Messengerdienste

Bitkom: Keine Hintertüren bei WhatsApp & Co.

Nach dem Anschlag von Halle fordern Poli­tiker Hinter­türen bei verschlüs­selten Messen­gerdiensten. Die Digi­talver­bände warnen vor poli­tischem Aktio­nismus.
Von Wolfgang Korne

Die End-to-End-Verschlüsselung von Messengern  ist manchen Politikern ein Dorn im Auge Die End-to-End-Verschlüsselung von Messengern ist manchen Politikern ein Dorn im Auge
Bild: dpa
Die Digi­talver­bände Bitkom und BVDW haben eindring­lich davor gewarnt, nach dem Anschlag von Halle dem Verfas­sungs­schutz Befug­nisse auch zur Online-Durch­suchung und zur Über­wachung verschlüs­selter Kommu­nika­tion zu geben. „Die Schwä­chung von Verschlüs­selungen durch den Einbau von Hinter­türen schafft vor allem zusätz­liche Unsi­cher­heit. Wer meint, er könne für mehr Sicher­heit sorgen, indem er Tech­nolo­gien unsi­cherer macht, irrt“, sagte Bitkom-Haupt­geschäfts­führer Bern­hard Rohleder dem Handels­blatt. „Solche Schwach­stellen sind nicht dauer­haft kontrol­lierbar und zugleich eine Einla­dung an Cyber­krimi­nelle und auslän­dische Nach­rich­tendienste.“

Besser wäre aus Sicht Rohle­ders, mehr einschlägig quali­fizierte Mitar­beiter für gezielte Ermitt­lungs­tätig­keiten im digi­talen Raum einzu­setzen. Terro­rismus und andere Formen schwerster Krimi­nalität müssten auch in der digi­talen Welt bekämpft werden können. „Dazu brau­chen die Behörden entspre­chende digi­tale Fertig­keiten und Ressourcen“, betonte der Bitkom-Experte.

Hintertür ist gleich Sicher­heits­lücke

Die End-to-End-Verschlüsselung von Messengern  ist manchen Politikern ein Dorn im Auge Die End-to-End-Verschlüsselung von Messengern ist manchen Politikern ein Dorn im Auge
Bild: dpa
Der Präsi­dent des Bundes­verbands Digi­tale Wirt­schaft (BVDW), Matthias Wahl, warnte die Politik vor „poli­tischem Aktio­nismus“, der mit weiteren, einsei­tigen Grund­rechts­eingriffen einher­gehe. Eine Zugriffs­möglich­keit auf verschlüs­selte Kommu­nika­tion in Verbin­dung mit Entschlüs­selung würde einen „Para­digmen­wechsel“ darstellen, sagte Wahl dem Handels­blatt. „Tech­nisch müsste dafür eine Art Hintertür oder Gene­ralschlüssel imple­mentiert werden, eine Art vorpro­gram­mierte Sicher­heits­lücke.“ Dies würde den von der Regie­rung selbst gesetzten Anspruch, Deutsch­land als Verschlüs­selungs­standort Nummer eins zu etablieren, konter­karieren. „Es braucht weiterhin eine starke Ende-zu-Ende-Verschlüs­selung ohne Hintertür“, so Wahl.

Anschlag facht Diskus­sion neu an

Die Digi­talver­bände wider­spre­chen damit Stimmen aus der Politik, die nach dem Anschlag ein Zugriffs­recht der Behörden auf verschlüs­selte Messenger-Dienste gefor­dert hatten. So sagte Matthias Middel­berg, innen­poli­tischer Spre­cher der CDU/CSU-Frak­tion im deut­schen Bundestag gegen­über dem ZDF: „Ein Netz­werk zeichnet sich immer durch Kommu­nika­tion aus, und deshalb müssen wir genau auf diese Kommu­nika­tion zugreifen können“. Dabei argu­mentierte Middel­berg, dass die Kommu­nika­tion heute nicht mehr per Telefon oder SMS ablaufe. Die Wege hätten sich geän­dert. „Deshalb müssen wir eben auch an die Messenger-Dienste wie zum Beispiel WhatsApp ran." Innen­minister Horst Seehofer forderte in diesem Zusam­menhang gleich umfas­sende „Befug­nisse um das Internet zu über­wachen“.

End-to-End-Verschlüs­selung macht Über­wachung schwer

WhatsApp und viele andere Messenger-Dienste nutzen aller­dings eine End-to-End-Verschlüs­selung. Dadurch wird sicher­gestellt, dass die Nach­richten stets nur von Sender und Empfänger gelesen werden können. Auch die Anbieter der Dienste können dadurch auf die Inhalte nicht zugreifen und damit auch keine Chats weiter geben. Ein Durch­griffs­recht durch­zusetzen würde also schwer.

Die Diskus­sion über eine Back­door in Messenger-Diensten ist nicht ganz neu. Bereits im Sommer hatten sich mehr als 100 Orga­nisa­tionen und Firmen in einem offenen Brief gegen solche Bestre­bungen des Innen­minis­teriums gewandt.

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