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Apple will iPod-Triumph mit Wunder-Handy wiederholen

Steve Jobs begeistert Besucher der iPhone-Präsentation
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Vor 30 Jahren leistete Steve Jobs als Mitbegründer von Apple Computer Pionierarbeit beim Aufbau der PC-Industrie. Vor fünf Jahren krempelte Apple mit dem iPod die Musikbranche und den Unterhaltungselektronik-Markt um. Und nun soll die Zeit wieder für eine Revolution reif sein: "Wir haben das Mobiltelefon neu erfunden", sagte Jobs zur Eröffnung der MacWorld Expo in San Francisco und verkündete anschließend, dass Apple künftig ohne das Wort "Computer" im Firmennamen auskommen wird.

Apple iPhone 8GB

Die rund 4 000 Besucher der Fachmesse reagierten geradezu euphorisch auf die Ankündigung des neuen Wunder-Handys iPhone, das Mobiltelefon, Video-iPod und Internet-Kommunikationsmaschine in einem ist. Analyst Benjamin Reitzes von der UBS AG sagte seinen Kunden nach der Keynote: "Das ist ein Mordsding." An der NASDAQ-Börse wurde es auch so gesehen. Der Kurs der Apple-Aktie sprang heute um 8,3 Prozent auf 92,57 Dollar und verfehlte nur knapp ein Rekordhoch. Die Investoren sind überzeugt, dass Apple den iPod-Triumph mit dem neuen iPhone wiederholen kann. Apple selbst gibt kleinere Ziele aus: Bis Ende 2008 soll das iPhone ein Prozent des Mobilfunkmarktes erobern, was zehn Millionen Geräten entspricht. Und da die Preise mit 499 beziehungsweise 599 Dollar - bereits mit Mobilfunkvertrag - am oberen Ende der Spanne auf dem Handymarkt liegen, soll sich das Geschäft für Apple auch lohnen.

iPhone erkennt, ob es quer oder hochkant liegt

Das Apple iPhone Nicht allein die Kombination aus Mobiltelefon mit großem Display, Multimedia-Player und Internetzugang in einem ultraflachen Designkunstwerk überzeugte die Beobachter, sondern eine ganze Reihe von technischen Innovationen. So besitzt das iPhone nur eine Taste und wird sonst durch Fingerbewegungen auf dem Display bedient. Ein Sensor erkennt, ob das Gerät zum Telefonieren ans Ohr gehalten wird, um dann zum Stromsparen den Bildschirm auszuschalten. Das iPhone erkennt auch, ob es von seinem Besitzer gerade hochkant oder quer gehalten wird, um dann automatisch das Bild auf dem Display auszurichten.

Die Fachwelt zeigte sich unterdessen weniger begeistert von dem Gerät. Schließlich kann es kein UMTS, der Speicher lässt sich nicht erweitern und auch der Akku lässt sich angeblich nicht auswechseln. Zudem fehlen Business-Anwendungen.

"Für Steve Jobs ist das kein bloßer Spruch, wenn er von der Neuerfindung des Mobiltelefons spricht", sagte Apple-Marketingchef Phil Schiller der dpa. "Er war dabei, als der erste Mac entwickelt und eine Revolution in der Computerindustrie vorbereitet wurde." Jobs habe auch bei der Konzeption des iPods vor Augen gehabt, wir sehr der Player von Apple die Musikbranche verändern werde.

200 Patente sichern das iPhone

Apple-Chef Steve Jobs bei der Vorstellung des iPhone. Foto: dpa Aus der Geschichte hat Steve Jobs aber auch die Lehre gezogen, dass maßgebliche Neuerungen rechtlich abgesichert werden müssen. Bei der Entwicklung des Apple Macintosh wurde dies weitgehend versäumt, auch weil Apple sich damals selbst großzügig an den Innovationen anderer Firmen bedient hatte. Das eröffnete später Microsoft die Möglichkeit, wichtige Elemente aus dem Macintosh-System in Windows einzubauen. Über 200 Patente rund um das iPhone sollen nun verhindern, dass sich dieser Teil der Geschichte noch einmal wiederholt.

Dem 51-jährigen Apple-Chef war nach der Keynote die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, dass er mit der Präsentation des iPhones und der Settopbox Apple TV die Aufmerksamkeit des Publikums wieder auf die Innovationen aus dem Hause Apple lenken konnte. In den vergangenen Wochen hatte sich die Öffentlichkeit vor allem mit Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Aktienoptionen bei Apple beschäftigt. Jobs hatte von der falschen Datierung der Optionen zwar nicht persönlich profitiert, war zum Teil aber an deren Vergabe beteiligt und stand als Chief Executive Officer letztlich in der Verantwortung. Nachdem zunächst der Verwaltungsrat dem Apple-Chef den Rücken gestärkt hatte, konnte Jobs nun das unerfreuliche Thema Optionsskandal für sich weitgehend abhaken.

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