Glasfaser

Auf Kuschelkurs: Kooperationen im Breitbandausbau

Nachdem die Deut­sche Telekom ein gemein­sames Unter­nehmen mit EWE gegründet hat, koope­riert sie nun auch mit der Deut­schen Glas­faser, um den Breit­band­ausbau voran­zutreiben. Sie hat allen Grund dazu, denn die Konkur­renz schläft nicht.
Von Marc Hankmann

Glas­faser Nord­west heißt das Joint Venture zwischen EWE und Telekom. Im Nord­westen der Repu­blik soll es 1,5 Millionen Haus­halte mit schnellem Internet versorgen. Rund zwei Milli­arden Euro will Glas­faser Nord­west für ein FTTB/H-Netz in Teilen Nie­dersachsens, Nord­rhein-West­falens und Bremens inves­tieren. Die ersten Ausbau­gebiete befinden sich in Belm und Clop­penburg, gefolgt von Achim, Bremen, Bremer­haven, Delmen­horst, Emsdetten, Georgs­mari­enhütte, Olden­burg, Stade, Tostedt, Weyhe und Vechta. Das Netz soll im Sinne des Open Access für Dienst­anbieter ge­öffnet werden, sodass Kunden zwischen verschie­denen Tarifen wählen können. Uwe Nickl, CEO von Deutsche Glasfaser (l.), und Dirk Wössner, Vorstand Telekom Deutschland, besiegeln die neue Kooperation für das Ausbauprojekt in Lüdinghausen Uwe Nickl, CEO von Deutsche Glasfaser (l.), und Dirk Wössner, Vorstand Telekom Deutschland, besiegeln die neue Kooperation für das Ausbauprojekt in Lüdinghausen
Deutsche Telekom
Darüber hinaus koope­riert die Telekom nun auch mit der Deut­schen Glas­faser im Rahmen eines Open-Access-Models. Im nord­rhein-west­fäli­schen Lüding­hausen wer­den die Bonner bestehende Netz­infra­struk­turen der Deut­schen Glas­faser nutzen, um ihre eigenen Ange­bote zu verbreiten. Das betrifft bislang rund 9000 Haus­halte. Die Telekom-Produkte werden zudem auch Haus­halten im Ausbau­gebiet der Deut­schen Glas­faser ange­boten, die noch keinen FTTH-Anschluss haben. Das Tele­kommu­nika­tions­unter­nehmen aus dem müns­terlän­dischen Borken wird dafür die Haus­anschlüsse entspre­chend nach­rüsten.

Ausbau im Müns­terland

Die Deut­sche Glas­faser ist darüber hinaus nicht weit von Lüding­hausen entfernt eben­falls aktiv. Der Kreis Waren­dorf machte bereits als größtes Breit­band­förder­projekt in Deutsch­land von sich reden. Der Kreis erhält 160 Millionen Euro an Förder­mitteln. Die Deut­sche Glas­faser wird das Netz bauen. Begonnen wird in Ostbe­vern, Waren­dorf, Ennigerloh, Ahlen, Telgte und Dren­stein­furt. Vom Breit­band­ausbau sollen 13500 private Haus­halte, 2100 Gewer­bebe­triebe und 50 Schulen profi­tieren.

Die Deut­sche Glas­faser wird 4133 Kilo­meter Leer­rohre für 7208 Kilo­meter Glas­faser­leitungen verlegen. Die Borkener sind im Kreis Waren­dorf keine Unbe­kannten. Das Tele­kommu­nika­tions­unter­nehmen hat nach Angaben von Petra Mich­alczak-Hüls­mann, Geschäfts­führerin der Gesell­schaft für Wirt­schafts­förde­rung im Kreis Waren­dorf, bereits privat­wirt­schaft­lich rund 28000 Privat­haus­halte und knapp 500 Unter­nehmen Anbieter-offen ange­schlossen. Demnächst startet die Markt­erkun­dung in Senden­horst.

