Mainzer Bieterschlacht: 2,1 GHz geklärt, 3,6 GHz umstritten
Canisiusstrasse 21 in Mainz. Seit Runde 187 könnte Schluss sein, wenn sich die Kontrahenten auf 3,6 GHz einigen würden.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Die Mainzer Frequenzversteigerung ist fast in Vergessenheit geraten, denn sie schleppt sich schon seit Mitte März endlos vor sich hin.
Heute Abend schlossen die Tore der Bundesnetzagentur um 15.41 Uhr nach Runde 252. Auf der Zähleruhr des Präsidenten standen zu diesem Zeitpunkt schon 5,570676 Milliarden Euro.
Die Ergebnisse aus Runde 252
Canisiusstrasse 21 in Mainz. Seit Runde 187 könnte Schluss sein, wenn sich die Kontrahenten auf 3,6 GHz einigen würden.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Wäre am heutigen Freitag endlich Schluss gewesen, hätte auf 2,1 GHz die Telefónica (o2) mit einem Block sofort (genauer ab 2021) und einen weiteren Block "später" (ab 2026) mit nach Haus nehmen können.
Die Deutsche Telekom bekäme 4 Blocks sofort und Vodafone könnte 3 Blocks sofort und einen später in Betrieb nehmen, während Drillisch erst ab 2026 auf 2,1 GHz funken dürfte. Das dürfte für den Newcomer kein Problem sein, da als Auflage der Fusion von E-Plus und o2 ja die Aufnahme eines virtuellen Netzbetreibers "Drillisch" durch die fusionierte o2 zur Bedingung gemacht wurde. Drillisch kann also bis 2026 ziemlich entspannt weiter funken und wird vielleicht, um Flagge zu zeigen, demnächst seine eigene Vorwahl in Betrieb nehmen, für all die Kunden, denen das irgendwie "wichtig" ist.
Seit Runde 187 alles klar?
Blättern wir die unzähligen Runden zurück, so ist das Thema 2,1 GHz seit Runde 187 eigentlich "gegessen", seit dieser Zeit ändern sich diese Werte nicht mehr. Die Summen: 374,8 Millionen für Telefónica, 851,5 Millionen für Telekom, 800,9 Millionen für Vodafone und 323,9 Millionen für Drillisch.
Die Bilanz für 2,1 GHz
Telefónica o2 hat auf 2,1 GHz aktuell etwa 35 MHz in Betrieb, davon laufen 20 MHz Ende 2020 aus, sodass o2 nach Stand vor Start der Auktion bis Ende 2025 auf jeden Fall 15 MHz nutzen kann.
Nach dem aktuellen Stand der Auktion dürfte o2 von 2021 bis Ende 2025 insgesamt 20 MHz Bandbreite nutzen können. Danach blieben noch 10 MHz übrig. Die anderen 10 MHz gingen 2026 an Drillisch. Man muss kein Prophet sein, dass sich die beiden Unternehmen irgendwie verständigen müssen und werden.
Die Telekom hat auf 2,1 GHz aktuell etwa 10 MHz, Vodafone verfügt immerhin über 15 MHz. Ab 2021 werden beide Anbieter bis zum Jahre 2040 jeweils 20 MHz Bandbreite zur Verfügung haben - sofern sich nicht in Mainz noch irgendetwas Grundlegendes ändert.
Zwischendurch sah es böse aus
In Runde 150 hatte Telefónica auf 2,1 GHz ganze 0 (null) Blocks ergattert und die Telekom hätte insgesamt 8 Blöcke eingeheimst, während Vodafone und Drillisch mit jeweils 2 (sofort) noch einigermaßen gut weggekommen wären. Im weiteren Verlauf stand Drillisch mit weit mehr als 2 Blocks wiederum besser da, in Runde 187 bogen sie dann in den derzeitigen "Endstand" für 2,1 GHz ein.
Andauernder Streit um 3,6 GHz
Auf 3,6 GHz, ein Frequenzband, das ausbreitungsmässig noch viel schwieriger als 2,1 GHz zu handhaben sind, geht der Wettstreit lustig weiter. In Runde 187 hätte Telefónica 7 Blocks, Telekom 8, Vodafone 7 und Drillisch 6 Blocks bekommen. Eigentlich hätte es damit ja gut sein können. Aber nein, es wurde lustig weiter geboten. Nur wofür?
Aktuell liegen Telefónica und Vodafone wieder bei 7 Blocks (also im Prinzip gegenüber Runde 187 unverändert), die Telekom hat jetzt 9 und Drillisch 6 Blocks. Eine Runde vorher (251) hatte Telefónica nur 6 Blocks, dafür Vodafone einen mehr.
Was das ganze Geplänkel soll, bleibt Außenstehenden weitgehend verborgen. Das mögliche Traumziel, einen der vier Anbieter komplett aus der Auktion rauszukegeln, um damit die Marktchancen für die verbleibenden drei Anbieter zu verbessern, wurde mit Sicherheit schon verfehlt.
Könnte sein, dass ein Bieter irgendwann so stark "aufdreht", dass ein anderer Bieter die "Flucht" ergreift, doch dazu müsste man wissen, wo bei den Biete-Teams die "absolute Schmerzgrenze" liegt. Nur genau das ist natürlich ultrageheim.
Einnahmen nur für Breitband-Festnetz-Internet?
Bekannt ist, bereits, dass der Staat das eingenommene Geld in den Breitband-Ausbau stecken will. Bislang wird hier nur das Festnetz darunter verstanden. Wenn das Odenwald-Modell in Zusammenarbeit mit Turmbauer ATC wirklich "funktionieren" sollte, könnte ein Teil der Auktions-Milliarden auch in den Mobilfunknetzausbau gesteckt werden.
Doch bleiben viele Fragen offen: Beispielsweise, wenn ein oder mehrere Netzbetreiber das (subventionierte) Angebot der Turmbauer nicht annehmen wollen? Kommt der Deal für den jeweiligen Turm oder die Region dann einfach nicht zustande?
Was wäre gewesen, wenn...
Bleibt am Ende auch die rein theoretische Frage, ob die Netzbetreiber bei Lizenzen für nur 1 Euro die restlichen knapp 5,6 Milliarden wirklich in ihren Netzausbau gesteckt oder eher ihren Anteilseignern ausgezahlt hätten.
Genauso hätten sie den Mut beweisen können, zur Auktion einfach nicht hinzugehen. Dann hätte die Politik ihr Konzept am Ende schneller revidieren müssen, als zuvor gedacht.
Es reicht!
Nun denn: Falls die Bieter-Teams und ihre Leitstellen in Bonn, Düsseldorf, München oder Montabaur noch Zeit finden sollten, diese Zeilen zu lesen, würde ich Ihnen gerne zurufen: Leute, es reicht jetzt wirklich! Wir Kunden haben keine Lust, bald die lautstarken Klagen zu hören, dass ein flächendeckender Netzausbau wegen der "teuren Lizenzen" gar nicht mehr möglich sei.