme sehr weit verbreitet und wenn diese die eigene Soft­ware beeinträchtigen oder gar lahmlegen, wären Entwickler auf die Zusammen­arbeit mit der Antiviren-Branche angewiesen. So wäre es in der Vergangen­heit bereits vorgekommen, dass Firefox keine Updates installieren konnte, weil Anti­viren­software dies unter­bunden hätte. Sollten es Entwickler doch mal wagen, offen über dieses Thema zu reden, würde der "PR-Hammer" der Anti­viren-Branche zuschlagen.

Updates installieren sorgt für Sicherheit

Die Vorwürfe von Robert O’Callahan lassen sich nur schwer bestätigen oder wider­legen, solange er mit dieser Aussage alleine dasteht. Ganz alleine ist er damit zwar nicht und auch voll­kommen neu ist dieses Thema auch nicht, doch halten sich vor allem die Großen der Branche raus. Dies wiederum wäre zumindest ein Hinweis darauf, dass die Abhängig­keit von Software-Entwicklern und Anbietern von Anti­viren­programmen tatsächlich besteht.

Dass Anti­viren­programme unter Sicher­heits­experten nicht besonders beliebt sind, hatte bereits eine Umfrage auf dem Google Security Blog aus dem Jahr 2015 bestätigt. Befragt wurden 231 Sicher­heits­experten und 294 Internet­nutzer, die keine Sicherheits­experten waren. Ergebnis: Keiner der Sicherheits­experten hält Anti­viren­programme für eine gute Sicherheits­maßnahme. An oberster Stelle stehen dagegen regel­mäßige Software-Updates. Auch die Verwendung von einzig­artigen und sicheren Pass­wörtern stehen bei den Experten hoch im Kurs.

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