Einigung

Editorial: Dank 5G endet der 4G-Patentstreit

Apple und Qualcomm einigen sich, doch Smartphones könnten noch teurer werden - auch Geräte, die gar nicht von Apple sind
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Apple und Qualcomm haben sich im Patentstreit geeinigt. Was bedeutet das für den Endverbraucher? Apple und Qualcomm haben sich im Patentstreit geeinigt. Was bedeutet das für den Endverbraucher?
Foto: Picture Alliance / dpa
So wie es aussieht, ist der Technologiekonzern Qualcomm der Gewinner im Patentstreit mit Apple. Qualcomm entwickelt insbesondere Prozessoren und Mobilfunkmodems für Smartphones. Zudem hält Qualcomm viele Patente auf die Mobilfunk-Netzstandards 3G (UMTS), 4G (LTE) und 5G. Apple erkennt diese Patente grundsätzlich an und ist damit einverstanden, dass Qualcomm dafür auch Lizenzgebühren verlangt.

Der Kern des Streits

Apple hat aber jahrelang dagegen angekämpft, dass Qualcomm seine Lizenzgebühren als Prozentsatz vom Verkaufspreis der Geräte festsetzt. Da iPhones besonders teuer sind, verlangt Qualcomm folglich besonders hohe Lizenzgebühren von Apple. Apples Argument: Es sind eigene Erfindungen von Apple, die die iPhones besonders wertvoll machen, so dass Qualcomm hier faktisch für fremde Werke mitkassiert. Qualcomms Argument: Zum einen bezahlen alle anderen Smartphone-Hersteller die umsatzabhängigen Patenttantieme auch.

Und zum anderen benutzen auch die von Apple genannten eigenen Erfindungen die Mobilfunkschnittstelle mit - und sind oft sogar nur mit dieser zusammen überhaupt sinnvoll. Ohne Mobilfunkmodem wäre das iPhone nur ein iPod touch. Letzteren hat Apple übrigens weiterhin im Programm, verlangt mit 229 Euro aber nur einen Bruchteil dessen, was das günstigste iPhone kostet. Das 4G-Modem macht das iPhone also besonders wertvoll. Folglich soll Apple auch dafür bezahlen.

Mögliche Hintergründe

Apple und Qualcomm haben sich im Patentstreit geeinigt. Was bedeutet das für den Endverbraucher? Apple und Qualcomm haben sich im Patentstreit geeinigt. Was bedeutet das für den Endverbraucher?
Foto: Picture Alliance / dpa
Apples Einlenken dürfte zwei Gründe haben: Zum einen folgten Gerichte immer wieder Qualcomms Argumenten und verhängten Importverbote für bestimmte iPhone-Modelle. Vor allem aber sieht es danach aus, dass Qualcomm beim Rennen um den kommenden Mobilfunkstandard 5G die Nase vorn hat: Fast zeitgleich mit der Verkündung der Einigung zwischen Apple und Qualcomm verkündete der (nach Marktkapitalisierung) weltweit führende Chip-Hersteller Intel gar, die Produktion von 5G-Modems aufzugeben, bevor sie überhaupt begonnen hat. Qualcomm scheint also bei 5G-Chips soweit vorne zu liegen, dass Intel nicht einmal versuchen will, mitzuhalten. Zwar hat auch Huawei ein 5G-Modem entwickelt, will dieses aber nur in eigenen Smartphones einsetzen und nicht an die Konkurrenz verkaufen. Apple scheint ebenfalls dabei zu sein, ein eigenes 5G-Modem zu entwickeln, wird dieses aber nicht vor 2021 produktreif bekommen.

Für die Kunden hat die Einigung den Vorteil, dass die Gefahr von Lieferverboten vom Tisch ist. Andererseits droht mit Qualcomm nun ein neuer Monopolist: Wenn so gut wie alle Smarpthone-Hersteller ihre 5G-Modems von Qualcomm kaufen müssen, werden diese sicher ihre Marktmacht nutzen, um kräftig an der Preisschraube zu drehen. Während also künftige 5G-iPhones nun gesichert sind, rücken günstige 5G-Einsteiger-Smartphones zugleich in weitere Ferne. Das ist schade.

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