BREKO: Unitymedia-Fusion nicht genehmigungsfähig
Die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone bleibt umstritten.
Bild: dpa
Die geplante Übernahme der Kabelnetze der Liberty-Global-Tochter Unitymedia durch Vodafone steht weiter in der Kritik. Der Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO) hat sich nochmals skeptisch über die Folgen des Zusammenschlusses geäußert. Er fürchtet eine erhebliche Einschränkung des Wettbewerbs. Im Vorfeld hatte Vodafone angeboten, sein Kabelnetz hierzulande nach erfolgter Übernahme für Telefónica Deutschland (o2) zu öffnen, um – so Vodafone – „noch mehr Breitband-Wettbewerb“ zu erreichen. Telefónica hat sich auf seiner Webseite positiv zu diesem Angebot geäußert und sieht dies ebenfalls als Chance für mehr Wettbewerb.
Glasfaserausbau gefährdet
Die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone bleibt umstritten.
Bild: dpa
Dem widerspricht der BREKO. Einerseits bleibe es bei der Tatsache, dass bei einer gemeinsamen TK-Marktbeherrschung des künftigen Vodafone-Kabelnetzes und Deutscher Telekom kaum mehr Potenzial für einen zukunftssicheren FTTB-/FTTH-Ausbau in diesen Gebieten verbliebe, wenn dort mehr als 70 Prozent der Kunden vertraglich an Kupfer- oder Kabelnetze gebunden seien und es zu einer „friedlichen Ko-Existenz“ zwischen Vodafone und Telekom mit Aufteilung des Marktes im Duopol käme. Eine entsprechende Analyse habe man schon im November 2018 veröffentlicht.
Exklusiver Vorteil für Telefónica
Andererseits wolle Telefónica durch den „Exklusiv-Deal“ mit Vodafone künftig konvergente Bündelprodukte, also Internet, Telefonie und Fernsehen plus Mobilfunk anbieten. Bündelangebote, die alternativen Netzbetreibern ohne eigenes Mobilfunknetz nicht zur Verfügung stehen würden, da sie keine diskriminierungsfreien Mobilfunkvorleistungen erhalten. Durch den Netzzugang für Telefónica würde es damit dem einzigen Mobilfunknetzbetreiber, der nicht oder nur in sehr geringem Maß über eine eigene Festnetzinfrastruktur verfügt, exklusiv ermöglicht, seinen Kunden Kombi-Produkte aus Festnetz, Mobilfunk und TV anzubieten. Damit könnten die zwei de facto marktmächtigen Mobilfunkunternehmen Vodafone und Telefónica diese Marktmacht künftig auch auf Bündelangebote mit Mobilfunk-Komponente ausdehnen, so die Argumentation des BREKO.
Dies würde die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der vielen lokal und regional operierenden Netzbetreiber schwächen, die in Glasfaseranschlüsse bis mindestens in die Gebäude investieren wollen. Der Festnetzwettbewerb käme – anders als von Telefónica im hauseigenen Blog proklamiert – auf diese Weise gerade nicht in Schwung. Vielmehr würde eine Marktsituation zementiert, die die Chance alternativer Festnetzbetreiber ohne eigenes Mobilfunknetz erheblich verringert, einen wirtschaftlichen Glasfaser-Rollout in diesen Gebieten zu realisieren.
Alternative Anbieter sollen Zugang zum Vodafone-Netz erhalten
Über die Fusion, die nicht nur die Unitymedia-Niederlassung in Deutschland, sondern auch die in der Tschechische Republik, Ungarn und Rumänien betrifft, muss die EU-Kommission bis zum 23. Juli entscheiden. Der BREKO hält den geplanten Zusammenschluss auch weiter für nicht genehmigungsfähig. Sollte die EU-Kommission eine Genehmigung inklusive exklusivem Netzzugang für Telefónica dennoch ins Auge fassen, könne diese nach Auffassung des BREKO nur in Verbindung mit einem Zugang für alternative Festnetzbetreiber zum Mobilfunknetz von Vodafone in Betracht kommen. Nur so könnten zumindest ansatzweise vergleichbare Wettbewerbschancen auf dem Markt hergestellt werden, glaubt man beim BREKO.
Noch mehr Informationen über die Hintergründe der Fusion gibt es in einem weiteren Beitrag.