Breitbandausbau: Was bringen Kooperationen überhaupt?
Telecommunications Executive Circle in Frankfurt
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
In der Telekommunikationsbranche wird schon seit einiger Zeit darüber diskutiert, dass die enormen Herausforderungen des Breitbandausbaus nur dann organisatorisch und vor allem finanziell zu schaffen sind, wenn alle Beteiligten eng zusammenarbeiten. Dazu gibt es verschiedene Kooperationsplattformen, die momentan noch mehr oder weniger genutzt werden.
Auf der Jahrestagung des Telecommunications Executive Circle in Frankfurt diskutierten führende Vertreter der Branche darüber, ob derartige Kooperationsmodelle überhaupt sinnvoll sind oder nicht. Alle Player haben ein großes Interesse an einer wachstumsorientierten Entwicklung, trotzdem sind die Netzbetreiber und Provider auch untereinander Konkurrenten. Doch den Verbrauchern ist es wichtig, möglichst schnell an einen leistungsfähigen Breitbandzugang zu bekommen, falls dieser am Ort noch nicht verfügbar ist.
Telekom sieht weiterhin einen Technologiemix
Telecommunications Executive Circle in Frankfurt
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Laut einem Vodafone-Sprecher kommt bald die Datenexplosion, aber auch neue Geschäftsmodelle wie das autonome und vernetzte Auto. Ein Auto werde in Zukunft pro Sekunde 6 GB Daten produzieren. Ohne leistungsfähige Netze werde das nicht funktionieren. Der LTE-Nachfolger 5G werde prinzipiell ein Festnetz sein, das in die Luft verlängert wird. Vodafone geht davon aus, dass diese Herausforderungen nur gemeinsam zu stemmen sind. Im ländlichen Raum will Vodafone auch eng mit Gemeinden zusammenarbeiten, insbesondere auch bei der Versorgung von Gewerbegebieten.
Ein Telekom-Sprecher wies darauf hin, dass Deutschland eben ein Flächenland sei. Die Herausforderungen seien enorm und darum begrüße auch die Telekom Kooperationen, insbesondere beim Glasfaserausbau. Die Telekom komme geschichtlich betrachtet vom Eigenausbau, eine Phase dieses Eigenausbaus sei noch der Vectoring-Ausbau in den kommenden ein bis zwei Jahren. Letztendlich glaube die Telekom an einen Technologiemix, bei dem verschiedene Techniken (Glasfaser, Kupfer, Mobilfunk) nebeneinander existieren.
Die Telekom wird den Eigenausbau also fortsetzen, dieser soll aber durch Kooperationen mit anderen Playern ergänzt werden. Momentan sei es ja so, dass nur eine Firma Wholesale-Kontingente verkauft (die Telekom) und alle anderen Wholesale-Kontingente nur einkaufen (die Mitbewerber). Dies werde sich umkehren, und auch die Telekom werde Leistungen bei anderen Netzbetreibern einkaufen. Erst Anfang September hatte die Deutsche Telekom mitgeteilt, dass sie Glasfaser-Anschlüsse mit bis zu 1 GBit/s für Privatkunden vermarktet. Das Angebot kostet knapp 120 Euro pro Monat.
Mehr Regulierung oder weniger?
Uneins waren die Teilnehmer der Diskussionsrunde über die Frage, ob dank steigender Kooperationen beim Breitbandausbau die zum Teil strenge Regulierung gelockert werden könne. Vodafone pochte darauf, dass insbesondere große Player wie die Telekom weiter reguliert werden müssten. Die Telekom räumte ein, dass die Nutzung des aus Bundespost-Zeiten stammende Kupfernetz weiterhin reguliert werden müsse. Bei der Glasfaser handele es sich aber um einen ganz anderen Markt, bei dem prinzipiell alle Anbieter in Deutschland noch ganz am Anfang stünden.
Vodafone entgegnete, die Telekom habe durch die Kupfer-Infrastruktur eben doch einen enormen Wettbewerbsvorteil, denn das Glasfasernetz setze auf dieser Infrastruktur auf. Die Telekom entgegnete, auch die komplett monopolisierten TV-Kabelnetze seien geschlossen und für keine Wettbewerber zugänglich. Zur Abschaffung oder Reduzierung der Regulierung bleiben also die Positionen weiterhin strittig.
Die Vertreter kleinerer Netzbetreiber stellten klar, im Vordergrund stehe das, was die Geschäfts- und Privatkunden wollten, und das sei eine hohe Internet-Bandbreite. Die dahinter liegende Technologie sei erst einmal zweitrangig. Bei Kooperationen sei es aber wichtig, stets auf eine gute Auslastung zu achten, um die Netze voll zu bekommen und wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Lesen Sie auch: Glasfaser ist nach Meinung des BREKO die Zukunft für Gigabitnetze. Daher will man mit einer neuen Methode die Nachfrage nach echten Glasfasernetzen und -anschlüssen für Unternehmen und Privathaushalten ankurbeln.