Ausprobiert

AVM FRITZ!DECT 200: Klatschen, bis der Arzt kommt (Update)

Mit dem aktuellen Firmware-Update wurde in der intelligenten Steckdose AVM FRITZ!DECT 200 das Mikrofon aktiviert. Beim Versuch, die Steckdose per Geräusch zu schalten, haben wir uns im Test allerdings die Hände wund geklatscht.
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AVM FRITZDECT 200 mit Verpackung und Anleitung AVM FRITZ!DECT 200 mit Verpackung und Anleitung
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
AVM engagiert sich vermehrt im Bereich des vernetzten Heims - nicht nur Computer, Smartphones und Multimedia-Geräte werden miteinander vernetzt. Bereits vor fünf Jahren testeten wir die seinerzeit neu vorgestellte intelligente Steckdose FRITZ!DECT 200 von AVM zum ersten Mal.

Interessanterweise hat AVM in die endgültige Auslieferungs-Version der smarten Steckdose ein Feature integriert, das erst jetzt aktiviert wurde: Die Steuerung der Steckdose per Sound über ein eingebautes Mikrofon. Dabei werden Erinnerungen an den Science-Fiction-Thriller "Minority Report" von 2002 wach: Chief John Anderton alias Tom Cruise von der Abteilung Precrime der Washingtoner Polizei schaltet seine Raumbeleuchtung auch immer dadurch ein, dass er den Raum betritt und einfach nur "Oberlicht" ruft. Ob AVM bereits derart futuristisch unterwegs ist, wollten wir in einem Test herausfinden. AVM FRITZDECT 200 mit Verpackung und Anleitung AVM FRITZ!DECT 200 mit Verpackung und Anleitung
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Installation der Steckdose und Koppelung mit FRITZ!Box

Das in die AVM FRITZ!DECT 200 integrierte Mikrofon lag nun mehrere Jahre untätig im Dornröschenschlaf, bis es kürzlich durch das FRITZ!OS-6.80-Update für die FRITZ!Box 7490 aktiviert wurde. An der bisherigen Bedienung der Steckdose hat sich natürlich nichts geändert: Sie kann weiterhin durch den Schalter an der Steckdose selbst geschaltet werden und alternativ in der FRITZ!Box oder über die Smart-Home-Funktion eines kompatiblen FRITZ!DECT-Telefons bzw. der AVM-App.

Wir liehen uns von AVM für den Test eine fabrikneue FRITZ!DECT 200 und installierten FRITZ!OS 6.80 auf unserer FRITZ!Box 7490. Die Einrichtung der Steckdose erfolgt wie gehabt: Zunächst muss die FRITZ!DECT 200 in der Nähe des Routers in eine Steckdose gesteckt werden, anschließend blinkt die DECT-LED. Nun drückten wir die DECT-Taste an der FRITZ!Box für mehrere Sekunden und die beiden Geräte synchronisierten sich miteinander. Nun kann die Steckdose beliebig innerhalb der Wohnung verwendet werden, nach einem Umstecken ist keine Neusynchronisation notwendig.

Die auffälligste Neuerung findet sich in FRITZ!OS in der Abteilung "Heimnetz - Smart Home". In den Eigenschaften der Steckdose lassen sich unter "Allgemein" nach wie vor die Grundfunktionen der Steckdose einstellen. Wen zum Beispiel die recht hellen LED der Steckdose stören, der kann diese hier deaktivieren. Das manuelle Schalten per Taste am Gerät, per Telefon, App oder Benutzeroberfläche kann ebenfalls unterbunden werden, standardmäßig ist es erlaubt. Geschaltet werden kann auch nach wie vor per Tastendruck Geschaltet werden kann auch nach wie vor per Tastendruck
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Konfiguration der akustischen Schaltfunktion per Geräusch

Neu in der Bedienoberfläche sind nun einige Optionen unter "Automatisch Schalten". Für die automatische Zeitschaltung gibt es die Option einer wochentäglichen, täglichen, zufälligen, rhythmischen, einmaligen oder kalendarischen Schaltung. Auch per Countdown kann die Steckdose geschaltet werden, und bei der astronomischen Schaltung orientiert sich das System an Sonnenauf- und Untergang. Beim Abschalten bei Standby wird die Steckdose automatisch abgeschaltet, sobald das angeschlossene Gerät die festgelegte Leistung für die ausgewählte Dauer unterschritten hat (zum Beispiel beim Standby-Modus eines Fernsehers).

Uns interessierte nun allerdings die neue Option "Schalten bei Geräusch". AVM bewirbt hier insbesondere das Schalten per Klatschen. In FRITZ!OS schreibt der Hersteller dazu: "Klatschen/Klopfen: Es muss zweimal schnell hintereinander geklopft bzw. geklatscht werden". Außer dem Klatschen kann auch ein frei konfigurierbares Geräusch als Signal definiert werden, mit zwei Schiebereglern lässt sich das Geräusch in einem Bereich zwischen 125 Hz und 4 kHz eingrenzen. Mikrofon-Empfindlichkeit bzw. Lautstärke des Geräuschs lassen sich in neuen Stufen regeln. Auch eine Zeitdauer kann für das Geräusch definiert werden - voreingestellt ist eine Sekunde.

