Nur unter 30

Die Teenager-Welt von TikTok

5,5 Millionen aktive User des Online-Dienstes TikTok, alleine in Deutsch­land. Was ist das beson­dere an diesem Online­dienst, bei dem die Tages­schau jetzt mitmacht?
Von / dpa

Die als Musical.ly gestartete App TikTok ist bei Jugendlichen sehr populär. Die als Musical.ly gestartete App TikTok ist bei Jugendlichen sehr populär.
Foto: Picture Alliance - dpa
Face­book ist nicht mehr ange­sagt. Kinder nutzen YouTube für Videos, Insta­gram für Fotos und WhatsApp für Nach­richten: In jüngster Zeit findet sich häufig noch eine weitere App auf den Smart­phones der Mädchen und Jungen: TikTok.

Markt­studie Kinder und Eltern und Social Media

Die als Musical.ly gestartete App TikTok ist bei Jugendlichen sehr populär. Die als Musical.ly gestartete App TikTok ist bei Jugendlichen sehr populär.
Foto: Picture Alliance - dpa
KB&B, ein Markt­forschungs-Unter­nehmen, hat dazu eine Studie veröf­fent­licht.

Früher tanzten junge Mädchen gerne vor dem Spiegel und sangen dabei mit der Haar­bürste in der Hand ihre liebsten Lieder. Heute tanzen sie vor ihren Smart­phones, die Kamera auf sich gerichtet. Während damals viel­leicht die beste Freundin daneben saß und kichernd zuschaute, sieht nun poten­ziell die ganze Welt zu.

Mobile Kurz­videos

Was bei Millionen von Menschen in Deutsch­land diese kleinen Videos aufnimmt, ist die App TikTok, die es für Android und iOS gibt. „Wir sind die führende Platt­form für mobile Kurz­videos“, sagte Mana­gerin Char­lott Buch­holz auf einer TikTok-Veran­stal­tung in Berlin. Insge­samt wurde das Programm welt­weit mehr als eine Milli­arde Mal herun­terge­laden.

5,5 Millionen aktive TikToker in Deutsch­land?

Zahlen für Deutsch­land veröf­fent­licht das chine­sische Unter­nehmen Byte­dance, zu dem TikTok gehört, nicht. Aber eine Präsen­tation, die das ameri­kani­sche Online-Fach­magazin Digiday in die Hand bekam, sprach jüngst von 5,5 Millionen monat­lich aktiven TikTokern in Deutsch­land. Demnach verbrachten die Nutze­rinnen und Nutzer - der Groß­teil ist weib­lich - dort im Schnitt täglich 50 Minuten.

Erste TikTok-Stars

Einige der Stars in der Welt der Mini-Hoch­kant-Videos sind aus der Musik­welt oder von anderen Platt­formen bekannt, etwa der Popsänger Lukas Rieger oder die YouTuber Julien Bam und Rezo. Andere wie die 17-Jährige Dalia Mya aus Berlin sind über TikTok berühmt geworden. „Da kann man seiner Krea­tivität freien Lauf lassen“, schil­dert sie den Reiz. Jeden Tag gebe es in der Daten­bank neue Lieder und Videos, auf die sie mit eigenen Videos reagieren könne. Oft verbreiten sich diese Ideen dann wie ein Lauf­feuer.

EIn Star: 3 Millionen Follower

Mehr als drei Millionen Menschen folgen Dalia Mya auf TikTok - und sehen so, wie sie buntes Farb­pulver in die Luft wirft, wie sie im Bikini im Pool herum­plantscht oder wie sie in einem Mini-Sketch auf eine Schul­note reagiert. Zu Beginn hätten viele Videos daraus bestanden, einfach die Lippen zu bekannten Liedern zu bewegen, sagt sie. „Nun ist es mehr Comedy, mehr coolere Videos.“

Viele User unter 20 Jahren alt

Die meisten Nutze­rinnen und Nutzer, schätzt Dalia Mya, sind etwas jünger als sie, also 14 oder 15 Jahre alt. Jugend­schutz-Initia­tiven spre­chen von einer ähnli­chen oder sogar noch jüngeren Nutzer­gruppe. Die zwölf­jährige Holly, die auch auf TikTok unter­wegs ist, erzählt von einer Erfah­rung: „Es gibt so eine 30-Jährige, die nennt sich auf TikTok ‚Frau Mutter‘, und als ich sie sah, dachte ich: Sie ist zu alt, um auf TikTok zu sein. Bitte geh! Das wirkt nur gezwungen.“

Tages­schau goes TikTok

Aber auch die altehr­würdige ARD-Tages­schau wagt sich nun in in diese Teen­ager-Welt: Am Mitt­woch ging ihr erstes TikTok-Video online - mit Spre­cher Jan Hofer, der sich per Knopf­druck eine Krawatte in der rich­tigen Farbe aussucht.

Offi­ziell erst ab 13 Jahre

Erlaubt ist TikTok eigent­lich erst ab 13 Jahren, und bis 18 Jahren nur mit Einver­ständnis der Eltern. Doch wer die App nur zum Anschauen nutzt, wird gar nicht nach dem Alter gefragt. Und wer sich anmeldet, um selbst Videos zu veröf­fent­lichen, muss zwar ein Alter angeben - aber das wird nicht über­prüft. Holly ist auf TikTok 2003 geboren. Sie habe dort noch keine schlechten Erfah­rungen gemacht, sagt sie. Aber das liege wohl auch daran, dass sie auf TikTok nicht so bekannt sei.

Uner­wünschte Nach­richten

Von der Foto-App Insta­gram weiß Holly, was passieren kann: Dass etwa Männer ihr uner­wünschte Nach­richten schreiben. Denn wie auch Insta­gram hat TikTok alle Möglich­keiten sozialer Medien, man kann also jemandem eine private Nach­richt senden, Herz­chen verteilen oder unter einem Video einen Kommentar hinter­lassen. Das lässt sich zwar über die Konto­einstel­lungen einschränken. Aber zu Beginn steht ein Konto immer auf öffent­lich.

Eltern sollen hinschauen

Deswegen appel­liert Deborah Wolde­michael von der EU-Initia­tive klicksafe.de an die Eltern: „Wenn sie die Nutzung erlauben, dann sollten sie diese begleiten, und ihre Kinder unter­stützen, wenn es Probleme gibt.“ Zum Beispiel sollten Eltern die Konto­einstel­lungen zusammen mit den Kindern durch­gehen und auch regel­mäßig über­prüfen. Und nach­horchen: "Wem folgt mein Kind? Gibt es Stress über TikTok?"

Byte­dance kümmert sich um Jugend­schutz

Byte­dance selbst betonte gerade verstärkt, dass sie sich um den Schutz der Jugend kümmern. In Berlin wurde dafür Anfang des Jahres ein Mode­rati­onsteam gegründet, das 24 Stunden am Tag frag­liche Inhalte betrachtet. Außerdem kann jeder Nutzer blöde Kommen­tare, Videos oder Profile melden. Und dann gibt es noch eine Tech­nologie, die unpas­sende Inhalte erkennen soll. Daraufhin seien aus Versehen auch einige Videos von TikTok-Müttern mit ihren Kindern gesperrt worden, erzählt TikTok-Pres­sespre­cherin Gudrun Herr­mann. „So eine Tech­nologie ist mäßig schlau.“

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