Glasfaser statt Kupfer: Fördermittel sollen überdacht werden
Glasfaser vor Kupfer: Breitbandförderung wird neu aufgestellt
Foto: Vodafone, Grafik/Montage: teltarif.de
Digitalisierung ist dieser Tage ein unerwartet großes Thema geworden, geben doch die Unionsparteien und die SPD als mögliche neue Bundesregierung genügend Anlass zu Diskussionen. War es heute morgen noch die Forderung der deutschen Wirtschaft nach einem Bundesminister für Digitales, ist es aktuell wieder die Vergabe von Fördermitteln für den gezielten Ausbau der Breitbandnetze.
Allerdings diesmal auf positive Weise: Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD will anscheinend die Richtlinien zur Förderung von Breitbandprojekten dahingehend ändern, dass Projekte mit Glasfaser priorisiert werden, wie Heise Online berichtet. Das würde bedeuten, dass zwar auch weiterhin Projekte mit Anschlüssen für Kupfer- und Koaxialkabel bewilligt werden, diese aber hinten anstehen müssen.
Maßgeblich betroffen sein werden von den angepassten Vorgaben hauptsächlich nur solche Projekte, deren Fördermaßnahmen noch nicht abgeschlossen sind, respektive mitten in der Planungsphase stecken.
Lob und auch Kritik
Glasfaser vor Kupfer: Breitbandförderung wird neu aufgestellt
Foto: Vodafone, Grafik/Montage: teltarif.de
Die Bundesregierung verspricht dabei, dass es dabei zu keinen größeren Verzögerungen für noch unterversorgte Regionen kommen soll. So sagt Helge Braun, Verhandlungsführer der CDU bei den Koalitionsgesprächen für Digitale Themen: "Wir geben nicht die Haushalte auf, aber die 50-Megabit-Kupferkabel. Wir wollen, dass diese Haushalte nun prioritär beim Glasfaserausbau berücksichtigt werden."
Jedoch sieht der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) die Sache etwas kritischer. Prinzipiell begrüße man zwar den Wechsel zu einer verstärkten Förderung von Glasfaserprojekten gegenüber Vectoring- und Kupferkabel-Projekten, bekräftigt Alexander Handschuh als Sprecher des DStGB, warnt jedoch vor einer weiteren Verschiebung des Breitbandausbaus in ländlichen sowie schlecht versorgten Regionen.
Gemäß der Prognosen des DStGB hätten gerade mal ein Drittel aller Haushalte überhaupt Zugang zu schnellem Internet mit 50 MBit/s oder mehr. Zudem würde die Konkurrenz noch weiter steigen, sollten die verfügbaren Fördermittel auf Glasfaserprojekte verteilt werden in Gebieten, die ohnehin schon breitbandig erschlossen sind. Für ländliche Regionen wäre eine solche Entwicklung mehr als fatal.
Selbst die SPD bestätigt die Pläne. Jens Zimmermann, netzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, hält das Ziel für Gigabitnetze in Deutschland für realistisch. Immerhin sei der Großteil an förderungsfähigen Projekten überwiegend FTTC-basierend gewesen und nicht als DSL-Vectoring beantragt. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass Glasfaser tatsächlich zur Priorität beim Breitbandausbau werden könnte. Jetzt müsse man nur zusehen, so Zimmermann, die Ausschreibungen effektiver zu gestalten.
Zustimmung aus der Branche
Selbstverständlich zeigt sich der BREKO als einer der führenden Glasfaserverbände Deutschlands sehr angetan von der Kehrtwende der designierten neuen Bundesregierung. "Die Idee eines 'Förder-Upgrades' hin zu reinen Glasfaseranschlüssen zahlt auf den von allen Beteiligten gewünschten und im Koalitionsvertrag gewollten 'Netzinfrastrukturwechsel zur Glasfaser' bis 2025 ein", kommentiert BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers. "So füllen wir den Koalitionsvertrag mit Leben!"
Jedoch betrachtet der BREKO die Änderung dahingehend, dass geplante FTTC-Projekte zu echten Glasfaserprojekten im Sinn von FFTB und FTTH umgewandelt werden. Nur ist eben das noch nicht gesichert, anhand der Neuausrichtung der Vergabe von Fördermitteln für den Breitbandausbau.
Lesen Sie in einem weiteren Beitrag, dass im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD der Digitalbereich eher stiefmütterlich behandelt wird.