Buzzword 5G

Homann: Es gibt keine 5G-Frequenzen

BNetzA-Präsident Jochen Homann war der wichtigste Mann der letzten Tage und musste für seinen 5G-Plan viel Kritik einstecken.
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BNetzA-Präsident Jochen Homann nutzte die Gelegenheit, über die Hintergründe der 5G-Versteigerung zu informieren. BNetzA-Präsident Jochen Homann nutzte die Gelegenheit, über die Hintergründe der 5G-Versteigerung zu informieren.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
"Der wichtigste Mann der letzten Tage" (so Minister Scheuer) am Donnerstag bei der Breko-Jahrestagung: Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, nutzte die Gelegenheit, noch einmal dem Fachpublikum die Regeln für die kommende Auktion zu erläutern.

Kein Grund zur Panik

BNetzA-Präsident Jochen Homann nutzte die Gelegenheit, über die Hintergründe der 5G-Versteigerung zu informieren. BNetzA-Präsident Jochen Homann nutzte die Gelegenheit, über die Hintergründe der 5G-Versteigerung zu informieren.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
In Anspielung auf den Berliner Tagungsort "Hotel Titanic" beruhigte Homann die Gäste: Es sei kein Anlass zur Untergangsstimmung. "Die kommende Auktion ist kein Endspiel, wir sind mitten in einem Prozess und müssen die bereits zugeteilten Frequenzen erst freiräumen." Der Mobilfunkgipfel hatte einen besseren Netzausbau zum Ziel. In wenigen Jahren, vielleicht 2023 oder erst 2026 würden passende Flächenfrequenzen versteigert.

Es gibt keine 5G-Frequenzen

Homann räumte mit Vorurteilen auf. "Es gibt keine 5G-Frequenzen. Wir versteigern Frequenzen, die für 5G geeignet sind." Die Diskussion der letzten Zeit sei fehlgeleitet. "Wenn wir jedes Netz auf 3,5 GHz flächendeckend ausbauen wollen, brauchen wir für jedes Netz schon dreistellige 100 000er-Stationszahlen. Da bekommen wir schon jetzt Proteste von Bürgern auf den Tisch."

Im Übrigen, so fuhr Homann gut gelaunt fort, stehe in den Auflagen drin: Bundesautobahnen, Land-, Staats-, Kreisstraßen und Schienennetze, damit werde doch die Fläche erreicht!

Viele aus der Branche hätten ihm vorgeworfen, die Auflagen "verschärft" zu haben. "Ja das stimmt." Auf der anderen Seite gebe es die Anrechnungsformel beim Ausbau. Diese solle ein Antrieb für Kooperationen sein, die zu sinkenden Kosten führen werde. Klar ist, dass wir so "nicht alle weißen Flecken erreichen" können. Das wäre dann die Aufgabe der Politik, mit öffentliche Subventionen diese Bereiche noch zu erschließen.

Flächendeckung durch Negativoptionsversteigerung?

Homann könnte sich vorstellen, "weiße Flecken" über eine Negativoption zu versteigern. Wer am wenigsten fordert, solle den Zuschlag für den Ausbau bekommen. Er finde diese Idee sehr charmant.

700 MHz war auf Wunsch der Politik vergeben worden, müsse aber noch freigeräumt werden. Derzeit funken dort noch TV-Sender.

Die Bundesnetzagentur habe bewusst bestimmte Frequenzen für lokale Anwendungen reserviert, sehr zum Ärger der Mobilfunkanbieter. Homann verwies darauf, dass solche lokale Frequenzen auch die Landwirtschaft beantragen könne. Dass die Industrie eigene Frequenzen wolle, sei für ihn nachvollziehbar, da sie ein "eigenes Netz für ihre Geschäftsgeheimnisse" benötigten. Wichtig sei, dass dabei am Ende Kooperationen herauskämen.

Keine Verpflichtung möglich

Die von einigen Spielern gewünschte Verpflichtung für Diensteanbieter oder Nationales Roaming erlaube das TK-Gesetz nicht, "das habe ich von Anfang an gesagt. Wir wollen weitere Anbieter. Wir können es aber nicht vorschreiben."

