Dienstleister

Herr der Funktürme und Sende­masten

Die Zeiten wo jeder Netzbetreiber sein eigenes Netz für sich alleine aufgebaut habe, seien vorbei. Der Chef der Deutschen Funkturm Management Gesellschaft plädierte für Kooperation
Von der Connect-EC-Konferenz in Dresden berichtet

Dr. Bruno Jacobfeuerborn, CEO der DFMG erklärt, worauf es beim künftigen Netzausbau ankommt. Dr. Bruno Jacobfeuerborn, CEO der DFMG erklärt, worauf es beim künftigen Netzausbau ankommt.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Welche Herausforderungen hält der von allen gewollte und diskutierte 5G-Netzausbau bereit? Ein wichtiges Thema bei er Connect-EC-Konferenz in Dresden.

Wir kennen Dr. Bruno Jacobfeuerborn - wobei „Jacobfeuerborn“ der Familienname ist - als langjährigen Technik-Chef (CTO) der Deutschen Telekom, der international einen wichtigen Einfluss beim Erstellen des 5G-Standards und des Mobilfunks der Zukunft hat. Inzwischen ist er Chef (CEO) der DFMG, der Deutschen Funkturm-Management Gesellschaft. Jacobfeuerborn ist damit Dienstleister und Herr aller Sendemasten und Sendetürme, bis hin zu den großen Fernsehtürmen der Deutschen Telekom.

Was macht die DFMG?

Dr. Bruno Jacobfeuerborn, CEO der DFMG erklärt, worauf es beim künftigen Netzausbau ankommt. Dr. Bruno Jacobfeuerborn, CEO der DFMG erklärt, worauf es beim künftigen Netzausbau ankommt.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Was macht die DFMG, fragte er eher rhetorisch und beantwortete die Frage gleich selbst: „Wir bauen für alle!“ Denn: „Viele Standorte sind für einen alleine unwirtschaftlich.“ Die DFMG hat etwa 30 000 eigene Standorte, vom Turm am Berliner Alexanderplatz bis zum bereits erwähnten Turm in Dresden-Wachwitz, den die Telekom wieder für die Bevölkerung öffnen will.

Telefónica Deutschland hat seine Sendetürme an die Betreibergesellschaft Telxius ausgelagert, E-Plus seine Sendetürme an American-Tower verkauft und zurückgemietet, die Rundfunker (Radio, Fernsehen) haben teilweise eigene Türme, viele senden von Standorten der Telekom.

Wir machen alles für Euch!

Jacobfeurborn bringt das auf den Punkt: „Wir machen alles für Euch!“ Und das sei wichtig bei 5G. Es gelte nicht mehr der Satz „Jeder baut für sich alleine“, sondern man müsse sich darauf vorbereiten, Infrastruktur zu managen. Es gäbe nicht weit von Dresden „weiße Flecken“ etwa im Elbetal, im Bayerischen Wald, im Schwarzwald, an Bahnstrecken, die müssen unbedingt noch versorgt werden.

Die Telekom ist aber auch für die Luftfahrt aktiv, das Europäische Luftfahrt Netz (EAN) wird teilweise über terrestrische Sender der Telekom betrieben. Neben der Luftfahrt ist das Unternehmen nicht auf Deutschland beschränkt. Die DFMG habe Türme in den Niederlanden übernommen und sei an der DTCP beteiligt, die über die „Cellnex“ die Sendetürme der Sunrise in der Schweiz betreibt. Seinen Kollegen rief Jacobfeuerborn zu: „Seht zu, dass Ihr die Standorte vermarktet!“

Jacobfeuerborn weiß, dass eine Reise von der Schweiz nach Deutschland durch mobilfunktechnisches Niemandsland führt und möchte diese Lücken schließen.

