Datenschutz

Apple setzt auf Datenschutz - und riskiert dabei mächtig Ärger

Vor Jahren wirkte Apple-Chef Tim Cook mit seinen Plädoyers für den Daten­schutz noch wie ein einsamer Rufer in der Wüste. Doch inzwi­schen erklärt auch die Konkur­renz die Privat­sphäre zum Menschen­recht.
Von dpa /

Tim Cook auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2019 Tim Cook auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2019
picture alliance/Jeff Chiu/AP/dpa
Im harten Wett­bewerb auf dem Smart­phone-Markt geht es längst nicht mehr nur darum, welches Gerät den bril­lantesten Bild­schirm, die beste Kamera oder den schnellsten Prozessor hat. Selbst Geräte in der Mittel­klasse können tolle Fotos schießen, ruckeln nicht beim Surfen im Netz und verfügen über eine riesige Auswahl an Apps. Um so schwerer wird es für Apple, sich mit dem vergleichs­weise teuren iPhone zu posi­tionieren.

Bei einem Thema will sich Apple aber von der versam­melten Konkur­renz nicht abhängen lassen, beim Daten­schutz. Wer in diesen Tagen in den USA Fern­sehen schaut oder auf Youtube unter­wegs ist, bekommt immer wieder einen Spot von Apple zu Gesicht, in dem der Daten­schutz als wesent­liches Merkmal des iPhones beworben wird. Der Slogan lautet: "Wenn Dir die Privat­sphäre in Deinem Leben wichtig ist, sollte sie auch für das Telefon wichtig sein, auf dem sich Dein Leben befindet." Nach Recher­chen des Bran­chen­infor­mati­onsdienstes iSpot.tv hat Apple für die Kampagne "Privacy on iPhone" über 54 Millionen Dollar in die Hand genommen.

Daten­schutz sei ein Menschen­recht

Tim Cook auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2019 Tim Cook auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2019
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Beim Daten­schutz fällt Apple aber nicht nur durch forsche Werbung auf. Auf der Entwick­lerkon­ferenz WWDC in San Jose konnte der Konzern in mehreren Demos glaub­haft belegen, dass die Apple-Dienste keine Daten­schleu­dern sind. Bei der Navi­gation mit den Apple-Karten kann selbst der iPhone-Hersteller nicht sehen, wo der User gestartet ist und welchen Weg er genommen hat. Auch die Anfragen an den Sprachas­sistenten Siri werden nicht zu einem Perso­nenprofil in der Cloud zusam­menge­führt.

Die Apple-Wett­bewerber wollen aller­dings dem iPhone-Konzern nicht alleine das Feld über­lassen. So erklärte zuletzt Micro­soft-CEO Satya Nadella auf der Entwick­lerkon­ferenz Build - wie Monate zuvor Apple-Chef Tim Cook - den Daten­schutz zu einem Menschen­recht, obwohl Micro­soft zuletzt von Daten­schüt­zern wegen der Daten­sammelei in Windows 10 und Micro­soft Office heftig kriti­siert wurde.

Face­book-Gründer Mark Zucker­berg versprach in diesem Früh­jahr nach den Skan­dalen der vergan­genen Jahre, alles Private bleibe privat. Und auch Google-Chef Sundar Pichai betonte auf seiner Entwick­lerkon­ferenz, wie sehr man sich um die Wahrung der Privat­sphäre sorge.

Wären da nicht die Dritt­anbieter-Apps...

Apple ist also nicht der einzige Tech-Gigant, der den Daten­schutz für sich rekla­miert. Gleich­zeitig muss sich das Unter­nehmen gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, dass sich das wich­tigste Apple-Produkt iPhone nicht immer so daten­schutz­freund­lich verhält wie verspro­chen - zumin­dest wenn auf dem Smart­phone auch die Apps von Google, Face­book, LinkedIn und anderen Dritt­anbie­tern instal­liert sind. Das belegte ein groß ange­legtes Expe­riment der "Washington Post", das kurz vor Beginn der WWDC veröf­fent­licht wurde. Der Test ergab, dass auf einem iPhone voller Apps inner­halb einer Woche rund 5400 Werbe­tracker umfang­reich Daten absaugten, darunter den Standort des Geräts oder die Tele­fonnummer.

Zu den Apps, die munter Daten über­trugen, gehörten OneDrive von Micro­soft sowie die Apps von Nike, Spotify und des Weather Chan­nels, einer Tochter des IBM-Konzern. Selbst die eigene App der "Washington Post" wurde von den Experten als Übel­täter entlarvt. Viele der aufge­spürten Tracker wurden dazu genutzt, Werbe­anzeigen aus den Netz­werken von Face­book und Google zu steuern.

Bei Apple sieht man dadurch zwar nicht den Ruf in Sachen Daten­schutz gefährdet. Auf der WWDC räumten Apple-Manager aber ein, dass man beim Thema Daten­schutz ständig nach­bessern müsse, auch weil die Methoden der Ausspä­hung immer raffi­nierter werden. So bot Apple bei den Orts­infor­mationen erst nur die Option, die Über­tragung komplett zuzu­lassen oder komplett zu unter­sagen. Danach führte Apple die Option ein, die Geo-Funk­tion auf den Zeit­raum zu begrenzen, in dem eine App auch tatsäch­lich aktiv genutzt wird. Auf der WWDC kündigte der iPhone-Konzern nun die Möglich­keit an, die Über­tragung des Stand­orts auf ein einziges Mal zu beschränken, wenn dies beispiels­weise für die Instal­lation der App notwendig ist.

Apple setzt auf eigene Services

Direkt gegen Face­book und Google richtet sich ein neuer Login-Service von Apple, der eben­falls auf der WWDC ange­kündigt wurde. Man wolle sich mit strik­terem Daten­schutz von der Konkur­renz abheben, sagte Apple-Manager Craig Fede­righi. Bei dem Login-Dienst von Apple können die Nutzer sich dafür entscheiden, Dienste-Anbie­tern nicht ihre echte E-Mail-Adresse, sondern eine von Apple auto­matisch gene­rierte Wegwerf-Adresse zu geben. Die Mails können dann von Apple an die tatsäch­liche E-Mail weiter­geleitet werden.

Apple brüs­kiert damit nicht aber nur die beiden großen Nach­barn aus dem Silicon Valley, sondern auch die deut­schen Anbieter Verimi und NetID, die gerade mit viel Aufwand versu­chen, sich als Login-Alter­native zu Google und Face­book zu etablieren. Kritisch beäugt wird auch die Vorschrift, dass Entwickler immer auch den Apple-Login-Service anbieten müssen, wenn die Apps "Sign-In-Dienste von Dritt­anbie­tern unter­stützen". Der SPD-Euro­paab­geord­nete Tiemo Wölken inter­pretierte diese Regel auf Twitter als "digi­talen Macht­miss­brauch".

Weniger kontro­vers aufge­nommen wurde die Absicht von Apple, in Apps für Kinder Werbe­anzeigen für externe Produkte und Werbe­tracking komplett zu unter­sagen. Auch das Betteln um Käufe inner­halb einer Anwen­dung, um beispiels­weise neue Levels eines Spiels frei­zuschalten, soll bei den Kinder-Apps und den Games im neuen Dienst Apple Arcade tabu sein.

Apples iPad-Reihe voll mit iPadOS in den Genuss eines eigenen Betriebs­systems kommen. Die Soft­ware soll Maus-Bedie­nung und USB-Spei­cher-Nutzung möglich machen.

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