Geschaltet werden kann nach dieser Voreinstellung nun entweder beim Eintreten eines Geräusch oder bei Stille, also beim Verstummen des vorab konfigurierten Geräuschs. Bei Bedarf kann der Zeitraum für die Schaltung begrenzt werden. Außerdem kann der Nutzer definieren, welche Schaltung ausgeführt werden soll, also Einschalten, Ausschalten oder die Schaltung im Wechsel. Zu guter Letzt kann der Anwender festlegen, was nach der Schaltung geschehen soll: Entweder bleibt die Steckdose im jetzigen Zustand oder sie kann nach einem frei definierten Zeitraum auf den vorigen Zustand zurückgeschaltet werden. Konfiguration: Schalten bei Geräusch Konfiguration: Schalten bei Geräusch
Screenshot: teltarif.de

Erster Akustik-Test mit Klatschen

Für unseren Test mit der FRITZ!DECT 200 steckten wir eine Lichterkette in die Steckdose, die selbst über keinen Schalter verfügt, um stets das Ergebnis unserer Schaltvorgänge im Blick zu haben. Im ersten Akustiktest wollten wir das von AVM empfohlene Klatschen ausprobieren und aktivierten in FRITZ!OS "Klatschen / Klopfen". An der von AVM vordefinierten Frequenz und Geräuschdauer von einer Sekunde änderten wir nichts.

Im nun folgenden Klatschtest klatschen wir uns die Hände wund, um die Steckdose zum Schalten zu bewegen. Insgesamt führten wir ca. 60 Doppel-Klatschvorgänge durch, und zwar in verschiedenen Lautstärken und Geschwindigkeiten. Die Reaktionsfreudigkeit der Steckdose war dabei allerdings miserabel: Während dieses Tests schaltete die Steckdose lediglich dreimal, also bei ungefähr jedem 20. Versuch. Auch die Änderung der Mikrofon-Empfindlichkeit brachte hierbei keine Besserung. Selbstverständlich positionierten wir die Steckdose im Test in unterschiedlichen Abständen zum Router - eine DECT-Verbindung war jederzeit gegeben. Auch wenn wir selbst näher zur Steckdose gingen, brachte dies keine besseren Ergebnisse: Selbst wenn wir direkt neben der Steckdose standen und das Mikrofon auf die höchste Empfindlichkeit eingestellt war, schaltete die FRITZ!DECT 200 nur äußerst selten. An der Konfiguration der Mikrofonempfindlichkeit muss AVM noch feilen An der Konfiguration der Mikrofonempfindlichkeit muss AVM noch feilen
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Zweiter Akustik-Test mit frei konfigurierbarem Geräusch

Nachdem wir unsere wunden Hände unter kaltem Wasser abgekühlt hatten, machten wir uns an den zweiten Test mit einem frei konfigurierbaren Geräusch. Zunächst stellten wir die Mikrofonempfindlichkeit auf den von AVM vorgegebenen Mittelwert zurück und konfigurierten ein hohes Pfeifgeräusch, das in der Regel zwischen 3 und 4 kHz liegt.

Doch auch mit diesem Geräusch schafften wir es nur etwa alle 20 Mal, die Steckdose zu schalten, auch als wir die Mikrofonempfindlichkeit schrittweise erhöhten. Schließlich stellten wir den Wert auf die empfindlichste Stufe. Nun schaltete sich die Steckdose allerdings ständig aus- und ein. Einerseits wussten wir damit, dass das Mikrofon funktioniert, allerdings hörte die Steckdose jetzt sprichwörtlich "die Flöhe husten". Nicht nur bei unserem definierten Pfeifgeräusch, sondern bei jedem Husten, Niesen, Nase Schneuzen oder sogar beim Schlurfgeräusch unserer Schuhe reagierte die Steckdose.

Selbst wenn wir den Eindruck hatten, es wäre still, reagierte die Steckdose auf leiseste Geräusche im Haus. Eine nur minimale Absenkung der Mikrofonempfindlichkeit brachte keine Besserung - dann reagierte die Steckdose praktisch wieder gar nicht. Eine Steuerung ausschließlich mit dem von uns definierten Pfeifgeräusch war also nicht möglich.

Fazit: Von Science Fiction noch weit entfernt

Echtes Science-Fiction-Feeling wollte sich im Test der Akustiksteuerung bei der intelligenten AVM-Steckdose FRITZ!DECT 200 nicht einstellen. Für den praktischen Einsatz ist dieses Feature unserer Auffassung nach noch nicht geeignet. Obwohl die Konfigurationsmöglichkeiten unter FRITZ!OS sehr ausgefeilt erscheinen, reagiert die Steckdose letztendlich nicht auf das, was der Nutzer zuvor konfiguriert hat. Greift man allerdings auf die bewährten Steuerungsarten zurück, klappt alles wunderbar. Das Beispiel zeigt, dass wir uns bei der Sprach- und Akustiksteuerung von Smart-Home-Geräten offenbar noch ganz am Anfang der Entwicklung befinden.

Alle Infos zu den neuesten AVM-Produkten und zu Firmware-Updates erhalten Sie auf unserer Übersichtsseite zur FRITZ!Box.

Update: Nicht alle FRITZ!DECT 200 haben ein Mikrofon

AVM weist darauf hin, dass nicht alle Editionen der intelligenten Steckdose FRITZ!DECT 200 ein Mikrofon eingebaut haben. Ein teltarif.de-Leser fragte den Kundenservice von AVM per Twitter, woran man erkennen könne, welche Steckdose ein integriertes Mikrofon hat. Laut AVM ist dies abhängig von der AIN, also der Aktor-Identifikationsnummer, die jedem Gerät individuell zugeteilt wird. Ist die AIN kleiner als 08761 0006021, hat die Steckdose kein Mikrofon integriert. Ende des Updates.

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