Derzeit gebe es drei unterschiedliche Mobilfunkanbieter, welche unterschiedliche Prioritäten in der Fläche und in den Ballungsgebieten haben.

Ein Nationaler Roamingzwang wäre kein Wettbewerb. Gefragt seien Unternehmen die handeln, die verhandeln, deswegen habe er ein Verhandlungsgebot erlassen.

Bekenntnis zur Glasfaser

Mobilfunk tauge nichts, wenn keine Glasfaser dahinter liege. Deswegen seien leistungsfähige Netze so wichtig. 80 Prozent der Haushalte können heute schon Breitband mit 50 MBit/s haben.

Der neue EU-Telekommunikations-Kodex schaffe Spielraum für Regulierung und ermögliche "Open access"-Angebote und damit Kooperationen zwischen Unternehmen. So lasse sich der Weg in eine erfolgreiche Digitalisierung schaffen.

Homann findet, dass hier "eine Diskussion ohne fachliche Begründung geführt" werde. Vielen sei gar nicht klar, was da versteigert wird. Homann warf der Branche vor, es nicht verstanden zu haben, der Öffentlichkeit und der Politik zu erklären, um was es eigentlich geht. 5G sei ein Buzzword, "wer das nicht hat, hat die Zukunft verspielt". Und: "Es wird immer Funklöcher geben."

Auf die Frage, welche Anbieter sich beworben hätte, verwies Homann darauf, dass die Anmeldung bis zum 25. Januar 2019 laufe.

GEREK: Skeptisch, ob europäischer Kodex Flächendeckung bringen wird

Angeregte Gespräche unter der Moderation von Ina Karabasz (Handelsblatt, links), Jochen Homann (BNetzA) und Johannes Gungl (GEREK) Angeregte Gespräche unter der Moderation von Ina Karabasz (Handelsblatt, links), Jochen Homann (BNetzA) und Johannes Gungl (GEREK)
Foto: BREKO / Hattmann
Dr. Johannes Gungl, Vorsitzender des Gremiums der europäischen Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (GEREK) und an leitender Stelle bei der österreichischen Regulierungsinstitution RTR tätig, weiß noch nicht, ob der europäische Telekommunikations-Kodex für mehr Flächendeckung sorgen wird.

Es solle Co-Investment, Co-Sharing, und einen weniger bürokratischen Zugang geben. Das neue Ziel sei die Förderung von Konnektivität, solche Modelle existierten bereits in Spanien oder Portugal.

Der Kodex werde Türen öffnen, auch zu den Incumbents (langjährig bestehende Anbieter, oft frühere Staatsmonopole), die Industrie müsse umdenken. Bisher gab es den Gegensatz zwischen den Incumbents und den "neuen Anbietern" oder denen, die investieren wollten und denen, die "kostenlos" aufs Netz wollten. Das sei jetzt komplett anders.

Superschnelles Internet gar nicht gefragt?

Sorge mache das drastische Nachfragedefizit in Deutschland und Österreich. Das Pushen von Angeboten reiche nicht, man müsse die Ärmel aufkrempeln. In Österreich werde inzwischen viel mehr über 5G geredet, gerade sei ein Digitalministerium neu eingerichtet worden. Das Thema Mobilfunkversorgung werde aber noch viel zu wenig diskutiert.

In Österreich werden die 700 MHz erst im Jahre 2020 versteigert. "Österreich ist ein Mobilfunk-Land, viele haben kein Festnetz mehr. Mobiles Breitband wird hier als als Festnetzersatz verwendet."

Henseler-Unger: Zuversichtlich

Die ehemalige Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, Iris Henseler-Unger und Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens WIK-Consult, glaubt hingegen, dass der Kodex Flächendeckung herstellen könne.

Über ihre Untersuchung zu Defiziten beim Tiefbau und zu möglichen Lösungsansätzen berichten wir noch gesondert.

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