"Silicon Saxony" soll 5G-Modellregion werden
Der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer (3. v.r.), hätte die Mobilfunklizenzen lieber gegen drastische Netzausbauauflagen vergeben, wurde aber überstimmt.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Pünktlich startete gestern die erste Connect-EC-Messe im Kongress-Zentrum in Dresden, die am Wochenende ihre Tore für die Allgemeinheit öffnen wird. Schon sprechen die Veranstalter von einer „Frühjahrsshow der Elektronik" in Dresden, die dann auf dem noch größeren Messegelände in Dresden stattfinden könnte.
Im "Silicon Saxony", ein Wortspiel, das an das Silicon Valley in Kalifornien (USA) erinnern soll, arbeiten 60.000 Beschäftige, 600 Wissenschaftler forschen über 5G-Themen, im Mittelpunkt die Technische Universität Dresden, die sich dieses Jahr wieder um den Titel Exzellenz-Universität bewirbt, der am 9. Juli bekannt gegeben wird.
Die Connect-Messe führte dazu, dass viele Teilnehmer zum ersten Mal nach Dresden kamen, zumal das Kongresszentrum nur „einen Steinwurf“ vom historischen Stadtzentrum liegt. Mobilfunkmäßig ist das Kongresszentrum von allen drei Netzbetreibern gut versorgt, Telekom liefert auch indoor LTE, Vodafone schaltete beim Test auf 3G zurück.
Region Dresden Pilotregion für 5G?
Der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer (3. v.r.), hätte die Mobilfunklizenzen lieber gegen drastische Netzausbauauflagen vergeben, wurde aber überstimmt.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Die Region Dresden, so ist das Credo von Politkern, den Veranstaltern und Teilnehmern der Messe, soll ein „führender Standort im Bereich 5G“ werden. Medizin, Automobil, grosse OEMs, die Themen autonomes Fahren und Telemedizin, die Vereinbarung von Partnerschaften“, dafür sei die Connect Messe genau richtig. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) eröffnete vor Ort die Messe, um dann gleich mit Dr. Bruno Jacobfeuerborn, dem Chef der Deutschen Funkturm Management Gesellschaft der Deutschen Telekom, ein bilaterales Abkommen zu unterzeichnen.
„Wenn, dann machen wir es richtig“, betonte Jacobfeuerborn. Der Standort Dresden solle zum 5G-Hotspot und zur Modellregion ausgebaut werden, nicht nur für die Telekom, sondern auch für Vodafone und Telefónica (o2). Die DFMG werde alle in Frage kommenden Standorte im Besitz der Stadt Dresden für Mobilfunk ertüchtigen.
Fernsehturm wird wieder zugänglich gemacht
Als besonderes Bonbon wird die Telekom einen Herzenswunsch der Dresdener Bevölkerung erfüllen, den Fernsehturm im Stadtteil Wachwitz wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eigentlich hätte die Telekom den Turm nicht mehr unbedingt gebraucht und ihn sogar sprengen können, aber für die Bevölkerung ist die Turm sehr wichtig.
Der Turm wird seit 1969 für Fernsehen, Rundfunk sowie Mobilfunk genutzt und ist 252 Meter hoch. In etwa fünf Jahren könnte er wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Die sicherheitstechnische Aufwand ist beachtlich und rechnet sich rein wirtschaftlich überhaupt nicht. Mit öffentlichen Fördermitteln soll der Ausbau gelingen und ein Turmrestaurant und eine Aussichtsplattform wieder zum beliebten Ausflugsziel werden.
Ministerpräsident wollte Lizenzen gegen Netzausbau-Auflagen vergeben
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der sich im September um eine Wiederwahl bewirbt, ließ es sich nicht nehmen, persönlich vorbeizuschauen und trotz massiven Zeitdrucks in die Diskussion einzugreifen. Er selbst, so verriet er dem verblüfften Publikum, habe dafür plädiert, die Mobilfunklizenzen "so" zu vergeben, verbunden mit der Auflage für eine ordentliche Flächendeckung zu sorgen. Leider sei anders entscheiden worden.
Es bleibe keine Zeit, so Kretschmer, lange über den Sinn und Zweck und mögliche Bedenken gegenüber 5G-Mobilfunk zu diskutieren, weil Deutschland sonst den Anschluss zu verlieren drohe. „Wir müssen zu aller allererst bei den neuen Technologien mitmachen, weil sie unseren Wohlstand und unsere Zukunft sichern.“
Alles ist im Fluss in Dresden
Kretschmer habe im Freistaat Sachsen eine Digitalisierungsstrategie. Man nehme Geld in die Hand, baue Infrastruktur und Glasfaser gerade im ländlichen Raum. „Wir mussten schmerzlich lernen, dass die Gemeinden das nicht alleine schaffen, sie müssen kein Geld in die Hand nehmen." Viele Bürgermeister fragten ihn, wieso sie sich um Internet und Mobilfunk kümmern sollten, das sei doch Aufgabe von Telekom, Telefónica oder Vodafone. „Es gibt weiße Flecken im Land“, die endlich beseitigt werden müssten. Kretschmers Prioritäten sind: Straßenbau, ICE-Eisenbahn-Trasse und 5G-Versorgung. Das bringe einen Wettbewerbsvorteil.
Kretschmer räumte ein, dass seine Kinder noch kein eigenes Handy hätten, aber jeden Tag danach fragen. Dabei sei es wohl egal, ob es ein Telefon von Apple oder von Huawei werde, das sei doch „egal wie Kraut“.