Codec

Bald bessere Sprachqualität bei Handy-Telefonaten

Netzbetreiber T-Mobile setzt künftig auf AMR-Wideband
Von Björn Brodersen

Der Mobilfunknetzbetreiber T-Mobile und der Netzwerkausrüster Ericsson wollen die Sprachqualität beim Mobiltelefonieren auf ein höheres Niveau als bei herkömmlichen Festnetz-Telefonaten heben. Das Sprachkodierungsverfahren AMR-Wideband (Adaptive Multi-Rate) soll Sprache über das Mobilfunknetz in HiFi-Qualität ermöglichen. Die beiden Unternehmen wollen die neue Technik im Jahr 2008 einführen, im Sommer dieses Jahres führten sie bereits einen Feldversuch in Hamburg und Köln mit 150 Handynutzern durch. Auf der Systems in München demonstrierten T-Mobile und Ericsson heute den Unterschied der Sprachqualität von AMR-Wideband zu dem aktuell eingesetzten Standard AMR-Narrowband.

Bessere Sprachqualität durch AMR-Wideband? T-Mobile will künftig ganz auf den neuen Standard setzen. Der neue unter 3GPP standardisierte Sprachcodec für GSM- und UMTS-Infrastrukturtechnik soll zukünftig flächendeckend nutzbar sein. Dazu wird ein breiteres Sprach- bzw. Frequenzspektrum von 100 bis 7 000 Hz abgetastet, anstatt wie bisher 300 bis 3 400 Hz, erklärte Jörg Heße, Director Global Solution Management, Radio Access, von Ericsson.. Nur beim AMR-Wideband umfasse die Codierung alle Bereiche des Sprachspektrums, die für eine natürliche Wiedergabe nötig sind. Dabei sollen die selben Transportkapazitäten für die komprimierten Sprachdaten genutzt werden wie bisher. Auf störungsfreien Kanälen übertrifft den Angaben zufolge die Qualität von AMR-Wideband selbst in der niedrigsten Bitrate mit 6,6 kBit/s die Werte von AMR-Narrowband. Die maximale Bitrate betrage in beiden Fällen 12,2 kBit/s.

Damit aber die Sprachqualität auch wirklich merklich steigt, müsse der Standard nicht nur in den Endgeräten, sondern auch im Netz implementiert sein. Unterstütze ein Anbieter den Codec nicht, falle die Gesprächsqualität auf den bisherigen Codec zurück. Auch in den zurzeit erhältlichen Geräten könne die Technik nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen.

Verständliches Flüstern

Bei der Vorführung von AMR-Wideband war der klangliche Unterschied bemerkenswert. Helfen soll die neue Technik vor allem beim Telefonieren in geräuschvoller Umgebung - beispielsweise beim Autofahren, im Stadion oder in Fußgängerzonen - oder auch in leiser Umgebung - etwa im Büro -, wenn das Gesprochene nicht von Anwesenden mitgehört werden soll und man leise sprechen möchte. Selbst flüstern soll am anderen Ende der Verbindung verständlich sein. T-Mobile und Ericsson gehen davon aus, dass AMR-Wideband das Nutzerverhalten der Kunden zu häufigerem Handygebrauch und längeren Telefonaten verändern wird.

Chipsätze von Ericsson für Handy-Entwickler sollen ab kommendem Jahr den Codec unterstützen, die GSM- und UMTS-Infrastrulturtechnik von T-Mobile ab 2008. Ob dann beispielsweise die Kunden sehen können, welcher Sprach-Codec gerade eingesetzt wird und ob je nach Codec unterschiedliche Gesprächspreise anfallen, steht noch nicht fest. Die 150 Testteilnehmer in Hamburg und Köln probierten AMR-Wideband vier Wochen lang mit einem speziell präparierten Sony Ericsson Z800 mit nachgebauter AMR-WB Funktion aus. Von ihnen bewerteten mehr als ein Drittel den Dienst als "sehr positiv". Trials mit Mobilfunkanbietern weltweit sollen folgen.

Die Investitionen sollen sich für T-Mobile in Grenzen halten, da nur ein Software-Upgrade und keine neue Hardware benötigt werde, so Thomas Henze vom Product Management von T-Mobile. Der Bonner Netzbetreiber hofft darauf, dass sich andere Netzbetreiber auch frühzeitig für AMR-Wideband entscheiden, damit möglichst viele Netze und auch Endgeräte den Standard unterstützen und so möglichst viele Mobilfunkkunden damit telefonieren können.