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Alcatel-Lucent und NEC drücken UMTS-Nachfolger LTE in den Markt

LTE bietet Endkunden zweistellige Datenraten - Einführung bereits 2009?
Von mit Material von dpa

Die beiden Ausrüster Alcatel-Lucent und NEC haben auf dem Mobile World Congress in Barcelona eine umfassende Kooperation zur Einführung des UMTS-Nachfolgers LTE bekannt gegeben. Ziel ist, noch in diesem Jahr erste Tests durchführen zu können, und 2009 kommerzielle Produkte anbieten zu können.

LTE verwendet eine ähnliche Funktechnologie wie WiMAX, nämlich OFDMA, setzt jedoch zusätzlich auf etablierten 2G- und 3G-Standards auf. Eine LTE-Datenverbindung kann beim Verlassen des versorgten Bereiches von UMTS/HS(D)PA oder GPRS/EDGE übernommen werden. Dasselbe gilt für Sprachverbindungen. Erste LTE-Endgeräte werden aber voraussichtlich Laptopkarten sein.

Die Möglichkeit des Fallbacks auf bestehende Mobilfunktechnologien wird auf der Messe von vielen LTE-Anbietern als erheblicher Vorteil gegenüber dem konkurrierenden WiMAX gesehen. Ebenso ist der Markt für Handys - jährlich werden über eine Milliarde Stück verkauft - viel größer als der für Laptops, der etwa 70 Millionen Geräte umfasst. Einige Anbieter, z.B. Qualcomm, fragen daher ganz offen: "Brauche ich WiMAX?". Andere, und dazu gehören auch NEC und Alcatel-Lucent, bieten beide Technologien an und überlassen dem Kunden die Entscheidung für die eine oder andere Technologie auf Basis des jeweiligen Geschäftsmodells oder der regulatorischen Vorgaben.

Flexibler als UMTS

Während UMTS eine feste Bandbreite von 5 MHz pro Antenne vorsieht, kann LTE auch mit Bruchteilen (1,25 oder 2,5 MHz) oder Vielfachen (10 oder 20 MHz) hiervon betrieben werden. Diese Flexibilität wird den Netzaufbau entsprechend vereinfachen. Die Datenraten von anfangs 50/25 MBit/s pro Endgerät (Downstream/Upstream) bzw. über 100 MBit/s pro Zelle werden nur bei maximaler Bandbreite erreicht. Aber auch ein Anbieter, der nur 1,25 MHz zur Verfügung hat, wird mit LTE immer noch Datenraten auf DSL-Niveau erreichen können.

Erste LTE-Netze werden voraussichtlich das UMTS-Erweiterungsband um 2,5 und 2,6 GHz nutzen. In Deutschland und anderen Ländern wird die Versteigerung oder Vergabe dieser Frequenzen aktuell vorbereitet. Sehr schnell wird LTE im 900 MHz-Bereich folgen, insbesondere mit schmalen Bandbreiten, da hierfür deutlich weniger GSM-Frequenzen freigeräumt werden müssen als für UMTS 900. Vorteil der niedrigeren Frequenz ist eine höhere Reichweite und eine bessere Versorgung in Innenräumen.

Auch wenn Versuche noch dieses Jahr durchgeführt werden sollen und erste Produkte bereits 2009 ausgeliefert werden sollen: Richtig starten wird LTE aber erst im nächsten Jahrzehnt. Für 2011 werden einige Millionen LTE-Kunden vorhergesagt. 2015 sollen es dann schon 400 Millionen sein.

Partner mit unterschiedlichen Stärken

Die Kooperation zwischen Alcatel und NEC sieht beide Firmen als gleichberechtigte Partner vor. Beide Firmen wollen ihre jeweiligen Stärken einbringen, um dem Kunden das komplette Spektrum an benötigten Netzkomponenten anbieten zu können: Basisstationen, breitbandige Anbindungen für die Basisstationen und Kernnetzkomponenten.

Alcatel-Lucent war durch seine Fusion vor gut einem Jahr zum weltweiten Marktführer für Internet- und Telekom-Technik aufgestiegen. Für 2007 musste das französisch-amerikanische Unternehmen allerdings einen Rekordverlust von 3,52 Milliarden Euro ausweisen. NEC ist ein japanischer Elektronikkonzern, der einen großen Teil seines Umsatzes mit Aufbau und Pflege von Systemen erzielt.

Die Branche der Telekom-Ausrüster steckt in einer umfassenden Konsolidierungsphase, die nach Einschätzung von Experten nicht abgeschlossen ist. Nach Angaben aus Branchenkreisen verhandelt Motorola über eine Bündelung seines Handy-Infrastrukturgeschäfts mit Nortel. Im vergangenen Jahr hatte neben dem Zusammenschluss von Alcatel und Lucent auch Ericsson die britische Marconi übernommen. Die Technologiekonzerne Siemens und Nokia führten ihr Netzwerk-Geschäft in ein Gemeinschaftsunternehmen zusammen. Grund sind vor allem die sinkenden Preise für Infrastruktur.

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