Themenmonat Mobilfunk-Discount Kräftemessen

simyo-Chef Hansen: Service-Provider werden nicht mehr gebraucht

Aber: freenet-Chef will neue Marktmacht gegen Netzbetreiber nutzen
Von mit Material von ddp

Der Chef des Mobilfunkdiscounters simyo Rolf Hansen, sieht auch nach dem Zusammenschluss der Mobilfunkanbieter freenet und debitel keine große Zukunft für die Service-Provider ohne eigenes Netz. "Die Frage ist, ob dieses Geschäftsmodell bei einem gesättigten Markt noch gebraucht wird und ob es finanzierbar ist", sagte Hansen dem Tagesspiegel.

Hansen begründete seine Zweifel mit sinkenden Margen, der hohen Geschwindigkeit, mit der dies vonstatten gehe und der geringeren Anpassungsgeschwindigkeit an diesen Margenverfall bei den Service-Providern. Die große Stärke der Service-Provider, die persönliche Betreuung vor Ort, sei eine Leistung, die immer weniger gefragt sei, da sich die Leute verstärkt im Internet informierten.

freenet will neue Marktmacht gegen die Netzbetreiber nutzen

freenet-Konzernchef Eckhard Spoerr teilt die Meinung Hansens (naturgemäß) nicht. Nach der Übernahme des Konkurrenten debitel will er die Netzanbieter zu Preiszugeständnissen zwingen. Die neue Nummer drei mit 19 Millionen Kunden werde ihre Marktmacht künftig nutzen, sagte Spoerr einem Vorabbericht zufolge dem Nachrichtenmagazin Focus. "Wir entscheiden mit darüber, welche Telefonnetze ausgelastet werden", sagte Spoerr. "Das wird ein neues Spiel der Kräfte sein", fügte er hinzu. Konkretere Angaben hierzu wurden noch nicht veröffentlicht.

Zur eigenen Unternehmenszukunft und der seiner Mitarbeiter machte Spoerr auch noch keine konkreten Angaben. So wolle die gemeinsame Führung über die Zukunft von Standorten und Arbeitsplätzen erst nach Vollzug der Fusion entscheiden. "Eins ist klar: Wenn zwei Unternehmen zusammengehen, die ähnliches tun, muss über Personalanpassungen geredet werden", so Spoerr.

Mobilfunk-Discount boomt weiterhin

Im eigenen Marktsegment, dem Discountgeschäft im Mobilfunk, sieht Hansen dagegen noch Wachstumspotenzial. "Ende dieses Jahres werden deutlich mehr als zehn Millionen Kunden bei den reinen Mobilfunkdiscountern sein", prognostiziert er. Bis 2012 sei ein Marktanteil von 25 Prozent drin. Eigene Kundenzahlen nennt simyo allerdings nicht.

Spielraum für weitere Preissenkungen sieht Hansen nicht. Neun Cent kostet heute eine Minute mobil telefonieren bei den Discountern. "Weiter runter kann keiner gehen, ohne Geld zu verbrennen." Ebenso wenig glaubt Hansen, dass es noch viel Platz für weitere Wettbewerber gibt. "Es wird eng im gesättigten Mobilfunkmarkt in Deutschland." Chancen hätten allenfalls starke Marken, die bereits über gut ausgebaute Vertriebskanäle verfügen, wie etwa die Möbelkette Ikea.