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Apple eröffnet Online-Musikladen iTunes in Europa

Steve Jobs: Sony und OD2 sind nicht die eigentlichen Wettbwerber
Von dpa / Björn Brodersen

Apple eröffnet seinen erfolgreichen Online-Musikladen iTunes nach langer Wartezeit nun auch in Europa. "iTunes Musicstore" wird heute in Deutschland, Großbritannien und Frankreich gestartet", sagte Apple-Chef Steve Jobs heute in London.

Die drei Länder deckten 62 Prozent des europäischen Musikmarktes und 23 Prozent des Weltmusikmarktes ab, sagte Jobs. Jeder der insgesamt 700 000 verfügbaren Songs soll für 99 Cent inklusive Mehrwertsteuer angeboten werden. In Branchenkreisen war lange diskutiert worden, ob es dem Apple-Chef gelingt, in Europa einen Stückpreis in dieser Höhe bei der Musikindustrie und den Verwertungsgesellschaften durchsetzen zu können.

Der Computerhersteller führt mit seinem im April 2003 zunächst nur in den USA angebotenen Online-Dienst den Markt für Musik zum Herunterladen klar an. Im Juni will Sony mit dem eigenen Angebot "Connect" ebenfalls in Europa an den Start gehen. Erst vergangenen Montag eröffnete das Medienunternehmen OD2 [Link entfernt] ebenfalls ein Musikangebot in Deutschland, Frankreich Großbritannien und Italien. Apple sieht der wachsenden Konkurrenz jedoch gelassen entgegen: "Die eigentlichen Wettbewerber sind nicht OD2 oder Sony, sondern die Musikpiraten", sagte Jobs.

Die internationale Musikindustrie steckt in der Krise

Legale Angebote für das Herunterladen von Musiktiteln im Internet sollen helfen, den Abschwung zu stoppen. Seit vier Jahren in Folge sinken die Verkäufe von Musikträgern wie CDs. 2003 schrumpfte der Umsatz nach Angaben des Internationalen Verbands der Phonoindustrie (IFPI [Link entfernt] ) um 7,6 Prozent auf rund 32 Milliarden Dollar.

Bislang machen Internet-Angebote aber nur einen sehr geringen Anteil des gesamten Musikmarktes aus. «Wenn man den gesamten Markt der legalen Downloads zusammen zählt, dann sprechen wir von zwei Prozent der in den USA legal vertriebenen Musik», rechnete Jobs in einem Interview mit dem Wall Street Journal vor. Mit iTunes hält Apple nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 70 Prozent der legalen Musikdownloads. «Wenn man sich vor Augen führt, was wir innerhalb eines Jahres erreicht haben und sich dabei die Flugkurve anschaut, dann ist es nicht unvorstellbar, dass wir die Schwelle von fünf Prozent in den kommenden 24 Monaten oder sogar noch früher durchbrechen."

In den USA hat sich in der Branche ein Preis von 99 US-Cent (82 Euro-Cent) pro Titel eingependelt. Dieser Preis beinhaltet allerdings keine Mehrwertsteuer, die in Europa für Musiktitel im Internet verlangt werden muss. Die Musiklabels machen nach Angaben von Jobs mit 99 US-Cent pro Musiktitel in einem Download-Angebot mehr Geld als mit dem Vertrieb des Titels auf einer CD. In Deutschland betreibt die Plattenindustrie mit Phonoline [Link entfernt] eine eigene Plattform für legale Musikdownloads.