BREKO

BREKO: Unitymedia-Fusion nicht genehmigungsfähig

Der Fach­verband BREKO glaubt nicht an eine Stär­kung des Wett­bewerbs durch den Telefónica-Deal. Im Gegen­teil. Vor allem regio­nale Glas­faser­anbieter würden ausge­bremst werden.
Von Wolfgang Korne

Die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone bleibt umstritten. Die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone bleibt umstritten.
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Die geplante Über­nahme der Kabel­netze der Liberty-Global-Tochter Unity­media durch Voda­fone steht weiter in der Kritik. Der Bundes­verband Breit­band­kommu­nika­tion e. V. (BREKO) hat sich noch­mals skep­tisch über die Folgen des Zusam­menschlusses geäu­ßert. Er fürchtet eine erheb­liche Einschrän­kung des Wett­bewerbs. Im Vorfeld hatte Voda­fone ange­boten, sein Kabel­netz hier­zulande nach erfolgter Über­nahme für Telefónica Deutsch­land (o2) zu öffnen, um – so Voda­fone – „noch mehr Breit­band-Wett­bewerb“ zu errei­chen. Telefónica hat sich auf seiner Webseite positiv zu diesem Angebot geäu­ßert und sieht dies eben­falls als Chance für mehr Wett­bewerb.

Glas­faser­ausbau gefährdet

Die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone bleibt umstritten. Die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone bleibt umstritten.
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Dem wider­spricht der BREKO. Einer­seits bleibe es bei der Tatsache, dass bei einer gemein­samen TK-Markt­beherr­schung des künf­tigen Voda­fone-Kabel­netzes und Deut­scher Telekom kaum mehr Poten­zial für einen zukunfts­sicheren FTTB-/FTTH-Ausbau in diesen Gebieten verbliebe, wenn dort mehr als 70 Prozent der Kunden vertrag­lich an Kupfer- oder Kabel­netze gebunden seien und es zu einer „fried­lichen Ko-Exis­tenz“ zwischen Voda­fone und Telekom mit Auftei­lung des Marktes im Duopol käme. Eine entspre­chende Analyse habe man schon im November 2018 veröf­fent­licht.

Exklu­siver Vorteil für Telefónica

Ande­rerseits wolle Telefónica durch den „Exklusiv-Deal“ mit Voda­fone künftig konver­gente Bündel­produkte, also Internet, Tele­fonie und Fern­sehen plus Mobil­funk anbieten. Bünde­lan­gebote, die alter­nativen Netz­betrei­bern ohne eigenes Mobil­funk­netz nicht zur Verfü­gung stehen würden, da sie keine diskri­minie­rungs­freien Mobil­funk­vorleis­tungen erhalten. Durch den Netz­zugang für Telefónica würde es damit dem einzigen Mobil­funk­netz­betreiber, der nicht oder nur in sehr geringem Maß über eine eigene Fest­netz­infra­struktur verfügt, exklusiv ermög­licht, seinen Kunden Kombi-Produkte aus Fest­netz, Mobil­funk und TV anzu­bieten. Damit könnten die zwei de facto markt­mäch­tigen Mobil­funk­unter­nehmen Voda­fone und Telefónica diese Markt­macht künftig auch auf Bünde­lan­gebote mit Mobil­funk-Kompo­nente ausdehnen, so die Argu­menta­tion des BREKO.

Dies würde die Wett­bewerbs­fähig­keit insbe­sondere der vielen lokal und regional operie­renden Netz­betreiber schwä­chen, die in Glas­faser­anschlüsse bis mindes­tens in die Gebäude inves­tieren wollen. Der Fest­netz­wett­bewerb käme – anders als von Telefónica im haus­eigenen Blog prokla­miert – auf diese Weise gerade nicht in Schwung. Viel­mehr würde eine Markt­situa­tion zemen­tiert, die die Chance alter­nativer Fest­netz­betreiber ohne eigenes Mobil­funk­netz erheb­lich verrin­gert, einen wirt­schaft­lichen Glas­faser-Rollout in diesen Gebieten zu reali­sieren.

Alter­native Anbieter sollen Zugang zum Voda­fone-Netz erhalten

Über die Fusion, die nicht nur die Unity­media-Nieder­lassung in Deutsch­land, sondern auch die in der Tsche­chische Repu­blik, Ungarn und Rumä­nien betrifft, muss die EU-Kommis­sion bis zum 23. Juli entscheiden. Der BREKO hält den geplanten Zusam­menschluss auch weiter für nicht geneh­migungs­fähig. Sollte die EU-Kommis­sion eine Geneh­migung inklu­sive exklu­sivem Netz­zugang für Telefónica dennoch ins Auge fassen, könne diese nach Auffas­sung des BREKO nur in Verbin­dung mit einem Zugang für alter­native Fest­netz­betreiber zum Mobil­funk­netz von Voda­fone in Betracht kommen. Nur so könnten zumin­dest ansatz­weise vergleich­bare Wett­bewerbs­chancen auf dem Markt herge­stellt werden, glaubt man beim BREKO.

Noch mehr Infor­mationen über die Hinter­gründe der Fusion gibt es in einem weiteren Beitrag.

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