BREKO-Verband feiert: Auch Mobilfunk braucht Glasfaser
Der Festakt zum 20jährigen Jubiläum des BREKOverbandes fand in den historischen Bolle-Sälen in Berlin statt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Am 19. April 1999 gründeten 47 Unternehmen den Bundesverband Regionale und lokale Telekommunikationsanbieter. Im Jahre 2005 wurde der stark gewachsene Verband in „Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO)“ umbenannt. Inzwischen hat BREKO 350 Mitglieder, davon 200 Netzbetreiber. „70 Prozent der Netze aufbauenden Unternehmen sind in unserem Verband“, freute sich BREKO Präsident Norbert Westfal.
Feierstunde in Berlin
Der Festakt zum 20jährigen Jubiläum des BREKOverbandes fand in den historischen Bolle-Sälen in Berlin statt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zur Feierstunde hatte der Verband bekannte Persönlichkeiten der Branche nach Berlin geladen. Beispielsweise Dr. Iris Henseler-Unger, die ehemalige langjährige Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, die den Markt noch aus den 90er Jahren kennt. Damals wurde die Liberalisierung gestartet und man war neugierig, was passieren würde. „Da kommen Unternehmen aus dem Sektor Stadtwerke, die wollen eigene Telefonnetze bauen“, raunte die Branche ungläubig.
Schon beim zehnjährigen Jubiläum des BREKO hatte der Telekom Chef Tim Höttges eine Rede gehalten, die sich mit dem Riesen Gulliver beschäftigte, eine erste Kooperation kam zwischen der Telekom und einen privaten Wettbewerber zustande.
Vectoring 2 verzögerte den Glasfaserausbau
Viele Entscheidungen waren rechtlich getrieben. Die Telekom wünschte sich eine Aufhebung der Regulierung bei Glasfaser, der europäische Gerichtshof sah das anders.
Die „Vectoring-2“-Entscheidung hatte zur Folge, dass private Mitbewerber mit ihrer DSL-Technik aus den Hauptverteilern ausziehen und ein Bitstream-Vorleistungsprodukt bei der Telekom buchen mussten. Es gibt aber auch Ortsnetze, wo die privaten Wettbewerber „schneller“ waren und die Telekom ausziehen musste. „Als dieser Antrag da lag, konnte die Beschlusskammer nicht anders entscheiden“, erinnerte sich Henseler-Unger. Die Vectoring-2-Entscheidung habe den Glasfaserausbau deutlich verzögert. Damals galt das politische Ziel einer flächendeckenden 50 MBit/s Versorgung und das war mit kupferbasiertem Vectoring locker zu schaffen. Aber „heute ist Vectoring tot“, so das eindeutige Credo des Verbandes.
Staatliche Förderung zu kompliziert - dauert zu lange
BREKO-Präsident Norbert Westfal weiß, dass vor 5 bis 8 Jahren noch Kupfer angesagt war, heute ist es Glasfaser. Die Genehmigungen sind komplex und die Kommunen müssen „von Pontius bis Pilatus“ laufen, bis gefördert gebaut werden kann. Förderprogramme könnten sich als Hemmschuh erweisen, weil jeder erst einmal abwarte. Denkmalschutz oder Naturschutz seien komplex. Es wurde viel Zeit vertan, Schweden zeige, wie schnell das gehen könne.
Ja, es gebe einen Engpass im Tiefbau. Wer ein Unternehmen starten wolle, solle eine Tiefbaufirma gründen. Der BREKO hat deshalb eine „Tiefbaubörse“ gestartet, ein „Elitepartner für Netzbetreiber“.
Mobilfunk braucht Glasfaser
Mit Sorge sieht man beim BREKO den aktuellen politischen Fokus auf den Mobilfunk. Nur: Jede Antenne braucht ein Festnetz! Unglücklicherweise könnten gemeinsame Glasfaser für Festnetz und Mobilfunk nicht gefördert werden, das lasse das EU-Recht aktuell nicht zu.
Verlegte Glasfasern zu teuer?
Angebote regionaler Glasfaser-Netzbetreiber an die Mobilfunker, bereits vorhandene Glasfasern mitnutzen zu können, seien mit dem Argument „Nein Danke, Ihr seid uns zu teuer“ abgelehnt worden. Der Mobilfunk hoffe auf ein Förderprogramm, welches die Glasfasern zu den Sendemasten quasi „kostenlos“ lege und damit die bereits erfolgten Investitionen entwerte. Ansonsten würden sie lieber Richtfunk zur Anbindung verwenden, nur „Richtfunk ist wie Kupfer“.
Kunde will überall Netz
Bei der TK-Regulierung sei ein „Ruf nach mehr Staat“ zu beobachten. Der Kunde ist anspruchsvoller geworden, er erwartet überall Netz. Die Unternehmen müssten den Ausbau auf dem Land über die Einnahmen aus der Stadt quer subventionieren. Die Politik baue einen immensen Druck auf, dass die Netze auf- und ausgebaut werden. Nur Investitionen bräuchten einen längeren Zeitrahmen.
Immerhin kämen bei der aktuellen Diskussion um die staatliche Mobilfunk-Infrastrukturgesellschaft übertriebene Vorschläge nicht zum Tragen. Wichtiger Meilenstein werde das neue Telekommunikationsgesetz (TKG) sein „und dann sind Wahlen“.
Wenig Bereitschaft, mehr Geld auszugeben
Bei den Kunden gebe es zu wenig Bereitschaft im Markt, für hochwertigen Mobilfunk oder Festnetz "ein paar Euro mehr" auszugeben. Die Leasingrate für den Dienstwagen dürfe höher als der monatliche Grundpreis für den Glasfaseranschluss der Firma oder den Mobilfunkvertrag sein. Man habe die Marktpreise auf „abgeschriebene Infrastruktur runter geprügelt.“ Der Markt sei rein angebotsorientiert. Selbst wenn fertige Glasfasernetze verlegt seien, wollten Kunden oft nicht wechseln. „Der Bürgermeister vor Ort“ sei oft der wesentliche Entscheider, der die Bevölkerung vor Ort motivieren könne. „Sollten wir mehr Nachfrage orientiert bauen?“ Viele Leute seien heute mit 50 MBit/s zufrieden. Andererseits sollte doch auch vorausschauend gebaut werden.
Staat nur im Notfall einspannen
Henseler-Unger plädierte dafür, den Staat „nur im äußersten Notfall“ einzuspannen und brachte den Digitalfunk für Sicherheitsbehörden (BOS) als Beispiel. „Wie lange hat das gedauert, bis das Netz gebaut wurde und welche Qualität hat es?“
Obwohl nicht mehr im Amt, brachte Dr. Henseler-Unger die neue Linie der Bundesnetzagentur auf den Punkt: „Die Branche sollte erwachsen werden, sollte kooperieren statt immer nach Regulieren zu rufen.“
Was die hochkarätige Gäste dem BREKO zum Geburtstag mitteilten, lesen Sie in einem weiteren Artikel.