Scout24

Anzeigenportale: Das große Fressen beginnt

Der Markt für Anzeigenportale ist Bewegung. Scout24 zeigt Interesse an eBay Kleinanzeigen und steht dabei selbst kurz vor einer Übernahme.
Von dpa / Wolfgang Korne

Der vor einer möglichen Übernahme durch Finanzinvestoren stehende Onlinemarktplatz-Betreiber Scout24 will selbst mit Zukäufen wachsen. So habe das im MDax notierte Unternehmen Interesse an dem Anzeigengeschäft von eBay, zu dem in Deutschland eBay Kleinanzeigen und mobile.de gehören, sagte Unternehmenschef Tobias Hartmann heute in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Wir gehen davon aus, dass sich der Markt konsolidieren wird." Scout werde dabei eine aktive Rolle spielen. Die Onlinehandels-Plattform eBay hatte Anfang März mitgeteilt, ihre Konzernstruktur auf den Prüfstand zu stellen.

Axel Springer ist ebenfalls interessiert

Auch der Medienkonzern Axel Springer strebt einem Bericht der Zeitschrift "Capital" zufolge einen Kauf der Anzeigensparte eBay Classifieds Group (ECG) an. ECG, zu der Kleinanzeigen-Portale in Deutschland wie der Automarkt mobile.de oder eBay Kleinanzeigen gehören, hat 2018 weltweit gut 1 Mrd. Dollar umgesetzt. Knapp die Hälfte davon dürfte laut "Capital" aus dem Deutschlandgeschäft stammen.

In der Branche wird über einen Kaufpreis in Höhe von rund zehn Milliarden US-Dollar (8,84 Mrd. Euro) spekuliert. Eine Summe, die für Springer eine Nummer zu groß sein könnte. Es ist aber durchaus denkbar, dass sich der Konzern für den Kauf einen Partner ins Boot holt.

Scout24 ist selbst Übernahmekandidat

Scout24 ist derzeit mit seinen Internetportalen in den drei Sparten Immobilien, Auto und Finanzen gut aufgestellt. Zuletzt kauften die Münchner das Finanzportal Finanzcheck.de. Der Konzernumsatz kletterte wie bereits bekannt 2018 um 12,5 Prozent auf 531,7 Millionen Euro. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 15,3 Prozent auf 291,5 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben 165 Millionen Euro übrig bleiben und damit fast die Hälfte mehr als 2017. Auch zukünftig rechnet sich der Portalbetreiber gute Wachstumschancen aus, da der Onlinewerbemarkt in Deutschland und Europa zunehme. Der Umsatz soll 2019 um 15 bis 17 Prozent zulegen.

Kein Wunder also, das Investoren ein Auge darauf geworfen haben. Der Konzern hat bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Er ist seit der Gründung vor gut 20 Jahren durch mehrere Hände gegangen. Die 2004 eingestiegene Deutsche Telekom verkaufte 2013 eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent für 1,5 Milliarden Euro an den Finanzinvestor Hellman & Friedman. Über Ereignisse um den Verkauf hat teltarif.de seinerzeit ausführlich berichtet. Dieser brachte den Konzern zwei Jahre später an die Börse und trennte sich nach und nach mit Gewinn von seiner Beteiligung, nur um dieses Jahr wieder mit einem Partner neu einzusteigen.

Am 15. Februar 2019 akzeptierte die Scout Gruppe ein Übernahmeangebot für rund 5,7 Milliarden Euro der Pulver BidCo GmbH, hinter der die Blackstone Group sowie Hellmann & Friedmann stecken. Sie kauften knapp 50 Prozent der Anteile, um weiterhin an der Börse notiert zu bleiben.

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