Stadt­werke bauen Breit­band­netze

Alfons Reinkemeier (l.), Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Münster, und Geschäftsführer Sebastian Jurczyk im zentralen Knotenpunkt für das Glasfasernetz im Kreuzviertel Alfons Reinkemeier (l.), Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Münster, und Geschäftsführer Sebastian Jurczyk im zentralen Knotenpunkt für das Glasfasernetz im Kreuzviertel
Stadtwerke Münster
Wenn in Lüding­hausen und im Kreis Waren­dorf ausge­baut wird, darf die Metro­pole des Müns­terlands natür­lich nicht fehlen. Anfang Januar nahmen die Stadt­werke Münster nach gut einjäh­riger Bauzeit ihr neues Glas­faser­netz im Kreuz­viertel in Be­trieb. Im beliebten Wohn­quar­tier der Domstadt verlegten die Stadt­werke mehr als 100 Kilo­meter Kabel­leitung und schlossen über 900 Gebäude an das neue Versor­gungs­netz an. Das Kreuz­viertel ist das erste Viertel Müns­ters, in dem die Stadt­werke High­speed-Internet anbieten können.

Derzeit sind die Bautrupps im Hansa­viertel unter­wegs. Parallel beschäf­tigen sich die Stadt­werke mit den Ausbau­möglich­keiten der „weißen Flecken“, schlechter versorgten Gebieten im Rand­bereich der Stadt sowie in Amels­büren.

Auch außer­halb des Müns­terlands geht der Breit­band­ausbau voran. Die Stadt­werke Speyer (SWS) werden das "Glas­faser­gebiet Auestraße" flächen­deckend ausbauen. Von rund 1250 poten­ziell anzu­schlie­ßenden Wohn- und Gewer­beein­heiten konnten 36,4 Prozent unter Vertrag genommen werden. „Wir haben unser Ziel, eine Vorver­mark­tungs­quote von 40 Prozent, zwar nicht ganz erreicht, wollen aber trotzdem einen flächen­deckenden Ausbau starten, um Speyer den Weg in die digi­tale Zukunft zu öffnen“, betonte SWS- Aufsichts­rats­vorsit­zende Stefanie Seiler. Die Inves­titi­onskosten betragen für die Jahre 2020 und 2021 4,2 Millionen Euro.

Schnelles Internet für Ebermannstadt: Bürgermeisterin Christiane Meyer, Geschäftsführer der Stadtwerke Ebermannstadt Jürgen Fiedler und M-net-Regionalmanagerin Sandra Stiedl (v.l.) Schnelles Internet für Ebermannstadt: Bürgermeisterin Christiane Meyer, Geschäftsführer der Stadtwerke Ebermannstadt Jürgen Fiedler und M-net-Regionalmanagerin Sandra Stiedl (v.l.)
M-net
In Eber­mann­stadt koope­rieren die hiesigen Stadt­werke mit der Münchener Stadt­werke­tochter M-net. Dank des baye­rischen Förder­programms wurden die Orts­teile Wolken­stein, Bucken­reuth, Rothen­bühl, Gassel­dorf und Burg Feuer­stein erschlos­sen. Der Ausbau umfasste 118 private Haus­halte und 15 Gewer­beein­heiten, die nun mit bis zu 300 MBit/s im Internet surfen können.

In Bruck­berg unter­zeich­nete Bürger­meister Wilhelm Hutz­enthaler einen Koope­rati­onsver­trag mit M-net. Knapp 350 wei­tere Wohn- und Gewer­beein­heiten sollen ans FTTB-Netz ange­schlossen werden. Dafür verlegt M-net 65 Kilo­meter Leer­rohre und 147 Kilo­meter Glas­faser­leitungen. Infra­struk­turpartner der Münchener ist die "Energie Südbayern". Ein weiteres Beispiel dafür, wie Koope­rationen den Breit­band­ausbau voran­bringen.

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