Fake

Für 20 Euro: Apple-Watch-Fake ausprobiert

Hardwarehersteller in Asien verärgern große Marken regelmäßig mit passgenauen Nachbauten ihrer Premiumgeräte. Wir haben uns einen Nachbau der Apple Watch besorgt und ausprobiert.
Von Daniel Profit

Die Smartwatch Indor i8 im Unboxing Apple Watch Fake ausprobiert:
Was bietet der Klon?
Foto: teltarif.de
Wer in asiatischen Ländern Urlaub macht, kann sich schnell und günstig Smartphones und Gadgets lokaler Marken besorgen. Jene sind nicht nur deutlich günstiger, sondern können teilweise in Ver­arbei­tungs­qualität und Funk­tio­na­lität mithalten. Wir haben uns einen Nachbau der Apple Watch besorgt und testen, was man damit anstellen kann.

Welche Technik bietet unser Klon aus Asien?

Bei der Indor i8 treffen 1,55 Zoll Bildschirm­fläche, ein 380-mAh-Akku sowie ein proprietäres Betriebssystem aufeinander und sollen in Form eines Klons eine Apple Watch nachbilden. Unser Modell für ca. 20 Euro Anschaffungspreis erlaubt nicht nur das Koppeln mit einem Android-Smartphone, sondern auch das Einlegen einer SIM-Karte. Über diese konnte unser Modell telefonieren und auch auf das Internet zugreifen. Dies gelingt allerdings nur mäßig, doch dazu später mehr. Technische Details über das Innenleben werden nicht überliefert. Besonders leistungsstark dürfte die verbaute Technik der Uhr nicht sein, denn sie läuft mit einem proprietären, nicht näher spezifi­zierten, Betriebssystem.

Verarbeitung nur mittelmäßig

Die Smartwatch Indor i8 im Unboxing Apple Watch Fake ausprobiert:
Was bietet der Klon?
Foto: teltarif.de
Die Verarbeitung erinnert stark an das Ori­gi­nal von Apple. Trotzdem unterscheidet sie sich in einigen Punkten von der Apple Watch. So wäre es beim Vorbild undenkbar den Boden zu öffnen, um etwa eine SIM- oder auch Speicherkarte einzulegen oder den Akku zu wechseln. Erst beim genaueren Hin­sehen lassen sich bei unserem Test­modell Unterschiede wahrnehmen. Statt eines Herz­frequenz­sensors unten sind der heraus­nehm­bare Akkuboden und Lautsprecher vorzufinden. Die Krone ist bei der Indor i8 Einschaltknopf und Home-Button zugleich. Ebenso unterscheidet sich unser Nachbau beim Dock-Button von der Apple Watch. Statt eines Knopfs, welcher Hintergrund-Apps anzeigt, gibt es hier einen USB-Anschluss für das Ladekabel. Auch die Vorderseite unterscheidet sich durch den Einbau einer Kamera vom Original.

Die Funktionen im Detail

Apps oder sonst typische Funktionen einer Smartwatch, beispielsweise ein Sprach­assistent, lassen sich bei der Indor-i8-Smartwatch nicht vorfinden. Stattdessen läuft ein proprietäres Betriebssystem, mit welchem sich auch ohne Smartphone kommu­ni­zie­ren lässt. Dank des SIM-Kartenschachts konnte unsere Testuhr eigenständig Anrufe aufbauen und empfangen, die dann über einen Lautsprecher wiedergegeben wurden. Das Verfassen von Kurznachrichten ist auch möglich, macht aber aufgrund des kleinen Displays keinen Spaß.

Eines der Highlights ist, neben dem sehr offensichtlichen Design, die Kamera. Jene löst mit VGA-Auflösung, also 640 mal 480 Pixel, auf und erinnert an die Handy­kameras der ersten Generation. Zumindest kann die Uhr den Selfie-Trend bedienen. Videoaufnahmen kann unser Nachbau nicht aufnehmen.

Selbstverständlich ist auch die Kopplung mit einem Smartphone möglich. Durch diese Kopplung werden eingehende Anrufe direkt auf die Uhr geleitet. Anders als eine reguläre Smartwatch wird die Indor i8 nicht als solche, sondern als Bluetooth-Lautsprecher vom gekoppelten Smartphone wahrgenommen. Während des Aus­pro­bie­rens wurden prompt alle akustischen Mitteilungen des verbundenen Smartphones auf dem Lautsprecher der Uhr wiedergegeben. Da auch die Anrufliste mit der Smartwatch synchronisiert wurde, ließen sich im Test Anrufe über unseren Nachbau initiieren, welche dann über das Smartphone durchgeführt wurden. Benach­rich­ti­gun­gen von WhatsApp, Facebook oder neuen E-Mails zeigte die Indor i8 in unserem Test nicht an.

Surfen war mit unserem Exemplar der Indor i8 sehr mühsam. Um überhaupt eine GPRS-Verbindung herstellen zu können, war die Konfiguation des APN-Punktes nötig. Mit der Tastatur des kleinen Bildschirms dauerte dies vergleichsweise lange und ging nach kurzer Zeit auf die Nerven. Die gleiche Tastatur dient übrigens auch zum Eintippen der Seitennamen, welche aufgerufen werden sollen. Komisch: Der Browser des Betriebssystems benutzt zwar das Logo von Google Chrome, doch die damit gemachte Surferfahrung war mau. Der eingebaute Browser unseres Testgeräts kam mit modernen Seiten nur sehr selten zurecht. Oftmals blieb das Display unserer Smartwatch weiß. Somit ist die i8 als Surfgerät unbrauchbar.

Taugt die Watch als Notfallleitung?

Ein potentieller Verwendungszweck wäre der Einsatz als Notfallgerät, etwa wenn dem Smartphone die Puste ausgeht. Dafür müsste die i8-Uhr eine lange Laufzeit auf­wei­sen, was während unseres Tests definitiv nicht der Fall war. Bei moderater Nutzung lief der Akku sechs Stunden, bei stärkerer Nutzung mit GPRS-Zugriff sank die Lauf­zeit auf weniger als drei Stunden.

Fazit

Nur wenige Personen dürften für etwa 20 Euro Anschaffungspreis eine ähnliche Qualität wie beim Original von Apple erwarten. In unserem Kurztest konnte uns die Smartwatch von Indor nicht wirklich überzeugen. Zwar ist die Verarbeitung passabel, kann aber ihre Herkunft und den günstigen Preis nicht verleugnen. Zusätzlich schei­ter­te sie an den Basisdisziplinen und schaltete sich schnell aufgrund schwachen Akkus ab. Infolgedessen kam es oft vor, dass wir gegen Nachmittag für die weitere Benutzung eine Steckdose aufsuchen mussten. Aufgrund dieses Testergebnisses und der Tatsache, dass es für 20 Euro sinnvollere Gadgets gibt, tendieren wir dazu, vom Kauf von Nachbauten eher abzuraten.

Top oder Flop? Was sich im Smartwatch-Bereich tut, erfahren Sie in unserem Artikel zur Smartwatch-Zukunft.

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