Fehlverbindungen

Bandansage statt Gespräch: Probleme bei Auslandsgesprächen

Routing über mehrere Anbieter im Netz kann zu Probleme führen
Von Thorsten Neuhetzki

Immer wieder tritt in den vergangenen Wochen und Monaten ein Phänomen auf, das viele Telefon-Kunden ärgert. Statt dem gewünschten Gesprächspartner im Ausland hören sie eine Bandansage, die mit dem eigentlich angerufenen Anschluss aber nichts zu tun hat. Das Problem erstreckt sich über mehrere Länder und betrifft auch mehrere Anbieter. Dabei trifft die vom Kunden gewählten Call-by-Call-Anbieter zunächst einmal keine direkte Schuld.

Die Anbieter von Call by Call haben in den allermeisten Fällen keine eigenen Leitungen für Gespräche ins Ausland. Sie kaufen sich die Minuten bei Großhändlern ein. Das können beispielsweise Colt, Verizon, die Deutsche Telekom oder zahlreiche andere Anbieter sein, die auch über die Landesgrenzen hinaus Leitungen liegen haben. Die über eine Call-by-Call-Nummer geführten Gespräche werden also an diesen Großhändler übergeben. Doch auch dieser stellt die Gespräche im Ausland oft nicht direkt zu, sondern übergibt sie ein weiteres Mal. Die Übergabe kann dabei entweder an einen lokalen Partner im Zielland erfolgen oder aber an einen weiteren Zwischenhändler.

Auch das Freizeichen ist kostenpflichtig und kommt vom Band

In Einzelfällen kommt es mittlerweile vor, dass sich am Ende der Verbindungskette ein Schwarzes Schaf tummelt. Hier wird dann schlicht eine Ansage geschaltet, die eine Verbindung vortäuscht. Im jüngsten Fall handelte es sich um Verbindungen zu brasilianischen Handys. Hier meldete sich nach langem Freizeichen eine Frau, die so tut, also würde sie den Anrufer nicht verstehen. Dann bittet sie auf portugiesisch um einen Moment Geduld und legt das Handy scheinbar zu Seite. Der Gebührenticker zählt dabei nicht erst ab dem Moment in dem sich die Frau meldet, sondern bereits ab dem Freizeichen. Daher scheint auch dieses bereits vom Band zu kommen.

Den Call-by-Call-Anbietern ist dieses Phänomen zum Teil bekannt. Sie sind allerdings auf Hinweise aus der Kundschaft angewiesen. Denn nicht nur die Call-by-Call-Anbieter können das Routing relativ unkompliziert über andere Großhändler realisieren, auch die Großhändler können ihr Routing im Hintergrund jederzeit umstellen, ohne dass der Call-by-Call-Anbieter hierauf direkten Einfluss hat. Dabei wissen vermutlich weder der Endkunden-Anbieter noch der Großhändler, wenn am Ende der Kette ein Carrier die Verbindungen und somit die ihm zustehenden Entgelte kassiert, dafür aber keine Leistung erbringt. Bekannte Fälle gibt es zumindest für Verbindungen nach Kuba, Großbritannien sowie Brasilien. Zur Fehlersuche benötigen die Anbieter in der Regel den Zeitpunkt des Gespräches, und die Telefonnummern des Anrufers und des Angerufenen.