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Vodafone startet Handy-Bezahldienst M-Paisa in Afghanistan

Nutzer können sich die langen Anfahrtswege zur Bank sparen
Von Björn Brodersen

Knapp ein Jahr nach dem Start seines mobilen Bezahldienstes M-Pesa in Kenia, startet der Mobilfunkbetreiber Vodafone in Afghanistan ein weiteres Geldtransfer-System. Vodafone arbeitet dabei mit dem lokalen Money Service Provider Roshan zusammen. Beide Unternehmen stellten auf dem Mobile World Congress in Barcelona das Geldtransfersystem vor. Eine wesentliche Neuerung des in Afghanistan M-Paisa genannten mobilen Bezahldienstes gegenüber dem Angebot in Kenia sind sprachbasierte Dienste, damit auch Analphabeten das System verstehen. Weder Kenia noch Afghanistan besitzen eine funktionstüchtige Banken-Infrastruktur, nur wenige Menschen haben aufgrund ihres geringen Einkommens ein Bankkonto. Über M-Paisa können die Nutzer Rechnungen bezahlen oder Gehälter an Angestellte auszahlen, ohne die teilweise stundenlange Anfahrt zu einer Bank zu unternehmen.

M-Paisa soll sich vor allem an Arbeitnehmer, die mit ihren geringen Einkommen die Familie zu Hause unterstützen, oder an Kleinunternehmen, die darüber die Gehälter an ihre Angestellten auszahlen, richten. Zum Start soll nur die Aus- und Rückzahlung von Mikrokrediten möglich sein, Vodafone und Roshan arbeiten dafür mit Micro-Financing-Institutionen vor Ort zusammen. Später sollen auch Geldtransfers zwischen einzelnen Personen, die M-Paisa nutzen, möglich sein. Zunächst müssen die Nutzer Geld auf einem Konto hinterlegen, das sie dann mit dem Handy per SMS verwalten können. Die Entgelte, die die Anbieter den Nutzern berechnen, liegen je nach Transaktionsart zwischen drei und zehn Prozent des jeweiligen Geldbetrags, monatliche Grundgebühren fallen nicht an. Vor dem Zugriff aufs M-Paisa-Konto durch Fremde - beispielsweise bei einem Verlust oder einem Diebstahl des Handys - soll eine spezielle PIN schützen.

M-Paisa startet zunächst mit 50 M-Paisa-Filialen in den größeren Städten fast aller Provinzen Afghanistans, später wollen die Anbieter den Dienst auch in den Dörfern anbieten. Dabei sollen auch Banken, Supermärkte, Tankstellen und andere Verkaufsstellen in das mobile Bezahlsystem eingebunden werden. Roshan erreicht nach eigenen Angaben Hunderttausende von Micro-Finance-Kunden in Afghanistan.

1,6 Millionen Kunden in Kenia

In Kenia arbeitet Vodafone mit Safaricom zusammen, hier zahlen die Handy-Shops des Netzbetreibers die Gelder aus. Seit dem Start im März 2007 zählt M-Pesa bereits 1,6 Millionen Kunden, die rund 200 Millionen Transaktionen im Monat vornehmen. Nach Angaben von Vodafone liegt der durchschnittliche Überweisungsbetrag bei 30 Euro. Aber auch Firmen nutzen den Service: Safaricom bezahlt Gelegenheitsarbeiter und verteilt 40 000 geringwertige Geldpreise an seine Kunden, die M-Pesa nutzen. In Zukunft sollen auch Renten, Strom, Wasser und andere regelmäßig zu zahlende Beträge mit M-Pesa bezahlt werden können.

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