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Apple: iPhone verliert im Konzern an Bedeutung

Apple löst sich von der iPhone-Abhän­gigkeit. Neue Produkte und Dienste lassen die Umsatz­quellen trotz Rück­gängen bei den Smart­phone-Verkäufen weiter spru­deln.
Von dpa / Wolfgang Korne

Apple löst sich aus der Abhängigkeit vom iPhone Apple löst sich aus der Abhängigkeit vom iPhone
Bild: picture alliance/Mark Lennihan/AP/dpa
Apple hat die Rück­gänge im iPhone-Geschäft verdaut und wächst wieder - dank Online-Diensten sowie Geräten wie der Computer-Uhr Apple Watch und der AirPods-Ohrhörer. Das vergan­gene Quartal demons­trierte, dass der Konzern auch nach einem Ende des iPhone-Booms sein Milli­arden­geschäft ausbauen kann.

Die iPhone-Erlöse fielen im Jahres­vergleich um zwölf Prozent auf knapp 26 Milli­arden Dollar (23,3 Milli­arden Euro). Apple gelang es aber dennoch, den Konzern­umsatz um ein Prozent auf 53,8 Milli­arden Dollar zu stei­gern.

Damit bleibt das iPhone immer noch das wich­tigste Apple-Produkt. Aber sein Anteil am gesamten Geschäft des Konzerns fiel auf 48 Prozent. Das ist der nied­rigste Wert seit vielen Jahren - sonst waren es oft mehr als 60 Prozent.

Online-Dienste kompen­sieren Umsatz­rück­gang beim iPhone

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Ein Schlüssel zur Über­windung der iPhone-Abhän­gigkeit liegt in den Online-Diensten. Dazu gehören der Strea­ming-Service Apple Music, der Bezahl­dienst Apple Pay und iCloud-Spei­cher­platz auf Apples Servern. Der Umsatz der Sparte wuchs binnen eines Jahres von 10,2 auf knapp 11,5 Milli­arden Dollar. Apple hat inzwi­schen 420 Millionen Abo-Kunden. Demnächst kommen noch weitere Ange­bote wie das Spiele-Abo Apple Arcade und der Video­strea­ming-Dienst Apple TV+ dazu. In den USA wird im August auch eine Apple-Kredit­karte einge­führt.

Eine span­nende Frage ist, wie der Wandel der Erlös­quellen auf Dauer die Geschäfts­politik von Apple verän­dern kann. Der Konzern macht sein Geld tradi­tionell mit dem Verkauf von Geräten, wodurch er sich zum Beispiel klar von Tech-Rivalen wie Face­book und Google abgrenzen kann, die sich durch Werbung finan­zieren und dafür auf Nutzer­daten ange­wiesen sind. Bei Apple dienten Online-Ange­bote ursprüng­lich dazu, als Ergän­zung die eigenen Geräte attrak­tiver zu machen. Jetzt sind sie aber ein eigen­stän­diger wirt­schaft­licher Faktor mit zuneh­mender Bedeu­tung. Es ist zum Beispiel finan­ziell lukrativ für Apple, wenn Nutzer viel Geld in Spiele-Apps ausgeben oder größere Mengen Online-Spei­cher­platz brau­chen.

Apple Watch, Homepod und Airpods als Wachs­tums­motoren

Den größten Umsatz­sprung gab es im vergan­genen Quartal aber in der Sparte, in der das Geschäft mit der Apple Watch, den AirPods, den vernetzten HomePod-Laut­spre­chern sowie Zubehör zusam­menge­fasst ist. Dort stiegen die Erlöse von 3,7 auf 5,5 Milli­arden Dollar. Apple nennt keine Absatz­zahlen für seine Geräte, bei der Watch war aber von "Millionen" neuen Nutzern die Rede - im vergan­genen Quartal seien drei Viertel der verkauften Uhren an Erst­käufer gegangen. Bei den Mac-Compu­tern legten die Erlöse von 5,3 auf 5,8 Milli­arden Dollar zu und beim iPad von 4,6 auf gut fünf Milli­arden.

Rechnet man das iPhone heraus, wuchs das rest­liche Geschäft des Konzerns um 17 Prozent, betonte Apple. Die iPhone-Umsätze sind unter­dessen schon seit mehreren Quar­talen rück­läufig nach schwä­cheren Verkäufen in China sowie einer Abküh­lung des Smart­phone-Marktes insge­samt. Zuletzt sei das iPhone-Geschäft aber wieder besser gelaufen, sagte Konzern­chef Tim Cook vor Analysten.

In China sank der Apple-Umsatz im vergan­genen Vier­teljahr nur noch um vier Prozent auf 9,2 Milli­arden Dollar. In den Quar­talen davor hatte es zum Teil Rück­gänge um die 20 Prozent gegeben. Nach Berech­nungen der Analy­sefirma Canalys sank der iPhone-Markt­anteil in China damit binnen eines Jahres von 6,4 auf 5,8 Prozent.

In Summe 13 Prozent weniger Umsatz

Unterm Strich verdiente Apple in dem Ende Juni abge­schlos­senen dritten Geschäfts­quartal gut zehn Milli­arden Dollar, das war ein Rück­gang von rund 13 Prozent im Jahres­vergleich. Der Konzern schloss das Quartal mit Reserven von 211 Milli­arden Dollar ab - obwohl allein in dem Vier­teljahr 21 Milli­arden Dollar an Anteils­eigner gingen, vor allem durch Akti­enrück­käufe.

Für das laufende Quartal stellte Apple einen Umsatz zwischen 61 und 64 Milli­arden Dollar in Aussicht. Im Vorjah­resquartal waren es 62,9 Milli­arden Dollar gewesen. Auch ange­sichts dieser Prognose, die Erwar­tungen von Analysten über­traf, legte die Aktie im nach­börs­lichen Handel am Dienstag zeit­weise um mehr als vier Prozent zu.

Auch Apple leidet unter Handels­krieg

Cook sagte in der Tele­fonkon­ferenz, dass Apple auch die neue Genera­tion des Profi-Compu­ters Mac Pro in den USA montieren wolle. Das sei der Grund, warum der Konzern bean­tragt habe, chine­sische Bauteile für das Gerät von den 25-prozen­tigen US-Straf­zöllen auszu­nehmen. US-Präsi­dent Donald Trump hatte vergan­gene Woche erklärt, der Konzern werde keine Befreiung von den Straf­zöllen bei chine­sischen Bauteilen bekommen. "Baut sie in den USA, keine Zölle", schrieb Trump bei Twitter. Cook sagte, Apple erkläre derzeit die Posi­tion des Konzerns und hoffe auf eine Bewil­ligung des Frei­stel­lungs­antrags.

Apple montiert das bishe­rige Mac-Pro-Modell seit 2013 in Texas. Nach der Vorstel­lung der neuen Genera­tion im Juni hatten das "Wall Street Journal" und die "New York Times" geschrieben, die Endfer­tigung solle nach China verlegt werden. Cook sagte, die meisten Apple-Produkte würden "gewis­sermaßen überall" produ­ziert, mit Beiträgen etwa aus den USA, Europa, Südkorea, Japan und China. "Das liegt in der Natur einer globalen Zulie­ferer­kette."

Die Gründe, die hinter der iPhone-Schwäche stecken, haben wir in einem weiteren Bericht analy­siert.

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