Vier Jahre

Test mit Apple Pay bei o2-Banking, N26, Amex & ComDirect

Immer wieder todsichere Vorhersagen. Doch am Ende hat es vier Jahre gedauert, bis Apple Pay in Deutschland starten konnte. Wir testeten mit o2-Banking, N26, Amex und ComDirect.
Über seine Erfahrungen mit Apple-Pay berichtet

American Express

Im Haus lebt ein iPhone-Nutzer, der eine American-Express-Payback-Karte sein eigen nennt. Diese Karte hat einige Besonderheiten. Die Kartennummer ist nicht 16-stellig, sondern 18-stellig. Sie besteht aus zwei Vierergruppen und zwei Fünfergruppen. Die Security-Zahl (CVC) befindet sich nicht auf der Rückseite (dort gäbe es eine dreistellige Zahl), sondern auf der Vorderseite. Danach möchte die Wallet die American-Express-eigene iOS-App starten. Ist diese noch nicht installiert, wird der iTunes-Appstore gestartet. In der App von American-Express kann man seine Zahlungshistorie verfolgen.

Comdirect: Absolut problemlos

Ein Kunde der ComDirect Bank hatte keinerlei Probleme. Er führte die Anmelde-Prozedur durch. Nach wenigen Minuten war alles eingerichtet. Der Ablauf sei "absolut problemlos" gewesen.

Erste Testkäufe

Der erste Einkauf führte in einen Rewe-Markt. Beim Bezahlvorgang wurde auf "mit Karte kontaktlos" hingewiesen. Die Kassiererin drehte das Ingenico-Terminal zum Kunden, auf dem Display leuchtet das Symbol für kontaktloses Zahlen auf. An der Apple-Watch die breite Taste zweimal klicken und die Uhr an das Terminal halten. Noch in der Annäherung meldete die Kassiererin "Hat schon geklappt". Sie blieb völlig entspannt und verriet uns später, dass sie selbst auch ein iPhone habe, "weil ich mit Android nichts anfangen kann".

Der nächste Einkauf im Rewe-Markt mit iPhone SE und N26-Karte verlief ebenfalls unkompliziert.

Die Post - da gehts nicht

Ein Besuch in einer Postfiliale: Ein Terminal lädt zur kontaktlosen Bezahlung ein. Das iPhone wurde erkannt, die Karte angezeigt, Bezahlung war aber nicht möglich. Des Rätsels Lösung: Die Deutsche Post akzeptiert derzeit nur GiroCard.

Apple Pay an der Tankstelle

Neben allerlei Erfolgserlebnissen gibt's auch Klippen zu umschiffen. An einer bestimmten Jet-Tankstelle hatte ich schon erfolgreich mit Google Pay bezahlt. Diesmal sollte es Apple Pay auf der Apple Watch 3 sein. Diese wurde nicht erkannt. Also Wechsel auf das iPhone. Das wurde erkannt, die Karte erschien auf dem Display und bat um den Fingerabdruck. Doch das scheiterte, das Kassensystem brach wegen Zeitüberschreitung ("Time Out") ab.

Neuer Versuch - und nun klappte es mit dem iPhone sofort, ja es wurde kein Fingerabdruck mehr verlangt, offenbar war der noch vom vorherigen Versuch "gespeichert".

Für Fachleute: Es handelte sich in diesem Falle um einen BIA-Desk-Kartenleser von ICP. Branchenexperten berichten, dass die JET-Tankstellengruppe diese Leser gegen neue Geräte von Verifone (ähnlichen denen in der Postfiliale) austauschen will. Manche Händler haben bei den ICP-Terminals die "Kontaktlos"-Funktion (noch) gar nicht freigeschaltet.

Ein Fazit

Vier Jahre Warten auf Apple Pay. Hätte das nicht schneller gehen können? Gewiss, erst in der letzten Zeit sind NFC-fähige Terminals in den Geschäften ausgerollt worden. Und man trifft immer wieder auf Terminals, die NFC können, wo es der Ladeninhaber gar nicht weiß. Dann gibt es Terminals, die Softwareprobleme haben oder wo NFC (un)bewusst abgeschaltet ist. Da ist noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten.

Die deutschen Banken und Sparkassen bestehen auf ihrer Girocard, früher als "EC"-Karte bekannt. Sie ist weit verbreitet, weil die viele Kunden mit einer "echten" Kreditkarte fremdeln. Gewiss, späte Abrechnungen bei der klassischen Kreditkarte könnte böse Überraschungen zu Tage fördern. Längst gibt es Debit-Cards der Kreditkarten Organisationen, die nur soviel Geld hergeben, wie auf dem dahinterliegenden Konto vorhanden ist. Banken wie N26 bieten so etwas an und informieren in Echtzeit über Kontobewegungen.

Und Girocard?

Die klassischen Banken würden gerne ihre Girocard-Lösung ins Handy bringen. Fachleute finden, dass die Girocard eine "Insellösung" sei, die komplizierte Anpassungen erfordere. Schon wird über Vorstöße nach Brüssel berichtet, dass Apple unbedingt seine NFC-Schnittstelle öffnen solle, am Ende wird es wohl auf den Kompromiss hinauslaufen, dass Apple Pay eines Tages auch die Girocard akzeptiert, falls die bis dahin nicht zur von Mastercard oder Visa akzeptierten Debit-"Kredit"-Karte aufgebohrt wird oder Kreditkarten populärer werden und sich das Problem somit auf elegante Weise von selbst löst. So in vier Jahren?

vorheriges weiter… 21/21 – Screenshots: Henning Gajek / teltarif.de

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