Kabel-TV über SAT-IP

FRITZ!OS spricht SAT-IP: TV per WLAN im Test

Fernsehen mit AVM - Die FRITZ!Box und der FRITZ!WLAN Repeater dienen auf Wunsch als SAT-IP-Server. Wir haben getestet, was die Geräte in Sachen TV via IP leisten und wie gut der TV-Empfang funktioniert.
Von Jan Rähm /

Bereits seit langem hat AVM seinen FRITZ!WLAN-Repeater DVB-C im Markt. Was eher weniger bekannt ist: Der Repeater arbeitet auch mit anderen Lösungen als den AVM-eigenen TV-Apps zusammen – wenn auch (bis zu dieser Woche) nicht perfekt. Ebenfalls als TV-Verteiler im eigenen Netz arbeitet die FRITZ!Box 6590 Cable, die mit FRITZ!OS 7.0 offiziell SAT-IP-kompatibel ist. Wir haben beide Lösungen in Sachen TV ohne TV-Gerät ausprobiert.

Abbildung des AVM FritzWLAN Repeater DVB-C AVM FRITZ!WLAN Repeater DVB-C
AVM
Beginnen wir mit der nun schon beinahe „grauen Eminenz“, dem FRITZ!WLAN Repeater DVB-C. Das Gerät stellte AVM bereits 2014 vor. Anfang 2015 war es erhältlich. Es unterstützte als eines der ersten Geräte am Markt den damals noch ziemlich neuen Funkstandard 802.11ac. Neben der Unterstützung der Frequenzbänder 2,4 GHz und 5 GHz hat der Repeater außerdem noch eine Gigabit-Ethernet-Schnittstelle an Bord. So lässt sich das Gerät wahlweise als WLAN-Repeater nutzen und direkt ein weiteres Gerät anschließen oder man hängt den Repeater ins verkabelte Netz und erweitert so den Radius des eigenen Netzwerks. Im Zusammenspiel mit einer FRITZ!Box, auf der das aktuelle FRITZ!OS 7 läuft, funktionieren auch die Mesh-Funktionen inklusive der Übernahme der WLAN-Einstellungen von der Box. Der Repeater selbst stand bis Ende dieser Woche noch bei FRITZ!OS-Version 6.92. Am Donnerstag rollte AVM das Labor-Update auf FRITZ!OS-Beta-Version 06.98-61957 offiziell aus – wohlgemerkt für ein bereits fast vier Jahre altes Gerät. Das ist vorbildlich und im Segment der Heim-IT nicht weit verbreitet.

Abbildung der AVM FRITZ!Box 6590 Cable AVMFRITZ!Box 6590 Cable
AVM
Die FRITZ!Box 6590 Cable ist im Vergleich zum Repeater DVB-C ein junger Hüpfer. Erst in diesem Jahr vorgestellt und auf den Markt gekommen steckt im aufrecht stehenden Gehäuse aktuellste Technik: DOCSIS bis zur Version 3.0 mit theoretisch bis 1760 MBit/s im Downstream, AC-WLAN mit vier Antennen und Multi-User-MIMO, DECT-Basis für Telefonie und Smarthome sowie vier Gigabit-Ethernet-Ports. Telefonanschlüsse für analoge und ISDN-Telefone sind ebenfalls dabei. Die FRITZ!Box 6590 Cable läuft mit dem aktuellen FRITZ!OS 7.0 und unterstützt AVMs Mesh-Technologie.

Fernsehen auf IP-Basis

Was beide Geräte eint, ist die Möglichkeit, das Fernsehsignal, das via DVB-C angeliefert wird, ins Netzwerk an passende Empfänger weiterzugeben. Angeschlossen wird der Repeater über Koax-Stecker und Buchse. Die FRITZ!Box wird per F-Stecker angebunden. Die Weiterverteilung des Fernsehsignals erfolgt über das Protokoll SAT-IP, das – wie der Name es sagt – ursprünglich für digitale Satelliten-Receiver entwickelt wurde. SAT-IP ist Hersteller unabhängig. Kerngedanke war, die bis dato aufwändige Inhouse-Verteilung von Satelliten-TV (DVB-S) via Koaxialkabel und Multischalter zu umgehen. Dafür wird das Signal der Satelliten-TV-Empfangs­anlage vom SAT-IP-Server in IP-Pakete konvertiert und als Stream über ein bestehendes IP-Netzwerk verteilt. Heute wird SAT-IP auch für digitale terrestrische (DVB-T bzw. DVB-T2) bzw. Kabel-TV-Signale (DVB-C) eingesetzt. Zwar gibt es daher auch schon allgemeinere Bezeichnungen für die Technik wie DVB-via-IP oder TV-IP, aber SAT-IP ist nach wie vor der am weitesten verbreitete Name. Screenshot der Senderliste im FRITZ!WLAN Repeater DVB-C Die Senderliste im FRITZ!WLAN Repeater DVB-C
Jan Rähm / teltarif.de
Der große Vorteil der Signal-Umwandlung auf IP und der kabel­losen oder kabel­gebunden Verteilung im Heimnetzwerk: Es müssen lediglich Netzwerk-Leitungen gelegt beziehungsweise eine leistungsfähige WLAN-Infrastruktur in Betrieb genommen werden. Die Verlegung von Koaxialkabel entfällt. Die Flexibilität wird dadurch deutlich gesteigert. Damit können Anwender zum Beispiel mit ihrem Notebook TV schauen, wo immer im Haus(halt) sie sich befinden, vorausgesetzt der WLAN-Empfang ist ausreichend stark für die Übertragung auch höher auflösender Signale. Empfänger für SAT-IP können natürlich auch Fernsehgeräte sein, die dann entsprechend ebenfalls frei positioniert werden können. Eine Fernseh­dose ist nur noch am Aufstellort der FRITZ!Box beziehungsweise des Repeater notwenig. Zur Not tut es ein langes Kabel.

SAT-IP-Clients

Fernsehgeräte können dann genutzt werden, wenn sie mit entsprechender Client-Software und Ethernet- beziehungsweise WLAN-Schnittstelle ausgestattet sind. Auf Computern, Smartphones und Tablets muss ein SAT-IP-fähiger Client laufen. Wir haben erfolgreich die Software EyeTV 3 von Geniatech genutzt sowie die SAT-IP-App für Android aus gleichem Hause, die beide nativ SAT-IP verstehen. Interessantes Detail am Rande: Während die Android-App schmale 99 Cent kostet, verlangt der Hersteller für den iOS-Ableger stolze 46,99 Euro. Wem das zu teuer ist, weicht auf alternative SAT-IP-Clients aus, die ebenfalls problemlos funktionieren sollten. Screenshot der FRITZ!TV-App Völlig problemlos läuft die FRITZ!TV-App unter iOS und Android
Jan Rähm / teltarif.de
Deutlich günstiger geht es auf Mobil-Geräten aber sowieso mit den passenden Apps von AVM selbst. Die FRITZ!TV-App steht sowohl für Android wie für iOS kostenfrei in den App-Stores zum Download bereit.

Mit welcher Software am Desktop TV via SAT-IP genutzt werden und wie man gleichzeitig bis zu 6 Kanäle schauen oder aufzeichnen kann, lesen Sie auf der zweiten Seite.

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