Billig-Nummern

Call by Call: Warum billige Mobilfunktarife nicht immer günstig sind

Vorsicht bei der Nutzung von extrem billigen Call-by-Call-Tarifen
Von Thorsten Neuhetzki

Seit einigen Wochen mag sich der ein oder andere Call-by-Call-Nutzer beim Blick in die Tariftabellen die Augen reiben. Die Minutenpreise waren auf unter 4 Cent pro Minute gefallen - so billig war es noch nie, aus dem deutschen Festnetz ein Handy anzurufen. Auch heute liegt der billigste Call-by-Call-Anbieter mit seinem Minutenpreis bei exakt 5 Cent. Doch wie günstig sind diese Billig-Angebote wirklich, wer kann sie nutzen und worauf müssen Sie achten?

Das kosten Mobilfunkgespräche für die Anbieter

Die Kosten für Gespräche in die Mobilfunknetze liegen derzeit weit unter dem Einkaufspreis. Diese setzen sich wie folgt zusammen: Wer ein Gespräch auf offiziellem Wege in ein deutsches Mobilfunknetz vermittelt, muss dem entsprechenden Mobilfunkanbieter ein so genanntes Interconnection-Entgelt zahlen. Dieses Entgelt ist von der Bundesnetzagentur festgelegt, also für alle Anbieter gleich. T-Mobile und Vodafone berechnen für ankommende Gespräche 6,59 Cent pro Minute, E-Plus und o2 mit 7,14 Cent pro Minute etwas mehr. Diese Beträge sind Netto-Preise und werden im Sekundentakt abgerechnet. Die Brutto-Preise liegen also bei 7,84 bzw. 8,5 Cent pro Minute.

Neben diesen Kosten fallen bei den vermittelnden Call-by-Call-Anbietern aber auch noch Kosten für die Übernahme des Gespräches aus dem Festnetz an - das ist der Festnetz-Interconnect. Dieser liegt je nach Uhrzeit brutto bei mindestens 0,45 bis 0,64 Cent pro Minute. Im besten Fall entstehen also Interconnect-Kosten von 8,29 Cent pro Minute brutto im Sekundentakt. Noch nicht berücksichtigt sind die Kosten, die durch die Rechnungslegung auf der Telekom-Rechnung entstehen. Ebenfalls nicht eingerechnet sind Kosten, die durch das Personal oder eigene Technik entstehen - Gewinn gibt es auch noch nicht.

Marktpreis weit unter Einkaufspreis

Bei einem Brutto-Einkaufspreis von knapp 8,3 Cent pro Minute kann ein Call-by-Call-Anbieter bei billigen Minutenpreisen nur über den Taktgewinn noch ein Plus einfahren. Legt ein Kunde also 5 Sekunden nach dem Erreichen der Mailbox wieder auf, so sind dem Anbieter nur Kosten in Höhe von 0,7 Cent entstanden, dank des Minutentaktes berechnet der Anbieter dem Kunden aber 5 Cent. Doch sobald der Kunde die Leitung länger nutzt, fällt der Taktgewinn weitestgehend weg und der Anbieter verliert Geld. Es geht ihm also bei einer Platzierung mit einem Billigtarif nur darum, vorne in der Tabelle zu stehen.

Doch was hat ein Anbieter von einer Tabellen-Platzierung, mit der er minütlich Geld verliert? Viele Anbieter setzen auf zwei Effekte. Der eine ist, dass die Nutzer den Anbieter auch für Telefonate zu anderen Zielen verwenden. Dadurch verdient der Anbieter dann in aller Regel viel Geld, da die Minutenpreise für andere Ziele oftmals sehr hoch sind. Das zweite Ziel ist, dass die Kunden den Anbieter auch noch nutzen, wenn die Minutenpreise bereits wieder gestiegen sind. Und genau das passiert bei den Billigtarifen oftmals sehr schnell. Es gibt also keine Garantie, dass ein Anbieter, der heute billig ist auch morgen noch günstige Minutenpreise anbietet.

So können sich Nutzer vor Kostenfallen schützen

Wer mittels Call by Call ein Handy anruft, hat zwei Möglichkeiten, sicher nicht in eine Tariffalle zu tappen. Wer die absoluten Billig-Angebote nutzen will um Geld zu sparen, sollte vor dem jeweiligen Telefonat die Minutenpreise überprüfen. Schon binnen weniger Stunden können die Preise steigen. Eine Tarifansage bieten die Discount-Anbieter in aller Regel nicht an, da diese den oftmals gewollten Effekt der Nutzung nach einer Tariferhöhung zunichte machen würde.

Einen anderen Schutz bieten Anbieter mit einer Tarifgarantie. Allerdings: Es wird aus den genannten Gründen keinen Anbieter geben, der eine Garantie für Minutenpreise von 5 Cent oder weniger anbietet. Derzeit offeriert Sparcall (01028) bis Ende des Monats eine Garantie über 6,99 Cent pro Minute. Auch dieser Tarif ist bei langen Gesprächen nicht kostendeckend - über Effekte wie Taktgewinn oder Nutzung der Vorwahl auch bei anderen Gesprächen kann der Anbieter jedoch vermutlich kostendeckend arbeiten.

In jedem Fall gilt bei Anbietern ohne Tarifgarantie und Tarifansage: Prüfen Sie vor dem Telefonat die Tarife. Möglich ist dies über unseren Tarifrechner und auf der Homepage des Anbieters.