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Editorial: Apple lebt noch

iPhone-Killer und iSlate-Zuvorkommer verfehlen ihr Ziel
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Was lief die Gerüchteküche vor der CES nicht heiß: Das Google-Phone Nexus One wird zum iPhone-Killer. Und Microsoft wird mit der Vorstellung eines innovativen Tablet-PC dem für Ende Januar von Apple erwarteten iSlate zuvorkommen.

Nun, Apple lebt noch. Das Google-Phone ist gut, aber es gibt keinen Grund, deswegen sein iPhone schnellstmöglich wegzuwerfen. Und bezüglich des Microsoft-Tablets fühlte sich sogar die zurückhaltende dpa bemüßigt, sinngemäß zu titeln: Dieses Gerücht war nur ein Gerücht. Recht behält hingegen das Sprichwort: "Oft kopiert, aber nie erreicht".

Zwar blieb Apple der CES auch dieses Jahr, wie schon seit Jahren auch allen anderen Messen, als Aussteller fern. Im Geist waren sie jedoch stets präsent, mal in Form von Bedienkonzepten, mal als Referenz auf Pressekonferenzen und ganz oft auch in Form ihrer Produkte.

Spitze Finger

Microsoft-Präsentation auf der CES Steve Ballmer bei der Präsentation
des Slate auf der CES
Foto: AFP
Es fasziniert, dass selbst Geräte in Taschenbuchgröße und mit schickem Design inzwischen ausreichend leistungsfähig für Windows 7 sind. Trotz Mini-Akku sind stundenlange Laufzeiten möglich. Doch dann kommt die Ernüchterung, wenn alle Windows-Fenster auf dem Touchscreen maßstäblich verkleinert dargestellt werden. Schon auf einem Desktop-Display hätte man so seine Probleme, mit einem normalen Finger z.B. das Vollscreen-Symbol exakt anzutippen und nicht etwa das Schließen-Kreuz daneben zu erwischen. Wie soll das dann erst auf einem Mini-Mini-Laptop klappen?

Innovative Hardware braucht nicht nur gutes äußeres Design, sondern vor allem auch innovative Bedienoberflächen, um Anklang bei den Nutzern zu finden. Einfach alles nur maßstäblich zu verkleinern, kann nicht zum Ziel führen. Ein Browser, eine Textverarbeitung oder ein E-Mail-Client, sowie das Betriebssystem drumherum, muss auf einem 7-Zoll-Tablet anders aussehen als auf einem 20-Zoll-Desktop.

Die graphische Benutzeroberfläche der Zukunft darf somit keine fest gefügte Fensterabschussvorrichtung mehr sein, sondern muss zu einem flexiblen Baukasten werden, den der jeweilige Hardware-Hersteller optimal an die einzelnen Geräte anpassen kann. Denn ohne angepasste Benutzeroberfläche ist auch die allerbeste Hardware wertlos. Und genau in dieser Anpassung liegt die Stärke von Apple. Hoffen wir, dass Apple hier weiterhin viele Nachahmer findet.

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