Rückblick

Apple: Jobs und Wozniak begannen mit illegalen Aktivitäten

Steve Jobs und Steve Wozniak haben in den siebziger Jahren mit ihren brauchbaren Computern das Fundament für den Mega-Erfolg von Apple gelegt. Kaum vorstellbar, dass die beiden Gründer durch einen illegalen Hack zusammengeschweißt wurden.
Von dpa /

Steve Wozniak und Steve Jobs 1976 Steve Wozniak und Steve Jobs 1976
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Eine Zufallsbegegnung hat den Lauf der Computergeschichte entscheidend geprägt: Über einen gemeinsamen Freund lernten sich 1971 der 15 Jahre alte Highschool-Schüler Steve Jobs und der fünf Jahre ältere College-Student Steve Wozniak kennen. Die beiden "Steves" konnten sich für Elektronik begeistern, liebten derbe Späße und scheuten auch vor Aktivitäten nicht zurück, die eigentlich illegal waren.

Eine Auktion in New York erinnert nun an die frühen dubiosen Hacker-Aktivitäten der beiden Apple-Gründer. Beim Auktionshaus Bonhams kommt am Nikolaustag eine sogenannte Blue Box von Steve Wozniak unter den Hammer, mit der man in den 70er-Jahren das Telefonsystem manipulieren und kostenlos Ferngespräche führen konnte. Steve Wozniak und Steve Jobs 1976 Steve Wozniak und Steve Jobs 1976
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Das eigentliche technische Genie war Steve Wozniak

Wozniak, den alle nur "Woz" nannten, war damals ein Einzelgänger und leidenschaftlicher Tüftler, der als technisches Genie unter den vielen anderen jungen Computer-Bastlern im Silicon Valley herausragte. Jobs fehlte dieses technische Talent, er hatte aber schon als junger Mann - im Gegensatz zu Wozniak - eine konkrete Vorstellung davon, wie man mit Technologie die Welt verändern und damit auch Geld verdienen kann.

Eine erste prägende Erfahrung, wie man mit neuer Technik alte Strukturen überlisten kann, machten die beiden Steves beim "Blueboxing". In einem Artikel der Zeitschrift "Esquire" las Wozniak, wie Hacker eine Methode gefunden hatten, kostenlos Ferngespräche zu führen. Held des Artikels war der Bastler John T. Draper, der unter dem Hacker-Namen "Captain Crunch" berühmt wurde. Er hatte mit Hilfe einer Plastikpfeife aus einer Cornflakes-Packung ("Cap'n Crunch") herausgefunden, wie man mit bestimmten Tönen die Systeme des Telefongiganten AT&T manipulieren konnte, um kostenlose Telefonate zu ermöglichen. Die beiden Steves waren wie elektrisiert.

Blue Box erlaubte Gratis-Telefonate rund um den Globus

Wozniak konstruierte aus billigen Elektronik-Teilen ein vollgestopftes Kästchen, mit dem man die Tonfolgen viel präziser und zuverlässiger erzeugen konnte als mit der Spielzeug-Pfeife. "Mit einer Blue Box konnten wir dem System vorgaukeln, wir seien ein Telefon-Computer", erinnerte sich Steve Jobs später.

"Du konntest aus einer Telefonzelle White Planes, New York, anrufen, dann eine Satellitenverbindung nach Europa aufbauen, eine Kabelstrecke in die Türkei legen, nach Los Angeles zurückverbinden. Man konnte eine Verbindung drei, vier Mal um den Globus herum aufbauen und ein Telefon in der Nachbarschaft anrufen. Wenn man etwas in den Hörer rief, kam es 30 Sekunden später auf dem anderen Hörer an." "Woz" erzählt noch heute gerne die Geschichte, wie er auf diesem Weg beim Papst angerufen hatte - indem er sich als US-Außenminister Henry Kissinger ausgab.

Die Manipulation des Telefonsystems war natürlich illegal. Das hinderte Wozniak und Jobs nicht daran, Blue Boxes zu bauen und im Bekanntenkreis zu verkaufen. "Zwei Teenager konnten damals für hundert Dollar eine Box bauen und damit eine Infrastruktur kontrollieren, die mehrere hundert Milliarden Dollar wert war, nämlich das gesamte Telefonsystem der Welt. Das war magisch", schwärmte Jobs. Eine Blue Box von Steve Wozniak aus den 1970er-Jahren Eine Blue Box von Steve Wozniak aus den 1970er-Jahren
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Steve Jobs war eher der Geschäftsmann

Bei der Blue-Box-Episode blitzte zum ersten Mal der Geschäftssinn von Steve Jobs auf. Während Wozniak vor allem seine Kumpel im Homebrew Computer Club beeindrucken wollte, ging es seinem Freund auch ums Geldverdienen und die Erkenntnis, dass man mit einem kleinen Einsatz große Wetten gewinnen kann.

"Erfahrungen wie diese zeigten uns, welche Macht eine Idee haben kann", sagte Jobs viele Jahre später der Santa Clara Valley Historical Association. "Wenn wir keine Blue Boxes gebaut hätten, dann hätten wir auch Apple nie gründet." Doch bevor die Firma Apple sich von den vielen anderen Bastelbuden im Silicon Valley absetzten konnte, bedurfte es einer zweiten, eher zufälligen Begegnung: 1977 traf der Wagniskapitalgeber Mike Markkula die beiden langhaarigen Jungs, die damals in der Garage von Jobs' Eltern in Los Altos ihre ersten Computer zusammenschraubten.

Mit der Finanzspritze und dem Management-Know-how von Markkula entwickelte sich Apple Ende der siebziger Jahre zum heißesten Start-up im Silicon Valley. Den Aufstieg zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt verdankte Apple dann viele Jahre später auch der Kombination aus Telefonie und Innovation. 2007 stellte Steve Jobs das erste iPhone vor, mit dem die Machtverhältnisse in der Telekommunikationsindustrie auf den Kopf gestellt wurden. Der vom iPhone angetriebene Erfolg der Smartphones sorgte dafür, dass nicht mehr die Telekom-Riesen das Sagen hatten, sondern Hardware-Anbieter wie Apple und Samsung.

Für die Blue Box in New York, die im Rahmen einer größer angelegten Auktion mit Raritäten aus der Wissenschafts- und Technik-Geschichte angeboten wird, erwarten Experten einen Kaufpreis von 30 000 bis 50 000 Dollar. Einen deutlich höheren Preis dürfte ein Apple I in der Auktion erzielen, angeblich das erste Exemplar, das von Wozniak persönlich zusammengelötet wurde. Weil es nur noch wenige Exemplare dieses Rechners gibt, gehört der Apple I zu den gefragtesten Sammlerstücken im Computerbereich. Auf Auktionen wurden bereits zwei Mal Preise von über einer halben Million Dollar erzielt. Dagegen ist die Blue Box fast ein Schnäppchen.

Video: Steve Jobs erzählt 1994 die Geschichte der Blue Box

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