Marktkonzentration

Editorial: Bitcoin zieht an anderen Kryptowährungen vorbei

Obwohl er derzeit auch selber schwächelt, kann der Bitcoin Marktanteile gutmachen. Doch ist dieser Trend auch nachhaltig?
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Gemäß der Marktkapitalisierungs-Statistiken von Coinmarketcap.com hat der Anteil des Bitcoins am Wert aller Kryptowährungen am Samstag seit langem erstmalig wieder den Wert von 50 Prozent überschritten. Die aktuell gut 17 Millionen Bitcoin sind damit also mehr wert, als sämtliche Coins aller alternativen Kryptowährungen (wie Ethereum, Ripple, Bitcoin Cash, EOS usw.) zusammen. Zuletzt hatte der Bitcoin rund um die historischen Höchststände von 20 000 Dollar im Dezember 2017 einen derartig hohen Anteil am gesamten Kryptomarkt.

Die genannte Entwicklung geht freilich weniger auf eine Bitcoin-Stärke, als vielmehr auf eine Schwäche der anderen Kryptowährungen zurück. Statt dass der Bitcoin an der Konkurrenz vorbeigezogen ist, ist es also eher so, dass die Konkurrenz am Bitcoin vorbei gefallen ist. Ethereum notiert aktuell beispielsweise bei rund 330 Dollar und damit nicht viel höher als vor einem Jahr, als er für knapp 300 Dollar gehandelt wurde. Von den Höchstständen, die Anfang Januar 2018 mit ca. 1400 Dollar erreicht wurden, ist Ethereum inzwischen um ca. 78 Prozent weit entfernt. Beim Bitcoin beträgt der Kursrückgang seit den Höchstständen hingegen "nur" um die 68 Prozent. Andere Altcoins hat der Wertverfall sogar noch härter getroffen: Bitcoin Cash hat seit dem Höchststand 86 Prozent an Wert verloren, Ripple sogar 92 Prozent.

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Die gesamte Marktkapitalisierung der Kryptowährungen ist seit den Euphorie-Zeiten Ende Dezember 2017/Anfang Januar 2018 von über 800 Milliarden Dollar in der Spitze auf "nur" noch knapp über 200 Milliarden Dollar zurückgegangen. Auf Jahressicht liegt sie freilich immer noch gut im Plus: Mitte August 2017 betrug die Marktkapitalisierung noch um die 136 Milliarden Dollar.

Symbolische Marke von 6000 Dollar

Kryptoenthusiasten dürfte beruhigen, dass der Bitcoin allen Abwärts-Tendenzen zum Trotz bisher die Marke von 6000 Dollar stets gehalten hat. Freilich: Eine nachhaltige Aufwärtstendenz, wie sie sich letztes Jahr entwickelte, gibt es bisher nicht. Zwar konnte der Bitcoin in der zweiten Julihälfte binnen neun Tagen von ca. 6300 Dollar auf ca. 8300 Dollar nach oben springen. Nur verlor er diese Gewinne fast ebenso schnell wieder. Das Vertrauen der Kleinanleger auf einen nachhaltigen Aufwärtstrend gewinnt der Bitcoin dadurch natürlich nicht.

Statt eines stetigen Aufwärtstrends ist die eingangs erwähnte Konzentration auf den Bitcoin erkennbar: Insbesondere immer dann, wenn der Bitcoin den genannten 6000 Dollar gefährlich nahe kommt, scheint es Stützungskäufe für den Bitcoin auf Kosten der Altcoins zu geben. Diese Strategie kann aber nicht auf Dauer gut gehen: Zum einen ist das Kapital, das in den Altcoins steckt, limitiert. Und zum anderen erschüttern Kursstürze bei den Altcoins auch wiederum das Vertrauen der Anleger in den Kryptomarkt insgesamt. Es könnte also in den kommenden Wochen auch mit dem Bitcoin weiter abwärts gehen.

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