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E-Plus und T-Mobile wollen Internet über Fernsehfrequenzen testen

"Digitale Dividende" könnte Problem der Breitband-Flächenversorgung lösen
Von Thorsten Neuhetzki

Breitband-Internet in ländlichen Regionen ist noch immer ein großes Problem - vor allem für diejenigen, die in den entsprechenden Regionen leben und arbeiten. Das haben auch die Anbieter von Internetzugängen erkannt und wollen Lösungen finden. Diese allerdings werden aus Kostengründen nicht auf DSL basieren. Ein Lösungsansatz ist, die bislang für Fernsehausstrahlung genutzten Frequenzen zu nutzen, um die Fläche zu versorgen. Durch den Einsatz von DVB-T und DVB-H, die ressourcenschonender senden als die bisherige analogen Sender, werden entsprechende Frequenzen frei.

Während früher alles für die Versorgung auch kleiner Dörfer mit Fernsehen über terrestrische Sender sprach, spricht heute kaum noch etwas für die Verbreitung von DVB-T in ländlichen Regionen, weil es hier die Alternative des Satellitenempfangs gibt. Zudem ist der terrestrische Empfang in diesen ländlichen Regionen nur mit sehr hohen Aufwendungen für nur verhältnismäßig wenige Einwohner zu realisieren. Das verhält sich bei breitbandiger Internet-Versorgung jedoch anders.

Dies erscheint deshalb sinnvoll, weil fragliche Frequenzen im UHF-Band IV und V (470 MHz bis 862 MHz) sich deutlich besser in die Fläche ausbreiten und eine größere Reichweite haben als UMTS-Frequenzen oder gar die BWA-Frequenzen, die unter anderem für WiMAX genutzt werden.

Auf diesen niedrigeren Frequenzen können theoretisch alle Funkstandards für Breitband möglich sind, genutzt werden. Das könnten beispielsweise WiMAX, LTE oder UMTS sein. In einem am 1. Juli startenden Pilot-Projekt im brandenburgischen Wittstock sollte zunächst WiMAX zum Einsatz kommen. Doch zwischenzeitlich hat man sich anders entschieden und setzt auf UMTS, genauer auf ein auf den Frequenzbereich adaptiertes TD-CDMA-System. T-Mobile setzt ein solches System bereits in der Tschechischen Republik ein, wie die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) bekannt gab.

Piloten mit T-Mobile und E-Plus

Dieser Pilot startet im Juli. Beteiligt ist hier neben der zuständigen Landesmedienanstalt mabb auch der Mobilfunkanbieter T-Mobile. Auch der Düsseldorfer Mitbewerber E-Plus will sich an derartigen Versuchen beteiligen. Entsprechende Ankündigungen machte E-Plus-Chef Thorsten Dirks vor einigen Wochen in Berlin bei einer Veranstaltung des VATM. Doch Details waren auf Nachfrage nicht zu erfahren. Man befinde sich wohl in Gesprächen, konkrete Pilotprojekte gebe es aber noch nicht.

Die Pilotprojekte sollen nach einhelliger Aussage der verschiedenen Landesmedienanstalten sowie des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) dazu dienen, verschiedene Fragen und Probleme zu klären. So müsse zum Beispiel geprüft werden, welche Störungsquellen es bei den Diensten gibt, wie am Ende der Datendurchsatz aussieht, welche Senderdichte und Sendestärke es geben muss und wie gut und mit welcher Leistung der Rückkanal realisiert werden kann. In anderen Pilotprojekten sollen zudem auch noch andere Übertragungsarten erprobt werden. Auch muss geprüft werden, wie am Ende überhaupt der Kosten-/Nutzen-Faktor ausschaut. Wann mit einem marktreifen System zu rechnen ist, ist indes nicht abschätzbar.

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