Umstellungsprozess

HanseNet hat AOL-Migration bald abgeschlossen

84 Prozent der AOL-Kunden sind schon auf HanseNet-Technik geschaltet
Von Thorsten Neuhetzki

Anfang des Jahres gab HanseNet die Übernahme des Zugangsgeschäfts von AOL bekannt. Für 665 Millionen Euro hatten sich die Hamburger als Tochtergesellschaft von Telecom Italia die mehr als 3 Millionen Kunden gekauft. Damit begann für HanseNet ein großes Unterfangen. Die Kunden sollten auf die HanseNet-Systeme überführt werden, weil die amerikanische AOL ihre Systeme in Deutschland mittelfristig abschalten wollte. Doch die Überführung der Kunden in ein anderes System klingt einfacher, als es für HanseNet war. Im Frühsommer begann dieser Prozess, Stand heute sind 84 Prozent aller AOL-Kunden auf der HanseNet-Plattform.

Probleme gab es für HanseNet im Laufe der Migration an mehreren Stellen. Zum einen war man sich zunächst nicht sicher, ob bei der Übernahme der Kunden auf das neue Zugangs- und Billingsystem alles reibungslos klappen würde. Begonnen wurde bei der Umstellung mit den Kunden, bei denen dieses am einfachsten schien: Den Schmalbandkunden. Wie umfangreich die Arbeiten sind, zeigen diese Eckzahlen: 100 Mitarbeiter in drei Ländern werden sich insgesamt ein Jahr um diesen Überführungsprozess kümmern.

Für AOL-Kunden sollte sich möglichst wenig ändern

Größtes Ziel bei der Umstellung für HanseNet: Für die Kunden sollte sich möglichst wenig ändern. Am ehesten sollten die Kunden die Umstellung durch das Alice-Logo auf ihrer Rechnung bemerken. Allerdings wurden einige Kunden mit Preisänderungen konfrontiert, weil HanseNet das Tarifportfolio von AOL bereinigt hat, hat hier aber nach eigenen Angaben weitesgehend im Sinne der Kunden gearbeitet und zum Teil sogar Preissenkungen vorgenommen. Wichtige Eckdaten wie der Login-Name oder die E-Mail-Adresse aber auch die AOL-Software sollten weiter funktionieren.

Doch auch hier sind den Technikern zum Teil die Hände gebunden. So gibt es nach Angaben der Hamburger bis heute AOL-Kunden, die mit der Software-Version 2.5 surfen, obwohl es mittlerweile 9.0 gibt. Das Problem dabei: Die Uralt-Software ist nicht mit den HanseNet-Systemen kompatibel. Alle Kunden, bei denen es derartige Probleme gibt, werden in den nächsten Wochen und Monaten individuell angesprochen. Dann soll versucht werden, eine Lösung zu finden.

Schmalbandkunden können AOL weiter nutzen

Medienberichten, wonach HanseNet die AOL-Schmalbandkunden nicht haben und möglichst kündigen möchte, weist man am Überseering in Hamburg von sich. Zwar biete man heute keine Schmalbandzugänge mehr für Neukunden an, aber es soll auch keine Kündigungen geben, hieß es bei HanseNet. Erst dann, wenn das Migrations-Team für den Einzelfall - in der Summe war hier von einigen wenigen Tausend die Rede - keine Lösung finde, etwa weil der Kunde schlicht keine neue AOL-Software nutzen möchte - müsse man sich von dem Kunden trennen. Ziel sei aber natürlich auch, die AOL-Schmalbandkunden auf ein Alice-DSL-Angebot zu ziehen. Etwas weniger als zehn Prozent der alten Schmalbandkunden würden jedoch kein DSL bekommen.

Zu Abschaltungen wie den ehemaligen AOL-Hotspots oder der Einwahl ins Internet über die AOL-Software bei einem Aufenthalt im Ausland steht man bei HanseNet nach wie vor. Derartige Dienste, es gäbe noch einige wenige mehr, seien von weniger als tausend Kunden genutzt worden. Daher habe man sich für die Abschaltung entschieden.