Psychologie einer Auktion

Da die Frequenz-Auktion in Mainz noch läuft, konnte sein Kollege und Nachfolger Walter Goldenits, CTO der Deutschen Telekom in Dresden nicht dabei sein. Offiziell dürfe man ja zur Auktion nichts sagen, aber Jacobfeuerborn gab einen psychologischen Einblick: „Bereits nach 20 Runden sieht man was rauskommt.“ Man müsse sich die Auktion gefühlsmäßig wie bei Ebay vorstellen: „Emotional. Man bietet und bietet... Die Leute sind geschult. Sie müssen sich fragen, was willst Du wirklich?“ Gleichwohl hofft Jacobfeuerborn, dass das Bieten bald ein Ende hat.

Der Staat wolle Geld und gebe gleichzeitig eine hohe Ausbauverpflichtung. Dabei sei heute schon die Frage: Wer baut wie und wo aus? Jacobfeuerborn sagte voraus: „Nach der Auktion werden die Telefone untereinander klingeln. Wo können wir gemeinsam was machen?

Was ist ein „White Spot“?

Wie wird ein "White Spot" ein "Funkloch" definiert? Wie wird das definiert? Selbst im Saal war man sich uneins. Ist ein Funkloch eine Stelle, wo absolut nichts geht oder ein Ort, wo keine Daten fließen?

„Der Wettbewerb findet in den Städten statt. Außerhalb rechnet sich das nicht.“ Die gewünschte Netzabdeckung sei nur hinzukriegen, „wenn wir beim Neubau gemeinsam vorgehen.“

Die (gemeinsame) Verwendung herkömmlicher Standorte bringe die Kosten runter. Das Sharing gäbe es in Deutschland bislang nur passiv, das heißt „an einem Standort hängen die verschiedenen Netzbetreiber ihre Antennen auf und installieren Sendeanlagen.“ Maximal in der U-Bahn oder Zug-Tunnels oder in Sportstadien komme es zu engeren Kooperation. Dabei seien auch Sharing von Antennen und sogar Frequenzen technisch möglich, das gäbe es aber derzeit nur in Ausland. Möglich sei vieles, darüber müsse man mit dem Regulierer reden.

„Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Haus bauen. Sie ersteigern ein Grundstück und bauen und nach 15 Jahren müssen sie das ganze erneut ersteigern?“ In den USA „kauft“ man Frequenzen auf Lebenszeit.

Die internationale Netzqualitäts-Diskussion ist ihm bewusst, aber Deutschland sei nicht schlechter als Albanien, der Vergleich sei Unfug.

Nur Kooperation führt zum Erfolg

Jacobfeuerborn plädierte für Kooperation. „E-Plus hat Prepaid erfunden, das wollte anfangs keiner. Erst als alle das gemacht haben, wurde es zum Erfolg“

Die Aufgabe sei nicht einfach. Neben Masten oder Türmen und Antennen sei ein Netz immer mehr Software, immer mehr Cloud-Computing komme dazu.

Die viel gepriesene MIMO-Antennen-Technologie, welche das Beamforming ermögliche (hier werden die Signale auf den aktuellen Kunden ausgerichtet) könnte Probleme bringen, weil aufgrund der bisher bekannten Rechenmethoden Grenzwerte überschritten werden können.

Welche Technologie ist die richtige? Man könne nicht mehr einfach eine Box kaufen. Da sei mehr dahinter.

Wenn 4G vorhanden ist, wird auch 5G möglich. Das 5G-New-Radio (NR) ist da. Es dauere noch, bis 5G wirklich komplett definiert sei. In Dresden forschen die Prof. Fettweis (am Vodafone Lehrstuhl) und Fitzek (Telekom Lehrstuhl). Jacobfeuerborn räumte ein, dass Vodafone anfangs schneller gewesen sei.

Telekom lädt Autos auf

Neben Sendestationen hat die DFMG ein neues Standbein entdeckt: Die Ladung von Elektroautos an Elektroladestationen der Telekom, die sich neben ausgesuchten „Verteilerkästen“ der Telekom befinden. Alleine in Dresden werden in Kürze drei neue Ladestationen in Betrieb gehen.

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